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Der überflutete Ort Dernau im rheinland-pfälzischen Ahrtal während des schlimmen Hochwassers 2021. Bildrechte: imago images/Future Image

Unwetter-KatastrophenWissenschaftler fordern Warnkarte für Starkregen und Sturzfluten

31. Mai 2022, 05:00 Uhr

Starkregen und Sturzfluten werden nach einer Unwetter-Studie in Zukunft weiter zunehmen. Wissenschaftler fordern deshalb ein bundesweites Starkregen-Management. Kommunen sollen unter anderem zur Erstellung von Gefahren- und Risikokarten verpflichtet werden. Auch die Risikokommunikation müsse verbessert werden.

Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 hat die immense Gefahr, die von Starkregen und anschließenden Sturzfluten ausgeht, eindrücklich vor Augen geführt. Innerhalb kürzester Zeit wurden aus harmlosen Bächen reißende Ströme. Die Wassermassen rissen Häuser fort und verheerten ganze Ortschaften.

"Überflutungen drohen überall"

Doch während die Gefahr solcher Unwetterkatastrophen künftig immer weiter steigen wird, attestiert eine aktuelle Unwetter-Studie Bund, Ländern und Kommunen massive Versäumnisse bei der Prävention. Dabei darf das Thema "Sturzfluten" keinesfalls unterschätzt werden. "Überflutungen drohen überall. Auch da, wo keine Gewässer sind. Es gibt kaum eine Region in Deutschland, die vor Starkregen und urbanen Sturzfluten sicher ist", betont Studienautor Prof. Theo Schmitt von der Technischen Universität Kaiserslautern. Er und sein Team haben in Kooperation mit der Universität der Bundeswehr in München die Risiken, Gefahren und Ursachen von Sturzfluten sowie effektive Schutzmaßnahmen gegen sie untersucht.

Besondere Gefahr von Starkregen

Die Ergebnisse der Studie "Starkregen und urbane Sturzfluten – Agenda 2030" wurden nun auf der Messe IFAT in München vorgestellt. Ausdrücklich warnt die Studie vor der enormen Gefährlichkeit von Starkregen, insbesondere vor der Geschwindigkeit, mit der sich die Wassermassen aufbauen. So gebe es bei Starkregen keine tagelange Vorwarnung wie beim Hochwasser von großen Flüssen, das langsam und berechenbar ansteige. "Die Sturzflut kommt quasi von oben – von jetzt auf gleich. Ohne Deich, ohne Schutz", warnt auch Prof. Wolfgang Günthert, der am Institut für Wasserwesen der Universität der Bundeswehr in München zu Sturzfluten geforscht hat.

Pflicht zum Starkregen-Risikomanagement

Studienautor Schmitt fordert deshalb, Städte und Gemeinden zu einem Starkregen-Risikomanagement zu verpflichten. So sollten die Kommunen künftig Gefahren- und Risikokarten erstellen. Solche Warnkarten sollten aus einer Fülle von Daten entstehen: Die Topografie mit lokalen Grünflächen und dem Gefälle sei dabei wichtig, genauso die Meteorologie sowie die Kapazität von Kanalsystemen. "Was wir dringend brauchen, ist eine systematische Analyse der örtlichen Gefahrenlage – eine 'Übersetzung' von Regenmengen in die konkrete lokale Gefahr einer Überflutung", erklärt Schmitt.

Einführung von Starkregen-Risikokarte

Auch sein Münchner Kollege Günthert fordert die verbindliche Einführung solcher Warnkarten. Auf ihnen müsse die Überflutungsgefahr für jede Straße und jedes Haus eingetragen werden. Es gehe darum, mit der Starkregen-Risikokarte die Wirkung von Sturzfluten digital zu simulieren, so der Professor der Bundeswehr-Universität. Derartige Warnkarten seien die Basis eines bundesweit notwendigen Starkregenwasser-Managements. Mit ihm könnten Städte "wassersensibel entwickelt" werden. Dazu gehöre insbesondere das Transportieren, Reinigen, Speichern und Ableiten von Regenwasser. Die "Entwässerung der Zukunft" müsse dabei vor allem Engpässe im Kanalnetz vermeiden.

Auch Hausbesitzer könnten profitieren

Auch Hausbesitzer würden nach Ansicht von Günthert von Starkregen-Risikokarten profitieren. Sie könnten damit ganz individuell mehr für den Schutz ihrer Gebäude tun – etwa durch begrünte Dachflächen, Regenbecken, oberirdische Sammelflächen oder flutgeschützte Kellereingänge, Lichtschächte oder Tiefgarageneinfahrten.

Studienautor Schmitt betont zugleich, wie wichtig ein bundesweit funktionierendes Frühwarn- und Informationssystem ist. Die Gefahr, die von Starkregen-Ereignisse ausgehe, sei viel zu hoch, um viele Menschen weiterhin im Ungewissen zu lassen: "Deutschland muss sich auf das, was noch kommt, möglichst effektiv vorbereiten. Und dabei gilt es, keine Zeit zu verlieren."

Links/Studien

(dn)

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