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1.962 gebietsfremde Arten sind in Deutschland heimisch. Auch in Mitteldeutschland gefährden invasive Arten die Ökosysteme und die Wirtschaft.

MDR KULTUR - Das Radio Di 06.05.2025 13:49Uhr 00:25 min

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Mitteldeutschland stark betroffen Fast 2.000 invasive Arten in Deutschland heimisch

07. Mai 2025, 16:22 Uhr

Eine neue Studie hat nicht-heimische Arten in Deutschland katalogisiert. Der Großteil von ihnen sind Pflanzen und Insekten, ihr Einfluss auf das Ökosystem sei nicht ausreichend erforscht. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen leben jeweils über 1.000 gebietsfremde Arten.

In Deutschland gibt es fast 2.000 sogenannte invasive Arten. Die meisten dieser ursprünglich nicht in Deutschland heimischen Arten sind Pflanzen und Insekten, wie die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main am Dienstag mitteilte. Besonders häufig wurden die Tiere und Pflanzen aus benachbarten europäischen Ländern sowie Asien und Nordamerika eingeführt. Der Studie zufolge sind bei fast 98 Prozent der invasiven Arten die Auswirkungen auf heimische Ökosysteme und die Wirtschaft noch unbekannt.

Tourismus und Online-Handel führen zu Anstieg

Breiten sich Arten durch den Menschen in Gebieten außerhalb ihrer Heimat aus, ist die Rede von gebietsfremden oder invasiven Arten. Sie können erhebliche Schäden im Ökosystem anrichten, weil sie einheimische Arten verdrängen können. Einige Tiere, wie etwa der Damhirsch oder das Europäische Wildkaninchen, wurden schon vor Jahrhunderten eingeführt, für Jagdaktivitäten.

Kirschlorber-Hecke mit saftigen dicken grünen Blättern wuchert über Mauer mit rautenförmigen Lochmuster 3 min
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Doch inzwischen habe sich die Situation verselbständigt, erklärt Philipp Haubrock, der am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt (Main) beschäftigt war: "Neben landwirtschaftlichen Einführungen spielen heute die Haltung und Freisetzung von Organismen und der Tourismus eine entscheidende Rolle. Der Anstieg des Online-Handels und die globale Bewegung von Waren haben das Risiko der Einschleppung nicht-heimischer Arten durch Verpackungen und Produkte zusätzlich erhöht."

Meisten Arten sind Pflanzen und Insekten

Ein internationales Forscherteam um Haubrock erstellte nun erstmals eine umfassende Liste von insgesamt 1.962 nicht-heimischen Arten in Deutschland, einschließlich der betroffenen Lebensräume, Herkunftsregionen und der dokumentierten Auswirkungen.

Die Nosferatu-Spinne 3 min
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Kürzlich wurde die Nosferatu-Spinne erstmals in Sachsen gefunden. Eine Sensation, aber keine Seltenheit. Es ist wahrscheinlich, dass solche Spinnen auch in Ihrem Keller hausen.

Mi 03.02.2021 09:57Uhr 03:06 min

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"Aufgrund seiner zentralen Lage in Europa und seines umfangreichen Handelsnetzes ist Deutschland besonders anfällig für die Einführung und Ausbreitung nicht-heimischer Arten", erläutert der inzwischen an der britischen Bournemouth University forschende Gewässerbiologe. Er ergänzt: "Die meisten der in Deutschland eingeschleppten Arten sind Pflanzen, dicht gefolgt von Insekten und – mit größerem Abstand – von Wirbeltieren."

Sachsen bundesweit auf Platz vier, Thüringen und Sachsen-Anhalt knapp dahinter

Zu bekannten invasiven Arten gehören etwa Waschbär, Nutria und Nilgans. Die Nilgans, die ursprünglich aus Afrika stammt und sich seit den 1980er Jahren stark in Deutschland ausbreitete, macht heimischen Wasservögeln Konkurrenz um Brutplätze und Nahrung. Auch für die Landwirtschaft stellt sie ein Problem dar, weil sie Pflanzen schädigt. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr, wie Studien immer wieder zeigen. Vom Menschen eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten richteten so mehr Schäden an als die meisten Naturkatastrophen. Das hat ein internationales Forscherteam unter Beteiligung deutscher und österreichischer Wissenschaftler 2024 herausgefunden.

Die meisten etablierten invasiven Arten wurden der Studie nach in Bayern gemeldet. Sachsen liegt auf Rang vier im Bundeslandranking (1.097 Arten), gefolgt von Thüringen auf Platz sechs (1.020) und direkt dahinter Sachsen-Anhalt (1.019). Auf die Bevölkerungszahl gerechnet, führt Bremen gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Rund 80 Prozent der nicht-heimischen Arten leben an Land, einige kommen in Feuchtgebieten vor. Weniger als fünf Prozent besiedeln Süßwasser- oder andere spezielle Lebensräume.

Link zur Studie

Die Studie "Germany’s established non-native species: a comprehensive breakdown" ist in der Fachzeitschrift "Environmental Sciences Europe" erschienen.

idw/afp/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 06. Mai 2025 | 12:00 Uhr

6 Kommentare

Heine9002 vor 2 Tagen

Leider ist das Melden von großen Flächen mit Bärenklau oder von japanischem Knöterich bei der Umweltschutzbehörde sinnlos, da wird nur auf die Pflichten der Eigentümer verwiesen...
Die invasiven Arten interessiert dies natürlich in keinster Weise...
Hier bedarf es zwingend einer Bundesinitiative und entsprechender Finanzierung bzw. Prämienzahlungen!
Wie schlimm es z.Bsp. mit dem Knöterich ist, sind man entlang zahlreicher Fluss - und Bachläufe, s. Mulde, etc..
Das was es heute kostet, potentiert sich durch Nichtstun von Jahr zu Jahr, bis wir der Sache gar nicht mehr Herr werden!

part vor 3 Tagen

Waschbär und Co. werden wir nicht wieder los, weil der Wolf wieder bejagt werden darf. An die Nacktschnecken haben wir uns schon gewöhnt. Die neuesten Käfer aus Asien werden bald noch mehr Bäume schädigen und mir fällt keine Art ein, die nützlich wäre für die heimische Flora und Fauna, es sei denn der Eschen-Ahorn, der sehr vermehrungsfreudig ist und so die Bewaldung in der EU fördert gegenüber anderen Arten. Leider haben einige Stadtverwaltungen nicht erkannt, dass der asiatische Götterbaum extrem schädlich und giftig ist und reagieren einfach nicht.

MDR-Team vor 5 Tagen

Hallo LoG91,
danke für den Hinweis. Das Bild war in der Datenbank falsch bezeichnet. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen, wir haben die Graugänse durch echte Nilgänse ersetzt.
Viele Grüße vom MDR WISSEN-Team

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