Multiresistente Keime und Gene Antibiotika-Resistenzen in Klinikabwässern und Flugzeugen

In Klinikabwässern kommen nicht nur antibiotikaresistente Keime und Gene, sondern auch reichlich Antibiotika selbst vor, belegt eine aktuelle Studie. Ein unterschätztes Problem sind zudem Flugzeugtoiletten. Im Vergleich mit anderen Ländern steht Deutschland beim Thema multiresistente keime im Abwasser aber immer noch gut da, so das Ergebnis einer anderen Studie.

Mischschlammausgleichspeicher spiegeln sich in den Vorklärbecken in der Klaerwerken Ruhleben in Berlin
Mischschlammausgleichspeicher und Vorklärbecken der Klärwerke Ruhleben in Berlin (Themen-Archivbild). Bildrechte: imago/Emmanuele Contini

Klinikabwässer sind ein Lieblingsreservoir von antibiotikaresistenten Erregern und resistenten Genen. Auch in Flugzeug-Toiletten kommen Resistenzgene in außerordentlicher Vielzahl vor. Das sind zwei wichtige Erkenntnisse eines vom Bundesministerium für Bildung geförderten großangelegten Verbundprojektes mehrerer Forschungseinrichtungen unter Führung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Die Forscher des Verbundprojektes HyReKA hatten Eintragspfade und Verbreitungswege von antibiotikaresistenten Bakterien, Antibiotika-Resistenzgenen und Antibiotika-Rückständen bei einem Krankenhaus der Maximalversorgung sowie bei Tiermast- und Schlachtbetrieben, in Flugzeugen, auf Flughäfen sowie in freien Gewässern untersucht.

Problemfall Klinikabwässer

Vor allem bei den getesteten Klinikabwässern wurden die Wissenschaftler fündig. Neben antibiotikaresistenten Keimen und Genen konnten sie dort auch höhere Antibiotika-Konzentrationen nachweisen als etwa in freien Gewässern.

Die Bakterien, welche die Forscher in den Abwässern landwirtschaftlicher Betriebe fanden, waren viel seltener multiresistent gegen Antibiotika als die Bakterien in Klinikabwässern.

Masttieranlagen und Schlachtbetriebe, die im Rahmen von HyReKA untersucht wurden, leiteten keine Abwässer in kommunale Kläranlagen ein. Die in Schweine- und Geflügelschlachthöfen nachgewiesenen antibiotikaresistenten Krankheitserreger wurden größtenteils durch die Kläranlagen der Betriebe eliminiert.

Flugzeugtoiletten bisher unterschätzt

Flugzeugtoilette
Flugzeugtoiletten sind ein bisher unterschätztes Problem. Bildrechte: imago/Joko

Ein bisher unterschätztes Reservoir sind nach Erkenntnissen des HyReKA-Projektes allerdings die Abwässer von Flugzeugen. Hier konnten die Forscher eine "außerordentliche Vielzahl" von Resistenzgenen nachweisen, weswegen ihrer Meinung nach vor allem einer guten Toilettenhygiene eine große Bedeutung zukommen sollte.

Deutschland steht noch gut da

Im europäischen Vergleich steht Deutschland bei der Verbreitung antibiotikaresistenter Bakterien in Abwässern trotz allem noch recht gut da. Das hat eine kürzlich veröffentlichte internationale Studie ergeben, in der Wasseraufbereitungsanlagen von sieben europäischen Ländern untersucht wurden. Dabei konnten die Forscher ein auffälliges Nord-Süd-Gefälle nachweisen: In den südeuropäischen Ländern Portugal, Spanien, Zypern sowie im westeuropäischen Irland war die Anzahl der in Abwässern gefundenen Resistenzgene höher als in Finnland, Norwegen und Deutschland.

Die Länder mit einem hohen Anteil multiresistenter Keime in Abwässern sind im Übrigen genau diejenigen, in denen der Einsatz von Antibiotika auch besonders hoch ist. Übrigens haben die Spanier, Portugiesen, Zyprioten und Iren auch mehr Antibiotika-resistente Bakterien im Darm als die Finnen, die Norweger und die Deutschen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. März 2018 | 06:20 Uhr