Überzüchtete Hunderasse Schokofarbene Labradore leben deutlich kürzer

Labrador Retriever gelten als Inbegriff des freundlichen, aber auch aktiven Hundes. Zu ihrer Lebensspanne haben Forscher nun eine bittere Entdeckung gemacht. Schokofarbene Tiere leben demnach kürzer als andersfarbige.

Schokoladenfarbener Labrador tollt mit einem Stock im Maul herum.
Schokoladenfarbene Labrador Retrievers leben im Schnitt 1,4 Jahre kürzer als andersfarbige Rassegenossen. Bildrechte: imago/ZUMA Press

Sie gelten als gutmütig, freundlich und aufgeschlossen – Labrador Retriever. Auch optisch ist die Hunderasse, die ursprünglich für die Jagd gezüchtet wurde, äußerst vielseitig: Es gibt sie in schwarz, hellcreme, fuchsrot oder schokoladenfarben. Nur reine Äußerlichkeit, könnte man meinen, die allenfalls etwas über die optischen Vorlieben des Hundebesitzers aussagt. Weit gefehlt.

Farbe Indiz für Lebenserwartung

Wie eine aktuelle Studie belegt, kann die Farbe eines Labrador Retrievers auch ein Indiz dafür sein, wie lange es Hund und Herrchen vergönnt ist, gemeinsam durch Wald und Flur zu streifen - wobei der Schwachpunkt keineswegs das Herrchen, sondern der Hund ist.

Schokofarbener Labrador Retriever mit Brille
Labrador Retrievers gelten als besonders freundlich und gutmütig. Schokofarbene Exemplare allerdings auch als besonders krankheitsanfällig. Bildrechte: imago/blickwinkel

Ein internationales Forscherteam um Paul McGreevy von der Universität Sydney hat nämlich nachgewiesen, dass schokofarbene Labradore mit einem Durchschnittsalter von 10,7 Jahren fast anderthalb Jahre kürzer als ihre andersfarbigen Rassegenossen leben. Denn die werden im Schnitt 12,1 Jahre alt. Bedenkt man, dass 1,5 Jahre bei dieser Hunderasse in etwa 20 Menschenjahren entsprechen, ist das schon allerhand. Stellen Sie sich etwa vor, Sie haben dunkelbraune Haare und müssen aufgrund dieses äußeren Merkmals mit hoher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, 20 Jahre eher abzutreten als ihr blond- oder schwarzhaariger Kollege. Klingt ziemlich gruselig, entbehrt aber bei uns Menschen zum Glück jeder Grundlage.

Höhere Krankheitsanfälligkeit

Bei schokofarbenen Labrador Retrievern ist das anders. Nach Ansicht des Forscherteams um McGreevy ist deren geringere durchschnittliche Lebenserwartung eine Folge ihrer grundsätzlich höheren Krankheitsanfälligkeit. So hätten schokofarbene Labrador Retriever-Hunde unter anderem ein höheres Risiko, Ohrenentzündungen oder Hautkrankheiten zu bekommen, schreiben die Forscher im Journal "Canine Genetics and Epidemiology".

Züchtung verstärkt Anfälligkeit

Hundewelpen
Experten warnen vor der gezielten Züchtung besonderer Labrador-Farben. Bildrechte: imago/ZUMA Press

Verstärkt werden könnte diese Krankheitsanfälligkeit nach Auffassung der Forscher bei der Züchtung. Um nämlich einen schokofarbenen Labrador zu bekommen, müssen beide Eltern das Gen für die Farbe in sich tragen. "Wenn die Schokofarbe beim Wurf erwünscht ist, könnten Züchter motiviert sein, nur Hunde bestimmter Zuchtlinien sich miteinander paaren zu lassen", heißt es in der Studie. "Ungewollt" könnte so die Anfälligkeit für Krankheiten beim Nachwuchs vergrößert werden, warnen die Forscher.

Auch der Direktor des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung in Hannover, Ottmar Distl, rät davon ab, Tiere nur innerhalb einer Farbvariante zu züchten. Um die Vielfalt zu gewährleisten und Negativ-Effekte nicht zu vermehren, sollte "bunt und quer über die Farben" gemischt werden, sagt Distl.

Daten von über 33.000 Labradoren

Für die aktuelle Studie über die Krankheitsanfälligkeit und Mortalitätsraten bei Labrador Retrievern verglichen die Forscher demografische Daten von über 33.000 Labradoren im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland. Von fast 2.100 zufällig ausgewählten Hunden untersuchten sie dabei Daten zu Krankheiten und Sterblichkeit. Der Zusammenhang von Farbe und Lebensspanne wurde nach Kenntnisstand der Forscher so für noch keine andere Hunderasse festgestellt.

Krankheitsanfälligkeiten von Hunderassen

Bekannt ist allerdings schon längst, dass verschiedene Hunderassen für bestimmte Krankheitsbilder besonders anfällig sind. So neigen etwa Schäferhunde in hohem Maße (2017: rund 20 Prozent) zu einer Fehlentwicklung des Hüftgelenks (Hüftdysplasie) und einer unter dem Durchschnitt aller Rassehunde liegenden Lebenserwartung. Dackel wiederum sind aufgrund ihrer kurzen Beine und im Verhältnis dazu sehr langen Wirbelsäule zu einer besonderern Form des Bandscheibenvorfalls prädestiniert, der sogenannten Dackellähme. Möpse wiederum haben aufgrund ihrer extrem kurz gezüchteten Schnauze große Probleme mit der Atmung.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Tierisch, tierisch | 18. Oktober 2018 | 19:50 Uhr