Plastikmüll Luftballons töten Meeresvögel
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Ob Karneval, auf Hochzeiten oder bei der Geburtstagsparty: Mit Helium befüllte bunte Luftballons in den Himmel steigen zu lassen, ist immer ein Highlight. Doch da gibt es ein bisher wenig beachtetes Problem: Denn mit dem Luftballon, an dem gut gemeinte Glückwünsche hängen, töten wir vielleicht einen Seevogel. Das besagt eine australische Studie. Die hat nämlich herausgefunden, dass Luftballons am meisten Meeresvögel töten.
Luftballons sollten hierzulande doch eigentlich kein Problem sein: Die meisten Ballons, die über die Theke gehen, sind mittlerweile aus Naturlatex. So empfiehlt es schließlich die Kunststoffkommission des Deutschen Gesundheitsamtes. 100 Prozent ökologisch, natürlich, fair - so werden sie beworben. In der Natur verwesen sie und können auch keinen Schaden anrichten. Das denken wir - es stimmt aber nicht, sagt Lisann Sander vom Naturschutzbund.
Naturlatex ist hauptsächlich für die direkte Anwendung - also wenn etwa Kinder einen Luftballon in den Mund nehmen, dass dann keine Schadstoffe übertragen werden. Aber ansonsten bleibt das Leid für die Tiere das Gleiche. Wenn der Ballon in der Natur landet und die Tiere ihn aufnehmen, dann verhungern sie daran.
Tiere, wie etwa Seevögel, fressen den Latex und anderes Plastik. Das verstopft dann den Magen und sie verhungern mit vollem Bauch. Die Forscherin Lauren Roman von der Universität Tasmanien hat jetzt herausgefunden: Je weicher das Plastik, desto schlimmer für die Vögel. Hartes Plastik passiert den Magen-Darm Trakt einfacher, weiches setzt sich eher fest.
Auch wenn weiches Plastik nur fünf Prozent der Teile ausmache, die verschluckt würden, sei es dennoch für über 40 Prozent der Todesfälle verantwortlich gewesen. Ballons oder Ballonteile waren die Fremdkörper die am ehesten zum Tode führten, schreibt die Forscherin.
Sie töteten fast jeden fünften Vogel, der sie verschluckt hatte.
Auch die Wageningen Universität in den Niederlanden beschäftigt sich mit den Luftballons. Die Forscher dort konnten bisher keine so genauen Zahlen vorlegen. Nur bei Eisvögeln: Dort fanden sie in mindestens zwei Prozent Luftballonreste.
Problematisch auch: Die Schnur, an der der Luftballon hängt. Die Tiere können sich in den Bändern verfangen. Das beschränkt ihre Bewegungsfreiheit. Nahrungssuche wird zur Qual. Schnur und Luftballons finden die Helfer vom Naturschutzbund regelmäßig, schildert Lisann Sander: "In Fehmarn haben wir drei Strandabschnitte, wo wir regelmäßig reinigen und schauen, was für Müll dort angespült oder fallengelassen wurde. Und da haben wir durchschnittlich 20 Teile pro Jahr von Luftballons." Das sei in Anbetracht des gesamten Müllteildurchschnitts keine unerhebliche Zahl: 60 bis 70 Müllteile finden die Naturschützer pro Strecke pro Sammlung. Darunter seien jeweils etwa zwei Luftballonteile - im ganzen Jahr seien es etwa 20 Reste von Luftballons.
Also 60 bis 70 Teile finden wir durchschnittlich pro Strecke je Sammlung an Fehmarns Küsten. Davon stammen pro Jahr 20 Müllteile vom Luftballon: Das ist schon nicht unerheblich.
Doch ob Ballons der tödlichste Müll im Meer sind? Da ist Lisann Sander skeptisch. Denn was das viele Mikroplastik im Meer bewirkt, ist noch gar nicht richtig erforscht. Da erwartet die Naturschützerin jederzeit neue Hiobsbotschaften aus der Wissenschaft.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 04. März 2019 | 17:24 Uhr