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Landwirtschaft und KlimakriseGenforschung: damit Kühe weniger Methan rülpsen

03. Juli 2019, 20:00 Uhr

Kühe rülpsen Methan – ein Gas, das die Klimawirkung von Kohlendioxid um das 25-fache übersteigt. Forscher machen Methan für rund ein Drittel der globalen Erderwärmung verantwortlich. Eine neue Entdeckung könnte die Methanemissionen eindämmen. Die Landwirtschaft würde so nachhaltiger.

Wenn wir friedlich grasende Kühe auf der Weide sehen, denken wir vermutlich nicht gleich an die Erderwärmung. In der öffentlichen Debatte um den Klimawandel geht es fast immer um Kohlendioxid und wie man den CO2-Ausstoß verringern kann. Aber auch Methan heizt die Atmosphäre auf – die Klimawirkung des Gases übertrifft diejenige von CO2 um das 25-fache. Jedes Rind und jede Kuh produziert täglich mehrere Hundert Liter Methan, es entsteht durch Bakterien in den Mägen der Wiederkäuer.

Eine neue Entdeckung könnte diese Methanemissionen eindämmen: Wissenschaftler der University of Aberdeen in Großbritannien haben herausgefunden, dass Mikroorganismen im Magen der Kühe die Freisetzung von Methan beeinflussen können. Mit diesem Wissen könnten Forscher den Pansen, also den ersten Magen der Kuh, so manipulieren, dass die Kuh weniger Methan ausstößt.

Zucht kann Methanausstoß der Kühe beeinflussen

Wissenschaftler beschäftigen sich schon länger mit der Frage, inwieweit die Genetik von Kühen mit ihrer Produktivität zusammenhängt. Um Antworten zu finden, untersuchte das britische Forscherteam die Gene von 1.000 Milchkühen aus Großbritannien, Italien, Schweden und Finnland. Dabei identifizierten sie ein Kern-Mikrobiom, das heißt eine Gruppe eng verwandter Mikroorganismen, die bei mindestens der Hälfte aller Rinder vorkommen.

Die Untersuchung, die im Magazin "Science Advances" veröffentlicht wurde, zeigte, dass diese Mikroorganismen mit der Genetik eines Rindes in einer wechselseitigen Beziehung stehen. Die Forscher schließen daraus, dass vererbte Gene einen direkten Einfluss auf Mikroorganismen im Magen der Kühe haben.  Mit dem Wissen, dass Mikroorganismen mit Genen verknüpft sind, könnten spezielle Programme für Züchter erarbeitet werden, so die Forscher. Dadurch ließe sich die Zucht so beeinflussen, dass die Kühe weniger Methan ausstoßen.

Seegras lässt Kühe klimafreundlicher rülpsen

In der Forschung rund um Methanemissionen bei Kühen gab es zuletzt noch weitere Entdeckungen. Wissenschaftler der University of California mischten dem Futter der Tiere Seegras bei, eine Pflanze, die tief unten im Meer wächst. Den Forschern zufolge besitzt das Gras eine spezielle chemische Verbindung, die die Methanproduktion hemmt und damit die Verdauung der Kühe klimafreundlicher macht. Bereits kleinste Mengen Seegras im Futter konnten die Methanproduktion bis um die Hälfte reduzieren, so die Wissenschaftler.

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | Thüringen Journal | 30. Juni 2019 | 19:00 Uhr