Obststand mit Bananen
Es gibt mehr als eine Bananensorte Bildrechte: imago/imagebroker

Biologen sagen: Bananen von Pilz bedroht - aber Hitze wird gefährlicher

04. September 2019, 14:14 Uhr

Ein Pilz, der Bananenstauden krank macht, machte kürzlich Schlagzeilen. Forscher sagen jetzt: Viel übler als der Pilz wird der Temperaturanstieg den Bananen mitspielen. Noch gelten Indien, Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und Brasilien die Global Player unter den Bananen-Produzenten. Das könnte sich ändern.

Die Erderwärmung könnte den Bananen langfristig gefährlicher werden als die gefürchtete Pilzkrankheit Fungus TR4: Zu diesem Schluss kommen zwei Forscher aus Großbritannien und Indien, die anhand Daten von 1961 bis heute errechnet haben, unter welchen Bedingungen Bananen optimal wachsen. Dazu bezogen sie Informationen über Temperatur und Niederschlagsmengen aus den 27 Ländern, die den Löwenanteil - 86 Prozent - der weltweiten Bananenmenge liefern.

Bananen matschen und bräunen nur in eckigen Brotdosen, beim Wachsen sind sie hart im Nehmen

Eine Frau sammelt Bananen und balanciert sie auf dem Kopf, um sie zu tragen.
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"Eigentlich vertragen Bananen ziemlich hohe Temperaturen", zitiert das Fachmagazin Newscientist Dan Bebber von der Universität Exeter. Am besten gedeihen sie demnach bei 26,7 Grad Celsius mit regionalen Besonderheiten. Aber wenn es weiter wärmer wird, da, wo sie wachsen, wird der Ertrag auf den Plantagen bis 2050 drastisch abnehmen: Derzeit werden pro Hektar noch zwischen zehn und 40 Tonnen Bananen geerntet. Im Jahr 2050 werden es gerade noch zwischen 0,19 und 0,59 Tonnen sein, prognostizieren Bebber und sein Kollege Varun Verma vom Nationalen Zentrum für Biologieforschung im indischen Bangalore. Am stärksten werden Indien und Kolumbien betroffen sein. Indien zählt laut UN zu den Big 5 der weltweiten Bananenproduzenten neben China, Philipinen, Brasilien und Ecuador. Kolumbien dagegen gilt als einer der Top-Exporteure wie Philippinen, Costa Rica und Guatemala.

Warum sorgen wir uns eigentlich um Bananen?!

Äpfel und Bananen in einem Obstkorb.
21 Kilo Äpfel essen wir pro Kopf in Deutschland im Jahr und 12 Kilo Bananen. Quelle: Statista.de Bildrechte: imago/Dean Pictures

Es ist das zweite Mal in kurzer Zeit, dass Bananen für Schlagzeilen sorgen und Forscher um die Zukunft der Früchte bangen. Warum eigentlich? Aus europäischer Sicht sind Bananen ja eher der leckere Snack zwischendurch. Weltweit gesehen spielen Bananen tatsächlich eine tragende Rolle in der Ernährung - 114 Millionen Tonnen wurden zum Beispiel 2017 weltweit produziert. Für 400 Millionen Menschen sind Bananen Grundnahrungsmittel; zum anderen leben unzählige Farmer vom Bananenanbau und -export. Zum Vergleich: In Deutschland essen wir laut Statistik pro Kopf 12,4 kg Bananen, in Brasilien und Philippinen dagegen 60 kg im Jahr.

Gelb, gebogen, lang wie ein Lineal: Sehen Bananen nicht alle gleich aus?

Warum kennen wir eigentlich nur eine Sorte Banane, vielleicht sogar noch die fingergroßen und manchmal verirren sich auch Kochbananen in den Supermarkt? Dass weltweit überwiegend Bananen vom Typ Cavendish angebaut werden, hat einen einfachen Grund: Während einer früheren Bananen-Pilzkrise in den 1950er-Jahren waren die Cavendish resistent gegen den damals grassierenden Pilz-Stamm. Die bis dahin gängige Bananenart "Gros Michel" war es nicht.

Der Problem-Pilz TR4

Das wiederum führt zum heutigen Problem: Seit den 1990er-Jahren grassiert ein neuer Pilz-Stamm der sogenannten Panama-Krankheit. Zuerst aufgetaucht in Asien, verbreitete sich Fungus TR4 langsam aber stetig, trat in Libanon, Israel, Indien und Australien auf. Nun hat er es nach Südamerika geschafft. Gegen diesen Stamm sind die heutigen Cavendish-Bananen nicht immun. Der Pilz selbst verbreitet sich über den Boden - nur extreme Hygiene auf den Plantagen kann verhindern, dass die Sporen weitergetragen werden: mittels Desinfektion der Arbeiterstiefel und der Autoreifen. Einmal im Boden angesiedelt, kann der Pilz jahrelang überleben, bevor er über die feinen Wurzeln der Bananenstaude in das Gefäßsystem eindringt und sie von innen verschimmeln lässt. Einmal befallene Flächen sind für den Bananenanbau nicht mehr verwendbar.

Dieses Thema im Programm: MDR um 4 | 14. August 2019 | 17:00 Uhr

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