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Quarantäne nützt der UmweltChina: Weniger Luftverschmutzung wegen Corona

21. März 2020, 09:45 Uhr

Die Umweltsatelliten der NASA und der ESA haben einen deutlichen Rückgang von Luftschadstoffen über China gemessen, während das Land mit strengen Quarantänemaßnahmen Covid-19 bekämpft hat.

von Clemens Haug

Vergleich der Stickoxidkonzentrationen in der Atmosphäre über China vor und während der Coronakrise. Bildrechte: NASA/ESA/Joshua Stevens

Die Umwelt in China kann jedes Jahr Ende Januar für einen kurzen Moment aufatmen: Rund um das chinesische Neujahrsfest sind die meisten Menschen im Urlaub. Viele Fabriken stehen still, es gibt weniger Verkehr als sonst. Dadurch nimmt auch die Konzentration von Schadstoffen in der Luft deutlich ab. Meist ist der Effekt allerdings nur von kurzer Dauer, spätestens Mitte Februar sind die Schafstoffkonzentrationen wieder auf normal hohem Niveau. Doch dieses Jahr ist das anders.

Stickoxidkonzentrationen über China nehmen deutlich ab

Die Daten des ESA-Satelliten Sentinel-5P zeigen einen deutlichen Rückgang bei den Stickoxiden (NOx) in der Atmosphäre über China. Diese Stickoxide stammen vor allem aus den Abgasen von Verkehr, Kraftwerken und Fabriken. Zu hohe NOx-Emissionen von Autos waren das zentrale Problem am sogenannten Diesel-Skandal in Deutschland. In China profitiert nun offenbar die Luftqualität deutlich von den scharfen Quarantänemaßnahmen.

Seit dem 20. Januar haben die Behörden dort Verkehr, Produktion und öffentliches Leben deutlich eingeschränkt, um die Verbreitung des neuartigen Sars-Coronavirus-2 einzudämmen. Die Daten zeigen, dass seither die NOx-Konzentrationen deutlich abgenommen haben. Auch der NASA-Satellit Aura, der Ozonkonzentrationen misst, liefert ähnliche Messungen.

Vergleich der Stickstoffkonzentrationen über Wuhan Januar und Februar 2019 und 2020. Bildrechte: NASA/ESA/Joshua Stevens

Mehr Luftverschmutzung seit Rückgang der Neuerkrankungen

Auch andere Copernicus-Dienste zeigen einen Rückgang der Luftverschmutzung. So gibt es aktuell laut dem Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) 20 bis 30 Prozent weniger Feinstaub über China. Allerdings lassen diese Effekte bereits nach. Seit die Zahl der Neuerkrankungen drastisch zurückgeht, hebt China die Beschränkungen für das öffentliche Leben Schritt für Schritt wieder auf. Seit Anfang März steigen auch die NOx-Konzentrationen wieder an.

Claus Zehner ist ESA-Missionsleiter für Sentinel-5P. Er glaubt, dass Corona nur einen Teil des beobachteten NOx-Rückgangs über der Großastadt Wuhan erklären kann. "Gegenwärtig sehen wir im Vergleich zu chinesischen Städten eine Reduzierung um etwa 40 Prozent. Aber das sind nur grobe Schätzungen, da auch das Wetter einen Einfluss auf die Emissionen hat. Wir führen eine detaillierte wissenschaftliche Analyse durch, die in den kommenden Wochen und Monaten weitere Erkenntnisse und quantifizierte Ergebnisse liefern wird."

Umwelt erholt sich auch in Italien und den USA

Dort, wo die Corona-Epidemie gerade erst auf ihren Höhepunkt zusteuert, setzen auch die positiven Effekte für die Umwelt gerade erst ein. So berichtet die BBC, dass in New York derzeit 50 Prozent weniger Kohlenmonoxide in der Luft gemessen würden. ESA-Copernicus Daten zeigen, dass auch die Schadstoffkonzentration über Norditalien zurückgeht.

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