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Ilmenau in Thüringen _ Überschwemmung am 29.05.2016 Bildrechte: Bernd März

Klimawandel Risiko-AnalyseDeutschland 2100: Ein Risiko-Hotspot durch Klimawandel

15. Juni 2021, 20:03 Uhr

Was passiert, wenn es durchschnittlich 3 Grad wärmer wird in Deutschland? Das Umweltbundesamt hat eine Risko-Analyse erstellt und kommt zu dem Schluss: Das ganze Land hat das Zeug zum Risiko-Hotspot.

Deutschland im Klimawandel: Was bedeutet das konkret für die Zukunft? Wie wirkt sich das auf die Natur, Lebensgrundlagen, Gesundheit, Alltag und Wirtschaft aus? Wo können Klimarisiken verringert werden? Das Bundesumweltamt zeigt Antworten auf diese Fragen in einer aktuellen Risikoanalyse auf. Dazu wurden Zukunftsszenarien für zwei Epochen erstellt, 2031 bis 2060 Mitte und bis Ende, ab 2070 bis 2100 untersucht.

Risiko Klimawandel: Wie Mensch, Natur und Infrastruktur angegriffen werden

Als Risiken identifiziert der Bericht unter anderem natürliche Lebensgrundlagen wie Böden, Wälder und Gewässer, sowie die Wirtschaftsgebiete, die auf diese Resourcen angewiesen sind, also Land- und Fortwirtschaft.

Die Analyse skizziert Kettenreaktionen durch den schleichenden Temperaturanstieg: Anbauregionen verschieben sich, neue Schädlinge treten auf, das Artenspektrum von Tieren und Pflanzen ändert sich. Ökosysteme wie Gebirge oder Wattenmeer werden gestört, wenn sich Arten nicht anpassen können, sterben Arten aus, die biologische Vielfalt verödet. Direkt spürbare Folgen für den Menschen sind Hitzewellen, mehr Allergien durch mehr Pollen, sowie Atembeschwerden durch schelchtere Luftqualität. Starkregen und Überschwemmungen als Risikofaktoren für Gebäude, Anlagen und Verkehrswege. Die Klimawandelfolgen in anderen Ländern bekommt Deutschland in Wirtschaftsprozessen zu spüren, wo es mit internationalen Lieferketten verknüpft ist.

Deutschland: Welche Regionen sind besonders betroffen?

Dem Bericht zufolge bekommen besonders der Westen und Süden des Landes den Klimawandel zu spüren. Konkret in den Städten entlang des Rheins und der Spree sind Klimarisiken durch extreme Hitze zu erwarten, die Analyse sagt klimatische Extreme für den Südwesten und Osten voraus. Flüsse und Flusstäler werden durch Stark- und Sturzregen betroffen sein, die Gebäude und Infrastrukturen gefährden. Trockenheit und Niedrigwasser werden den wasserabhängigen Systemen in ländlichen Regionen zusetzen, den trockenen Gebieten im Osten Deutschlands, der westlichen Mitte und den Industriegebieten.

Bei einem starkem Klimawandel geht der Bericht davon aus, dass im Jahr 2100 ganz Deutschland ein Hotspot für Risiken durch den Klimawandel ist.

Klimawandel: Wie kann man die Risiken entschärfen?

Bei der Flut 2013 hatte Döbeln (Sachsen) mit 53 Millionen Euro den größten Schaden im Landkreis Mittelsachsen zu verkraften. Fast die gleiche Summe investiert der Freistaat in den Hochwasserschutz der Stadt. Bildrechte: MDR/Ines Gruner-Rudelt

Alles in allem keine schönen Aussichten. Lassen sich diese Risiken bannen oder abschwächen? Nur, wenn natürliche Ressourcen entlastet werden, sagt der Bericht, wenn Verschmutzung und Übernutzung eingestellt werden. Nur nachhaltige Nutzung könnte den Kaskadeneffekt zusammenbrechender Systeme ausbremsen. Der Hochwasserschutz ist zum Beispiel ein Bereich, der vor Zerstörungen durch Flüsse schützen kann.

Weitere Maßnahmen sind flächendeckende bodenschonende Bewirtschaftung, die den Humusvorrat im Boden und die Bodenfeuchte fördern. In Küstennähe braucht es dem Bericht zufolge Maßnahmen wie Entwässerungseinrichtungen, um Siedlungen und Infrastuktur vor dem ansteigendem Meeresspiegel zu schützen. Oder der Waldumbau zu standortgerechten Mischwäldern, deren Wachstum zwar dauert, aber wiederum der Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen zu Gute kommt.

Außerdem gibt es Anpassungsmaßnahmen städtischer Räume, um deren Erhitzung zu verhindern - zum Beispiel durch Begrünung von Freiflächen und Gebäuden. Es dauert allerdings Jahre, bis allergen-arme und klimatisch angepasste Bäume gewachsen sind, so dass sie zur Kühlung von Städten beitragen und die Luftqualität verbessern.

Ob in Städten, bei der Umstellung von industrieller Landwirtschft auf ökologische, beim Waldumbau oder ökologischer Wasser- und Flächennutzung: Überall gelten die Tugenden der Gärtnerns, nämlich Geduld und Weitblick. Dafür wiederum braucht es Menschen, die fachlich diesen Weitblick haben oder erwerben, und die mit den finanziellen Mitteln ausgestattet werden, all diese Mechanismen anzuschieben und umzusetzen. Dann muss Deutschland 2100 kein Risiko-Hotspot sein.

Hier finden Sie die komplette Risiko-Analyse als PDF.

(lfw)

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