Cabrio auf einer Landstrasse an einem blühenden Rapsfeld
Wenn das "alte" Cabrio neuen, klimaneutralen Sprit bekäme, könnte es sorgenfrei weiterrollen? Bildrechte: imago images/Jochen Tack

Ohne Ruß und Emissionen Grüner Strom und CO2 aus der Luft: Treibstoff der Zukunft

12. August 2020, 09:02 Uhr

Neuer Sprit für alte Autos? Fahren wir in Zukunft mit synthetischen Kraftstoffen? Klimaneutral erzeugt, mit grünem Strom und CO2? Forscher aus Mitteldeutschland arbeiten jetzt gemeinsam an dieser Idee.

Wenn es diese Treibstoffe heute schon gäbe, würden wir vielleicht nicht ganz so viel über Elektroautos reden: Synthetische Kraftstoffe, die man klimaneutral aus CO2 (davon haben wir mehr als genug) und grünem Strom (auch der ist sicher verfügbar) erzeugen kann. Deren Verbrennung geschieht weitgehend ohne Ruß und Emissionen und ist dank der Herstellung mit Biomasse oder regenerativen Energien  klimafreundlich bis nahezu CO2-neutral, so das Bundesforschungsministerium.

Noch gibt es diese synthetischen Kraftstoffe, die die Bundesregierung als "wichtigen Teil der Energiewende" betrachtet, die jedoch von ihren Beratern als noch zu teuer angesehen wird, aber nicht an der Tankstelle. Ein Forschungsprojekt aus Mitteldeutschland will das ändern. Die TU Bergakademie Freiberg und das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen in Halle (IMWS) haben sich dazu mit verschiedenen Partnern zusammengeschlossen.

Marktreife in den kommenden zwei Jahren

Ziel ist es, die Herstellung solcher Kraftstoffe in den kommenden zwei Jahren zur Marktreife zu bringen. Darauf einigten sich die insgesamt sieben Projektpartner zum Start ihres gemeinsamen Projekts "InnoSynfuels". "Das Ziel, das sich das Projektkonsortium gesteckt hat, ist sehr ehrgeizig", sagt Prof. Dr.-Ing. Bernd Meyer, Direktor des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (IEC) der TU Bergakademie Freiberg. "Doch nur durch solche Projekte kann die Energiewende gelingen. Ich freue mich, dass sich so viele Partner zusammengeschlossen haben, um für Sektoren die zwingend flüssige Kraftstoffe benötigen synthetische CO2-neutrale Kraftstoffe herzustellen."

Die Projektidee ist aus der Fraunhofer Initiative progressLausitz heraus entstanden und soll den Strukturwandel unterstützen, heißt es in einer Mitteilung. Sie zielt auf nachhaltige Zukunftsentwicklung und Wirtschaftsansiedlungen in der Lausitz und knüpft an die wirtschaftlichen und strukturellen Stärken der Region an.

Zu lösende Problem: Kosten und Wirkungsgrad

An synthetischen Kraftstoffen, mit denen wir Fahrzeuge bewegen oder Wohnungen heizen können, wird weltweit geforscht. Und auch in Deutschland gibt es bereits mehrere Projekte, die schon seit Jahren daran arbeiten, serienreife Technik zu entwickeln. Ein Problem neben der fehlenden Marktreife und den hohen Kosten ist derzeit noch der geringe Wirkungsgrad.

Dafür hätten solche Kraftstoffe aber auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber neuen Konzepten, weil sie "im Gegensatz zu Wasserstoff, ohne Einschränkung mit der heutigen Tankinfrastruktur für konventionelle Kraftstoffe kompatibel sind", heißt es im aktuellen Bericht der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) an die Bundesregierung.

Das sieht sogar Greenpaece so und empfiehlt in einer Studie für die Individualmobilität das E-Auto oder synthetische Treibstoffe, die mit erneuerbaren Energien hergestellt wurden.

Umweltstudie: Doch nicht so grün?

Eine aktuelle Untersuchung des Umweltbundesamtes fügt den Bedenken aber noch einen weiteren hinzu.  Denn bei allen Energieträgern, die aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, wie etwa synthetischen Kraftstoffen, müssen auch die "Umweltwirkungen technischer und logistischer Optionen für die Bereitstellung solcher Energieträger anhand von Umweltwirkungskategorien wie Treibhauspotenzial, Versauerung oder Flächenbedarf" mit berechnet werden. Mit anderen Worten: Die Herstellung ist aus Klimasicht doch nicht so günstig.

Links und Lesestoff

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung über synthetische Kraftstoffe.
Hier zum Nachlesen

Ein Bericht der SZ über die Diskussion um die neuen Kraftstoffe.
Teurer Irrweg?

Der Kurzbericht der oben erwähnten NPM, aus der Arbeitsgruppe 2 Alternative Antriebe und Kraftstoffe für nachhaltige Mobilität.
Kompletter Bericht als pdf.

Der Beitrag von synthetischen Kraftstoffen zur Verkehrswende: Optionen und Prioritäten – so heißt die Greenpeace-Untersuchung.

Die aktuelle Studie "Systemvergleich speicherbarer Energieträger aus erneuerbaren Energien" des Umweltbundesamtes – hier als pdf.

gp

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