Weltraumschrott & Umwelt Kommender Satellitenregen könnte das Klima beeinflussen
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08. Mai 2025, 13:50 Uhr
Die Zahl der Satelliten in Erdnähe steigt zusehends und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Forscher haben sich den Konsequenzen herabfallender Flugkörper angenommen, die künftig das Klima verändern könnten.
Im Februar sorgte ein Lichtschweif über Mitteldeutschland für Aufsehen. Eine Raketenstufe verglühte beim Wiedereintritt in die Atmosphäre und zeichnete ein Spektakel in den Himmel – ein Spektakel, was sich in Zukunft in schöner Regelmäßigkeit wiederholen wird. Denn die Zahl der erdnahen Satelliten steigt.
Mehr als 60.000 erdnahe Satelliten im Jahr 2040 erwartet
Derzeit befinden sich 5.500 solcher Objekte über uns, Tendenz steigend, da die Raumsonden für die Bereitstellung von Breitband-Internetzugang immer häufiger genutzt werden. Im Jahr 2022 schätzte der Rechnungshof der USA, dass es bis 2040 mehr als 60.000 erdnahe Satelliten geben könnte, von denen jeder eine Lebensdauer von etwa fünf Jahren hat. Es könnte dann alle ein bis zwei Tage ein Satellit in der Atmosphäre verglühen – und bei dieser Menge niederfallenden Weltraumschrotts, so warnen Forscher, drohen Konsequenzen für das Klima.
Beim Wiedereintritt der Hightech-Geräte in die Erdatmosphäre verglühen diese, es entstehen metallische Aerosolpartikel. Das Cooperative Institute for Research in Environmental Sciences (CIRES) in den USA hat modelliert, wie sich diese Partikel – namentlich Aluminiumoxid – auf die Stratosphäre, die zweite Schicht der Atmosphäre vom Erdboden aus gesehen, auswirkt. Die Arbeit des Forschungsteams um Chris Maloney legt nahe, dass sich bis ins Jahr 2040 zehntausende Tonnen Aluminiumoxid in der Stratosphäre ablagern könnten. So viel, dass sich das Klima ändern könnte, besonders an den Polen.
Aluminiumoxid wirkt auf Temperatur und Polarwirbel
Die neue Studie deutet bereits darauf hin, dass viel Aluminiumoxid in der Erdumgebung die Geschwindigkeit des Polarwirbels verändern, Teile der Mesosphäre (der Schicht über der Stratosphäre) um bis zu 1,5 Grad Kelvin aufheizen und die Ozonschicht beeinträchtigen könnte. Die Metallaerosole und andere Partikel, die von herabstürzenden Satelliten verdampft werden, würden wahrscheinlich mehrere Jahre lang in der Stratosphäre zirkulieren, so die Autoren.
"Was wir in dieser Studie zeigen, ist, dass selbst aus einer sehr groben Perspektive das Potenzial besteht, dass diese Wiedereintrittsaerosole stratosphärische und mesosphärische Prozesse beeinflussen, sei es durch Erwärmung oder Transport", so Chris Maloney. "Wenn wir diese Situationen mit mehr als 60.000 Satelliten in einer niedrigen Erdumlaufbahn erreichen, könnten wir tatsächlich beginnen, die mittlere Atmosphäre zu beeinflussen."
Forschung an Lösungen auch in Sachsen
Um das Problem Weltraumschrott in den Griff zu bekommen und die Zahl der unkontrollierten Abstürze zu minimieren, wird auch in Sachsen geforscht. In Dresden stellt ein Unternehmen Triebwerke für die Raumsonden her, die eine Steuerung von der Erde aus möglich machen. Auch an der Technischen Universität der Landeshauptstadt wird am Thema gearbeitet.
Links/Studien
Die Untersuchung "Investigating the Potential Atmospheric Accumulation and Radiative Impact of the Coming Increase in Satellite Reentry Frequency" ist im "Journal of Geophysical Research: Atmospheres" erschienen.
jar/pm
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 08. Mai 2025 | 12:36 Uhr
MDR-Team vor 2 Tagen
@part
Danke für den Hinweis, wobei diese grafische Darstellung sehr aufwändig wäre. Wir lobpreisen die KI nicht, sondern berichten regelmäßig über neue Entwicklungen mit Vor- und Nachteilen.
LG, das MDR-WISSEN-Team
part vor 2 Tagen
Die Erde ist ein Müllplanet, von Tiefseegraben bis zum Orbit, kein Wunder das andere Zivilisationen nur vorbeifliegen... eine grafische Darstellung der Orbitvermüllung wäre hier hilfreich gewesen, wo doch der MDR so gern die KI lobpreist.
MDR-Team vor 5 Tagen
Hallo W.Merseburger,
beim Verglühen von Satelliten entstehen Aluminiumoxid-Partikel, die sich in der Stratosphäre ablagern können. Laut der Studie könnten sie dort den Polarwirbel verändern, die Mesosphäre um bis zu 1,5 °C erwärmen und die Ozonschicht schädigen. Konkretere Folgen sind noch unklar. Der Klimaeffekt ist im Vergleich zu Treibhausgasen derzeit noch gering. Bei prognostizierten zehntausenden Satelliten bis 2040 könnte er aber relevant werden.
Freundliche Grüße vom MDR WISSEN-Team