Teures ProduktÖlpalmen-Plantagen bedrohen Afrikas Primaten
Dass Ölpalmenplantagen den Lebensraum der Orang Utans auf Borneo massiv bedrohen, wissen wir. Forscher schlagen jetzt Alarm: Bei steigender Palmölproduktion in Afrika droht den Affenpopulationen dort dasselbe Schicksal. Lässt sich das verhindern und wenn ja, wie?
Steigende Palmölproduktion in Afrika wird die Vielfalt der Primaten auf dem Kontinent massiv verringern. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam der Clark Universität Worcester, deren Forschungsergebnisse das US-Fachmagazin "PNAS" veröffentlicht hat.
Den Forschungsprognosen zufolge ist die Fläche, die tatsächlich optimale Bedingungen für Palmöl-Plantagen bietet ohne den Lebensraum von Affen zu beeinträchtigen, sehr klein. Bei nur mäßigen Bedingungen für den Ölpalmen-Anbau käme eine 3,3 Megahektar große Fläche in Frage und sie wäre sogar noch kleiner, wenn optimale Anbaubedingungen vorausgesetzt würden.
Die Forscher berechneten auch den Bedarf an Anbauflächen für Ölpalmen bis 2050 in Afrika und kamen dabei auf eine Fläche von 53 Megahektar. Zum Vergleich: Ein Megahektar sind 10.000 km². Die Landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland beträgt laut Umweltbundesamt 182.637 km², also 18,2 Megahektar.
Die enorme Diskrepanz zwischen den Anbauflächen ohne Folgen für die Primatenvorkommen auf dem Kontinent und dem prognostizierten Bedarf zeigt, dass die Habitate unausweichlich geschädigt werden. Die Forscher hatten für ihre Zukunftsprognose u.a. Karten in West- und Zentralafrika abgeglichen, die zum einen mögliche Anbaugebiete für Ölpalmen, zum anderen zum Primatenvorkommen aufzeigten.
Ölpalmen - teurer Rohstofflieferant
Palmöl ist ein weltweit begehrter Rohstoff, der in Nahrungsmitteln, in Industrieprodukten und als pflanzlicher Treibstoff genutzt wird. Er stammt aus den Früchten der Ölpalme, die nur in tropischen Gebieten wächst. Platz für Plantagen wird seit Jahrzehnten durch (Brand-)Rodung anderer Wälder gewonnen. Den Preis für die Produktion des vielseitigen Rohstoffs zahlen Mensch und Tier in direkter Umgebung, deren Lebensraum und Nahrungsgrundlagen zerstört und durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln Trinkwasser und Boden verschmutzt werden. Bislang deckt Palmöl 30 Prozent des weltweiten Pflanzenölbedarfs. Noch stammt es überwiegend aus Malaysia und Indonesien. Seit einigen Jahren werden Ölpalmen aber auch in afrikanischen Ländern angebaut: 2014 gab es in Afrika bereits 4,5 Millionen Hektar Ölpalmenplantagen.
Wie geht nachhaltiger Ölpalmen-Anbau oder müssen wir beim Öl umsatteln?
Zwei Ansätze, die Artenvielfalt Afrikas trotz Plantagen für Palmöl zu schützen, sehen die Forscher dennoch: Zum einen durch hocheffektiven Anbau mit hochwertigen Samen und Aufzuchtbedingungen, die weniger Anbaufläche beanspruchen. Zum anderen durch verändertes Verbraucherverhalten, denn über den Palmöl-Verbrauch entscheidet der Verbraucher: Palmöl steckt nicht nur in Schokocremes und Kosmetikprodukten, Würzpasten, Suppenwürfeln und Fertigpizza, sondern auch in Reinigungmitteln und Biodiesel. Allerdings fließt in Deutschland der Hauptanteil - 41 Prozent des hier genutzten Palmöls - in Bioenergie und "nur" 40 Prozent in Nahrungsmittel. Global betrachtet ist das anders: Weltweit wird Palmöl zu 68 Prozent in Nahrungsmitteln verarbeitet. Die in Deutschland konsumierten 1,82 Millionen Tonnen pro Jahr stammen überwiegend aus Malaysia und Indonesien, aber auch aus Papua-Neuguinea, Südamerika und Afrika.
Was wäre, wenn wir auf Palmöl verzichten würden?
In einer Studie von 2016 hat der WWF die ökologischen Effekte untersucht, wenn Deutschland kein Palmöl mehr nutzen würde. Theoretisch ließe sich dem WWF zufolge Palmöl in der Nahrung am leichtesten ersetzen, in Futtermitteln zum Beispiel durch Raps-, Soja- und Sonnenblumenöl. Allerdings würde dafür die fünffache Produktionsfläche - 1,85 Millionen Hektar statt 397.781 Hektar - benötigt, denn keine andere Pflanze ist auf kleiner Fläche so ertragreich wie die Ölpalme.
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Dieses Thema im Programm:Elefant, Tiger & Co | 08. August 2018 | 19:50 Uhr