45 Jahre und altersschwach Letztes männliches Nördliches Breitmaulnashorn tot

20. März 2018, 13:13 Uhr

Einst zogen hunderttausende dieser Tiere durch die Savannen Zentral- und Ostafrikas. Jetzt stehen sie knapp davor, auszusterben. In Kenia wurde das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn eingeschläfert. Nashornbulle Sudan wurde 45 Jahre alt. Nun ruhen die Hoffnungen der Wissenschaft einzig auf seinem eingefrorenen Sperma sowie seiner Tochter und Enkelin als den letzten ihrer Art.

Die Erde steht kurz davor, eine weitere Großtierspezies zu verlieren. In einem Reservat in Kenia ist das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn der Welt gestorben. Wie das Wildtierreservat Ol Pejeta nördlich der Hauptstadt Nairobi am Dienstag mitteilte, wurde der 45 Jahre alte Nashornbulle Sudan am Montag eingeschläfert. Er habe zuletzt altersbedingt stark gelitten, hieß es. Daher hätten die Tierärzte die Entscheidung getroffen, das Tier einzuschläfern.

Weltweit nur noch zwei Tiere

Nach Sudans Tod gibt es weltweit nur noch zwei Tiere dieser Unterart des Breitmaulnashorns. Beide sind weiblich und direkte Nachkommen des verstorbenen Nashornbullen. Das eine ist Sudans Tochter und das andere seine Enkelin. Wissenschaftler versuchen nun als letzte Möglichkeit mithilfe künstlicher Reproduktion den Fortbestand der Spezies zu sichern. Unter anderem am Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) wollen Experten Eizellen der beiden noch lebenden Weibchen mit Spermien des Nashornbullen verschmelzen, die vor längerer Zeit gewonnen und eingelagert wurden.

Sudan wurde 1973 im Süd-Sudan geboren. Er wurde gefangen genommen und zusammen mit weiteren Nashörnern in den Zoo von Dvur Kralove im heutigen Tschechien gebracht, wo er vor Wilderern geschützt und zur Befruchtung weiblicher Artgenossen animiert werden sollte. Als jegliche Versuche der Fortpflanzung in Gefangenschaft scheiterten, wurden vier der Nördlichen Breitmaulnashörner aus Tschechien, darunter auch Sudan, 2009 in das kenianische Wildtierreservat Ol Pejeta gebracht. Doch auch hier klappte die natürliche Reproduktion der Tiere nicht.

Durch Wilderer fast ausgerottet

Das Nördliche Breitmaulnashorn lebte früher in Zentral- und Ostafrika. Dort zogen einst hunderttausende der bis zu vier Meter langen, fast zwei Meter hohen und bis zu 3,5 Tonnen schweren Tiere durch die Savannen. 1960 gab es nach Angaben der Naturschutzunion IUCN noch 2.360 Nördliche Breitmaulnashörner in freier Wildbahn. Doch jahrzehntelange Bürgerkriege im Sudan, im Tschad, in Kongo und Uganda haben Wilderern ein freies Schussfeld bereitet. Dort wurden die Nashörner seither vor allem wegen ihrer Hörner gnadenlos gejagt, die in pulverisierter Form in asiatischen Ländern als Medizin und Potenzmittel gehandelt werden.

Zwei Unterarten von Breitmaulnashörnern

Insgesamt gibt es zwei Unterarten von Breitmaulnashörnern in Afrika: Das nun fast ausgestorbene Nördliche Breitmaulnashorn im Osten und in der Mitte des Kontinents sowie das Südliche Breitmaulnashorn im südlichen Afrika. Forschern zufolge haben sich die Populationen schon vor ein bis zwei Millionen Jahren genetisch isoliert voneinander entwickelt. Äußerlich sind die Unterschiede aber gering. Das Südliche Breitmaulnashorn hat etwa einen längeren Körper, kürzere Beine und eine längere Zahnreihe.

Das Südliche Breitmaulnashorn galt Ende des 19. Jahrhunderts als so gut wie ausgestorben. Allerdings konnten sich seine Restbestände dank intensiven Schutzes wieder erholen. 2015 zählte die Weltnaturschutzunion IUCN gut 20.000 Südliche Breitmaulnashörner, die meisten davon in Südafrika. Aber auch in Namibia, Kenia, Simbabwe oder Botswana streifen wieder tausende dieser Tiere durch die Savannen. Zumindest für diese Unterart gibt es also noch Hoffnung.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Fernsehen | 20. März 2018 | 17:45 Uhr