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Am 1. Februar schauten Hobby-Astronomen überall auf der Welt, wie hier in Rio Rancho, New Mexico, USA, begeistert in den Nachthimmel auf der Suche nach Komet C/2022 E3. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

AstronomieGrüner Neandertaler-Komet C/2022 E3 entfernt sich von der Erde

08. Februar 2023, 11:15 Uhr

Der Komet C/2022 E3 (ZTF) hat den erdnächsten Punkt passiert, ist in den kommenden Wochen aber noch am Himmel sichtbar. Wer ihn beobachten will, hat nach dem Ende der Vollmondphase im Februar gute Chancen.

von Patrick Klapetz

Es gibt sie in Massen und dennoch faszinieren sie uns. Denn live zu sehen bekommen wir Kometen nur selten. Ist es die schiere Angst, ausgelöscht zu werden oder einfach nur die Neugier nach etwas Fremden, das normalerweise nicht am Nachthimmel zu beobachten ist? Von den aktuell bekannten Kometen geht zwar keine Gefahr aus, doch es gibt noch viele unbekannte Exemplare. Auch den derzeit beobachtbaren Komet C/2022 E3 (ZTF) kennen wir erst seit knapp einem Jahr. Zum Glück ist er ungefährlich, dafür ist der nur alle 50.000 Jahre mögliche Anblick sehr schön.

Neandertaler-Komet C/2022 E3: Näher als der Mars, weiter als der Mond

Am ersten Februar hat C/2022 E3 den erdnächsten Punkt passiert. Zwischen ihm und unserem Planeten lagen knapp 42 Millionen Kilometer. Das ist näher, als der Mars uns mit seinem geringsten Erde-Mars-Abstand von 55 Millionen Kilometern jemals kommt, aber erheblich weiter, als der Mond, der uns mit durchschnittlich 384.400 Kilometern wesentlich näher ist.

Astronomen und Astronominnen beziffern den kleinsten Abstand zum Kometen mit 0,28 AE – die Abkürzung steht für Astronomische Einheit und beschreibt den durchschnittlichen Abstand von circa 149,6 Millionen Kilometern zwischen Erde und Sonne.

Gute Sichtbarkeit für Mitteldeutschland: Zur Beobachtung sollten Sie ein Fernglas zur Hand haben

Obwohl C/2022 E3 soweit entfernt ist, können wir ihn beobachten. Anfang Februar liegt seine Helligkeit am Nachimmel bei 5,5 mag. Die Magnitude (mag) beschreibt die scheinbare Helligkeit eines Sterns oder Himmelskörpers. Je kleiner die Zahl, desto stärker leuchtet das Objekt. 5,5 mag entsprechen der Helligkeit des Gas-Planeten Uranus. Das bedeutet, dass C/2022 E3 zu den relativ lichtschwachen Objekten am Himmel gehört.

Zudem ist der Komet auch durch die helle Leuchtkraft des Mondes Anfang Februar (Vollmond am 5.2.) schwerer zu beobachten. Am besten geht es noch in den frühen Morgenstunden. Bis zum Dämmerungsbeginn ab ungefähr 6:00 Uhr ist der Komet in nördlicher Himmelsrichtung zu sehen – er liegt dann mehr als 50 Grad über dem Horizont. Voraussetzung für eine gute Sichtbarkeit sind vor allem das Wetter und ein klarer Himmel. Ein Blick auf die MDR-Wetterseiten für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hilft. "Ab dem 6. Februar bis ungefähr zum 20. Februar sollte er ganz gut sichtbar sein", sagt Dr. Eike Günther von der Thüringer Landessternwarte Tautenburg.

Eine Infografik, die den Unterschied zwischen einem Komet (l.) und einem Asteroid (r.) zeigt. Bildrechte: MDR

Beim Mars: Ab 8. Februar wird Komet C/2022 E3 in den Abendstunden sichtbar

In den Nächten nach Vollmond wird der Komet mit circa 6,0 mag etwas schwächer leuchten, ist ohne helles Mondlicht aber wieder besser zu sehen. Nach dem 8. Februar 2023 sind die Bedingungen in mondlosen Stunden dann wieder am besten. Gegen 19 Uhr können Sie den Kometen dann in südöstlicher Himmelsrichtung für eine knappe Stunde am Himmel sehen.

Wie hell Kometen tatsächlich sind, kann man nur schwer vorhersagen. Mit einem kleinen Teleskop hat man gute Chancen, mit dem bloßen Auge nicht so gute Chancen. Anfang Februar sollte es mit einem Fernglas auch möglich sein.

Eike Günther, Thüringer Landessternwarte Tautenburg

Am Abend des 10. Februars 2023 wird der Komet von der Erde aus gesehen am Mars vorbeiziehen – dann lohnt sich der Blick durchs Fernglas oder einen guten Fotoapparat mit langem Objektiv. Die Belichtungszeit ihrer Kamera sollten Sie dann auf 20 oder 30 Sekunden einstellen. Dann können Sie sich voraussichtlich auf ein Foto mit einem wahrscheinlich unscharfen grünen Objekt und einem Schweif freuen.

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Zwar befindet sich C/2022 E3 in der Nacht zum 16. Februar 2023 in der Nähe vom Stern Aldebaran aus dem Sternbild Stier – jedoch beträgt seine Helligkeit dann 7,0 mag und wird damit genau so schwer zu erkennen sein wie der Zwergplanet Ceres und der Gasplanet Neptun. Bei guten Sichtbedingungen kann ein Fernglas ausreichen, ein Teleskop wäre jedoch ab nun viel besser als Beobachtungshilfe geeignet.

Dann lohnt sich die Suche nach dem Komet C/2022 E3 (ZTF)

Wenn Sie nicht weitere 50.000 Jahre auf C/2022 E3 (ZTF) warten wollen, sollten Sie die zweite Februarwoche auf jeden Fall zum Beobachten nutzen. Um eine gute Sicht auf den Kometen zu erhaschen, sollten sie einen dunklen Ort aufsuchen – die Lichter der großen Städte sind bei astronomischen Beobachtungen ein Nachteil. Wenn Sie die Stadt nicht verlassen können, können Sie eine Anhöhe aufsuchen oder einen Besuch auf einem hohen Objekt einplanen. Bei gutem Wetter könnte sich auch ein Spaziergang zum Aussichtsturm auf dem Mittelberg in Sachsen-Anhalt lohnen.

Der Mittelberg bei Nebra, Fundort der Himmlesscheibe. Bildrechte: imago/STAR-MEDIA

Mitteldeutschland blickt in den Sternenhimmel

Auch in Mitteldeutschland schauen Sternenfreunde auf den Kometen. Der Astroklub Radebeul zum Beispiel lädt jeden Freitag zur Beobachtung ein. Hier finden Sie alle Infos.
In der Sternwarte Nordsachsen in Delitzsch ist am 3. Februar wieder Himmelsbeobachtung.
Die Sternwarte Sonneberg, die außerdem ein Astronomiemuseum beherbergt, hat am 11. Februar wieder einen öffentlichen Beobachtungsabend. Hier der Link.
Falls Sie in Halle oder Umgebung wohnen, dann freut sich der Verein Astronomische Station Johannes Kepler Kanena e.V. auf ihren Besuch. Dort gibt es am 1. Februar wieder die Möglichkeit, einen Blick auf den Sternenhimmel im Februar zu werfen.
Und falls Sie noch mehr Orte kennen, schreiben Sie sie gern in die Kommentare oder per Mail.

Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 17. Januar 2023 | 17:15 Uhr

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