Weltweite WiederaufforstungNur natürliche Wälder speichern ausreichend Kohlenstoff
Nur ein Drittel der weltweit "restaurierten" Wälder sind natürlich. Der Rest sind Plantagen und Forstflächen. Diese aber speichern nur einen Bruchteil des Kohlenstoffs. Für britische Wissenschaftler ein "Skandal".
Wiederaufforstungsprojekte sind nur dann für den Klimaschutz effektiv, wenn durch sie wieder natürliche Wälder entstehen. Das haben Wissenschaftler des University College London UCL und der University of Edinburgh nachgewiesen.
Wie die Forscher in ihrer jüngst in der Zeitschrift Nature publizierten Studie aufzeigten, könnten durch die Wiederaufforstung von 350 Millionen Hektar natürlichem Wald bis zum Jahr 2100 etwa 42 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden werden.
Lediglich ein Drittel natürliche Wälder
Allerdings handelt es sich bei den 350 Millionen Hektar, zu deren Wiederaufforstung sich 43 tropische und subtropische Länder verpflichtet haben, lediglich zu 34 Prozent um natürliche Wälder. 45 Prozent sind hingegen für Baumplantagen und 21 Prozent für Wälder der Agrarforstwirtschaft vorgesehen. Der Studie zufolge wird dadurch jedoch die Kohlenstoff-Reduktion bis 2100 auf lediglich 16 Milliarden Tonnen begrenzt. Würden gar alle 350 Millionen Hektar nur mit kommerziellen Wald-Monokulturen bepflanzt, würden nur noch eine Milliarde Tonnen Kohlenstoff gebunden.
Die Co-Autorin der Studie, Dr. Charlotte Wheeler von der University of Edinburgh, erklärt den Unterschied: "Der Grund, warum Plantagen so wenig Kohlenstoff speichern, ist, dass sie jedes Jahrzehnt geerntet werden. Das bedeutet, dass der gesamte in den Bäumen gespeicherte Kohlenstoff in die Atmosphäre zurückkehrt, da der Plantagenabfall und die Holzprodukte irgendwann wieder abgebaut werden."
Monokulturen ein "Skandal"
Der Hauptautor der Studie, Prof. Simon Lewis, vom UCL, sprach in dem Zusammenhang von einem "Skandal": "Waldrestaurierung bedeutet für die meisten Menschen, natürliche Wälder zurückzubringen, aber die politischen Entscheidungsträger nennen riesige Monokulturen Waldrestaurierung." Plantagen seien aber bei der Speicherung von Kohlenstoff viel weniger effektiv als natürliche Wälder.
Wie unterschiedlich einzelne Länder ihr Engagement beim Thema Wiederaufforstung angehen zeigen drei Beispiele: So engagiert sich das kleine Vietnam mit 14,6 Millionen Hektar weltweit am meisten bei der Wiederaufforstung natürlicher Wälder. Brasilien hat hingegen 19 Millionen Hektar neue Plantagen zugesagt, während Nigeria mit 15,7 Millionen Hektar die größte Agraraufforstung betreibt.
Empfehlungen an die Politik
Die britischen Wissenschaftler empfehlen deshalb der internationalen Gemeinschaft, bei der Definition des Begriffs "Waldrestaurierung" Monokulturplantagen auszuschließen. Zudem schlagen sie vor, mehr Flächen als bisher geplant in Naturwald umzuwandeln. Dabei sollten sich die Restaurierungsmaßnahmen vor allem auf die Regenwälder in Amazonien, im Kongobecken oder auf Borneo konzentrieren, da diese über einen viel höheren Biomassaanteil verfügten als Wälder in trockenen Regionen.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 02. April 2018 | 14:50 Uhr