Stunde der Gartenvögel Ausgezählt: Spatz ist noch da, Amsel, Meise, Star sind rar

25. Juli 2019, 12:59 Uhr

Die 14. Stunde der Gartenvögel ist Geschichte und die Bilanz der Vogelzählung im Mai 2018 ernüchternd: In vielen Gärten in Deutschland flatterten in diesem Frühjahr weniger Vögel als sonst - im Durchschnitt 33,8 Vögel pro Garten und damit weniger als im langjährigen Mittel von 34,9. Nabu-Geschäftsführer Leif Miller zufolge blieben die Sichtungen nur bei vier Arten konstant und die am meisten gesichteten Vögel bleiben Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling. Starke Rückgänge bundesweit gesehen gibt es bei den Mauerseglern um 17 Prozent.

Als Grund für den Rückgang bei Amseln und Grünfinken vermuten die Naturschützer des Nabu Krankheiten. Amseln wurden in diesem Frühjahr besonders selten gezählt - in Sachsen zum Beispiel wurden mit knapp 6.000 Exemplaren 14 Prozent weniger gesichtet als 2017, bundesweit waren es vier Prozent weniger - und auch wie bei anderen insektenfressenden Vögeln wird der Schwund der Insekten hinter den Zählergebnissen vermutet.

Die komplette Übersicht des NABU über die Zählung 2018 gibt es hier in Tabellen- und Kartenansicht.

Himmelfahrt und Muttertag nicht mit Vögeln verbracht

Bundesweit wurde in diesem Frühjahr zwischen Himmelfahrt und Muttertag in 37.316 Gärten gezählt und 1.261.050 Vögel wurden gesichtet. 56.842 Vogelfreunde habe mitgemacht - 2017 waren es bundesweit noch 61.000 Menschen gewesen. Ein Trend, den auch die Zahlen in Sachsen belegen, wo mit gut 3.000 Vogelzählern gut 600 Menschen weniger beteiligt waren als im Vorjahr. Das könnte auch am gewählten Zähl-Zeitraum gelegen haben, wie Phillip Steuer vom Nabu Sachsen im Gespräch mit MDR Wissen einräumt: "Vielleicht hat sich der Termin zwischen Himmelfahrt und Muttertag nicht bewährt."

Viele Vögel sind nicht da, Mücken und Fliegen auch nicht

Leicht positive Nachrichten gibt es vom Vogel des Jahres 2018, dem Star, von dem im Schnitt 2,1 Vögel pro Garten gemeldet wurden. Nabu-Geschäftsführer Leif Miller zufolge ist das nur leicht unter dem Durchschnitt von 2,35 Staren, der seit 2006 gemessen wurde. Zwischen 2002 und 2006 hatte das Starenvorkommen deutschlandweit dramatisch um über ein Drittel abgenommen. Seitdem hält sich der Bestand laut Nabuzahlen fast stabil, für Miller aber kein Grund zur Entwarnung:

Von den Beständen, die es bis zur Jahrtausendwende gab, sind die Stare jedoch weit entfernt.

Leif Miller

Was macht den Garten für Vögel und Insekten zur Oase?

Nabu-Geschäftsführer Miller rät Gartenbesitzern angesichts des Insektensterbens, ihre Gärten naturnah mit heimischen Büschen und Bäumen zu bepflanzen. So können private Grünanlagen zu Mini-Naturschutzgebieten werden, auch durch verwilderte Flächen, in deren Schutz Insekten gedeihen und selber Nahrung finden. Gärten lassen sich tatsächlich leicht in vogel- und insektenfreundliche Oasen verwandeln, indem man zum Beispiel Wasserstellen anbietet - mittels einfacher Tonuntertöpfe, die man regelmäßig säubert; auch Sandbadeplätze an übersichtlichen Stellen helfen gefiederten Gästen. Einheimische Wildsträucher bieten vielen Insekten in allen Entwicklungsstadien mehr Nahrung als ihre exotischen Verwandten, die meist nur eine einzelne Insektenart nähren. Besonders kleine "wilde" Ecken mit Brennesseln, die nicht regelmäßig vom Rasenroboter beackert werden, bieten Insekten Schutz und Nahrung - wodurch sich auch wieder mehr Vögel in den Gärten einfinden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | exakt | 16. Mai 2018 | 20:15 Uhr