Campi Flegrei bei NeapelSupervulkan in Europa aktiver als gedacht
Sie gelten als Region mit dem höchsten Vulkanrisiko der Welt - die Phlegräischen Felder bei Neapel. Jetzt wissen wir: Sie brechen in kürzeren Abständen aus, als bislang angenommen.
Neapel liegt nicht nur in bedrohlicher Nähe zum Vesuv. Auch Europas Supervulkan, die Phlegräischen Felder, berührt fast die Stadtgrenzen. Nachdem Forscher dort erst im Herbst 2018 erhöhte Vulkanaktivitäten gemessen hatten, haben Wissenschaftler aus Oxford jetzt neue Hinweise für einen möglicherweise nahenden Ausbruch des Supervulkans mit dem lateinischen Namen Campi Flegrei.
Phlegräische Felder öfter aktiv
Demnach könnte Europas Supervulkan häufiger in die Luft fliegen als bislang gedacht. Forscher Paul Albert von der südenglischen University of Oxford und seinen Kollegen ist jetzt der Nachweis gelungen, dass der Supervulkan aktiver war als bislang angenommen. Damit verkürzen sich die Intervalle, in denen die Phlegräischen Felder aktiv sind - die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch steigt. Ihre Arbeit dazu stellten sie im Fachjournal "Geology" vor.
Beweis für Ausbruch vor 29.000 Jahren
Bislang war man davon ausgegangen, dass der Supervulkan das letzte Mal vor 40.000 Jahren ausgebrochen ist. Eine kleinere Eruption soll es vor 15.000 Jahren gegeben haben. Forscher Albert und sein Team legen jetzt Belege vor, dass es auch dazwischen gekracht haben könnte: Vor 29.000 Jahren kam es demnach ebenfalls zu einem Ausbruch. Dessen Ablagerungen sollen insgesamt ein Gebiet von 150.000 Quadratkilometern betroffen haben. Die entsprechenden Aschen- und Tuffablagerungen in See- und Meeressedimenten sind Wissenschaftlern schon seit längerer Zeit bekannt. Bisher ließ sich jedoch nicht nachweisen, dass es sich um Gesteine des Supervulkans handelte.
Vulkanische Gase passen zur Eruption
Diesen Nachweis scheinen die Geowissenschaftler nun gefunden zu haben: Bei Bohrungen in Neapel und nordöstlich der Caldera des Supervulkans stießen sie auf vulkanische Gase. Diese passen vom Alter und der chemischen Zusammensetzung zu der fraglichen Eruption vor 29.000 Jahren. Den Forschern zufolge entspricht das als Masseria-del-Monte-Tuff bezeichnete Material bezüglich Menge und Verteilung einem Vulkanausbruch der Stärke 6 bis 7.
Ausbruch vergleichbar mit Tambora in Indonesien
Ein Ausbruch dieser Stärke ist vergleichbar mit der Eruption des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815: Dessen Eruption kostete damals mehrere zehntausend Menschen das Leben. Die Folgen für das Klima waren jahrelang zu spüren und bescherten unter anderem Europa 1816 das "Jahr ohne Sommer". Im Fall der Phlegräischen Felder war die jetzt entdeckte Eruption ungefähr so stark wie die jüngste vor rund 15.000 Jahren.
Supervulkan streute Asche bis nach Zentralrussland
Als Europas Supervulkan vor 40.000 Jahren ausbrach soll er ganz Europa mit Asche überzogen haben. Es war die größte vulkanische Eruption der letzten hunderttausend Jahre in Europa. Während beim Vesuv zwischen größeren Eruptionen nur wenige Jahrzehnte bis Jahrhunderte liegen können, dauert es bei den Phlegräischen Feldern Jahrtausende, bis ein erneuter Ausbruch ansteht.
Seit Jahren strömt vermehrt Gas aus dem Supervulkan
Mit den Erkenntnissen der Wissenschaftler aus Oxford wird ein Ausbruch des Supervulkans in kürzeren Intervallen wahrscheinlicher. Schon seit dem vergangenen Jahr rumort es Geowissenschaftlern zufolge im Supervulkan. Zum einen strömt in den letzten Jahren vermehrt Gas aus den Phlegräischen Feldern, zum anderen scheint sich verstärkt Magma im Untergrund anzusammeln. Das deutet darauf hin, dass sich das vulkanische System aufheizt. Auch die Menge der Dämpfe und ihre Temperatur nehmen zu.
Alarmstufe Gelb
Die Behörden haben deshalb seit 2012 offiziell die Alarmstufe gelb ausgerufen. Wie verheerend ein Ausbruch ausfallen könnte, ist umstritten, insbesondere wie stark Europa als Ganzes betroffen sein würde. Im unmittelbaren Umfeld dürfte es jedoch ziemlich ungemütlich werden. Die Region um Neapel gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen Europas. Im Falle eines Ausbruchs müssten zunächst die 80.000 Einwohner von Pozzuoli ihre Häuser verlassen. Wird die Eruption noch heftiger, wäre auch die Millionenmetropole Neapel betroffen.
Dieses Thema im Programm:MDR JUMP | 28. Februar 2019 | 19:50 Uhr