Hyalomma in Deutschland Erster Fleckfieberfall durch tropische Riesenzecke

15. August 2019, 20:46 Uhr

Sie ist viel größer als der gemeine Holzbock, sie geht auf die Jagd und sie hat neue, gefährliche Krankheiten im Gepäck: Die Hyalomma-Zecke. Jetzt ist ein erster Fleckfieber-Fall durch diese Zeckenart bekannt geworden.

Hyalomma-Zecken stechen auch Menschen. Das belegt jetzt der Fall eines Mannes aus Nordrhein-Westfalen, der Ende Juli nach einem solchen Stich an Fleckfieber erkrankt war. Der Pferdebesitzer aus dem Sauerland, der das Exemplar, das ihn stach, an die Uni Hohenheim zur Analyse schickte, wurde inzwischen mit Antibiotika erfolgreich kuriert.

Was ist Fleckfieber? Die Krankheit ist auch bekannt als Kriegspest oder Lazarettfieber. Für die Infektion sorgen Bakterien vom Typ "Rickettsia aeschlimannii". Erst nach 10 bis 14 Tagen mit der Infektion treten die Symptome auf: Hautausschlag und grippeähnliche Auswirkungen. Kopf-, Muskel- und extreme Gelenkschmerzen, hohes Fieber.

Hyalomma sticht Menschen. Das ist aber kein Grund zur Panik

Für Ute Mackenstedt, die als Parasitologin an der Universität Hohenheim an Zecken und deren Verbreitung forscht, bedeutet der Fall zweierlei: Zum einen beweise er, dass die Zecke, die in Deutschland bisher nur auf Pferden gefunden worden war, auch Menschen sticht. Zum anderen zeige er, dass die Tiere das Zecken-Fleckfieber übertragen. Die Wissenschaftlerin warnte aber im Gespräch mit MDR AKTUELL vor Panikmache. Bei Ärzten solle vielmehr das Bewusstsein für Erkrankungen durch die Hyalomma -Zecke geschärft werden. Die Erreger der zwei Zentimeter großen Zeckenart seien aber nicht tödlich.

2019: Schon jetzt mehr als 50 Hyalomma-Nachweise

Hyalomma-Zecken leben ursprünglich in trockenen heißen Gegenden. Offenbar bekommen ihnen die heißen Sommer in Deutschland gut - die 50 gefundenen Exemplare aus diesem Jahr sind schon jetzt weit mehr als 2018, da waren es nur 35, weiß Mackenstedt. Bei den Exemplaren aus diesem Jahr wurde bei fast der Hälfte Fleckfieber-Erreger nachgewiesen, meldet die Forschungsanstalt in Hohenheim.

Die Tiere kommen vermutlich per Zugvogel in unsere Breitengrade. Erwachsene Hyalomma-Exemplare bevorzugen große Beutetiere. Und Hyalomma sind Jagdzecken. "Das 'omma' steht für Auge“, so Parasitologin Mackenstedt. "Das unterscheidet sich auch von unseren Zecken. Sie sehen uns, können auf uns aus bis zu zehn Metern Entfernung reagieren und uns bis zu 100 Metern folgen."

(gp)

Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 15. August 2019 | 12:00 Uhr