Großfeuer Riesige Brände in der Arktis

20. Juli 2019, 05:00 Uhr

Der Juni 2019 war der wärmste Juni seit Beginn der Wettermessungen. Auch aus dem Norden Russlands, Kanadas und aus Alaska wurden ungewöhnlich hohe Werte gemeldet. Die Folge: Extreme Flächenbrände.

Eine Karte der Welt und Europas zeigt farblich die Hitzewerte des Juni 2019 an.
Die Grafik zeigt die Durchschnittstemperatur im Juni 2019 im Verhältnis zum Mittel der Jahre 1981-2010. Bildrechte: ECMWF, Copernicus Climate Change Service

Das ist eine "Hitzewelle auf Steroiden", so bezeichnete US-Meteorologe Jeff Berardelli die Entwicklung in diesem Jahr. Anchorage, die größte Stadt Alaskas, wo ein subarktisches Klima herrscht, meldete am 5. Juli einen neuen Temperaturrekord: 32,2 Grad Celsius. Allein in dem US-Bundesstaat brachen seit dem Frühjahr 369 Brände aus. Viele der betroffenen Regionen liegen so abgelegen, dass die Feuer nur von Satelliten registriert werden. Ähnlich verlief der Frühsommer im Norden Russlands und Kanadas. Einige der Brände waren bis zu 100.000 Hektar groß.

Dass zu dieser Zeit im hohen Norden Brände ausbrechen, ist normal. Wälder oder trockene Torfflächen werden etwa durch Blitzeinschlag entzündet. Die Brände haben in diesem Jahr aber früher eingesetzt und betreffen viel größere Flächen, so Stefan Kruse vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung im Deutschlandfunk.

50 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt

Dadurch, so Geowissenschaftler Kruse, ergeben sich zwei Effekte: Kohlenstoff, etwa aus Pflanzenresten auf vielen ausgetrockneten Flächen, wird verbrannt. Das C02 gelangt in die Atmosphäre. Allein in diesem Juni waren das nach Angaben des Global Fire Assimilation System 50 Millionen Tonnen. Das ist etwa das 10- bis 20-fache im Vergleich zu früheren Jahren, so Kruse. 50 Millionen Tonnen CO2 entspricht der Menge an Klimagas, die Schweden, Ungarn und Bulgarien zusammen in einem Jahr produzieren.

Der zweite Effekt: Durch die Feuer tauen auch tiefere Schichten auf, „die dann durch Bakterien oder andere Organismen abgebaut werden, also weiter CO2 in die Atmosphäre emittieren“, erklärt Kruse. Allerdings kann das auch zur Folge haben, dass sich neue Vegetationsschichten bilden, die die Permafrostböden stabilisieren, so der Geowissenschaftler. Dort, wo das nicht geschieht, und die Oberflächen schwarz und verkohlt bleiben, können sich die Feuer in den folgenden Jahren in immer tiefere Schichten fressen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 18. Juli 2019 | 07:38 Uhr