Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
Klima & UmweltMedizinPsychologieWeltraumGeschichteNaturwissenschaftBildung
Bildrechte: University of Vermont

InsektenforschungKönnen Honig-Bienen Hummeln schaden?

28. Juni 2019, 12:30 Uhr

Eigentlich sind Hummeln ausgezeichnete Bestäuber - wenn sie denn Blüten finden. Bisher galten Insektizide und Monokultur als Hauptfeinde für die gemütlichen Brummer. Seit Jahren haben die Forscher noch einen ganz anderen Feind im Visier: Viren. Man vermutete, dass die vor allem für Bienen gefährlichen Krankheitserreger auch auf Hummeln übertragen werden können. In Vermont in den USA haben Forscher jetzt herausgefunden, wie diese Viren zur Hummel kommt.

Wenn Honigbienen Blüten anfliegen, können sie dort Viren hinterlassen. Wenn Hummeln diese Blüten ebenfalls anfliegen, dann landen die Viren bei ihnen. Klingt logisch, wurde aber bsiher noch nicht nachgewiesen. Erst jetzt zeigen Forschungen aus dem Norden der USA, dass die Übertragung stattfindet.

Viren verursachen bei Bienen Flügeldeformationen

Wissenschaftler der Universität Vermont (UVM) und der Universität in Florida hatten an 19 Standorten in Hummeln, die in der Nähe von kommerziellen Bienenvölkern Blüten anflogen, zwei bekannte RNA-Viren nachgewiesen. Das sind Viren, die entweder bei den Bienen Flügeldeformationen verursachen bzw. nur die Königinnen befallen. Außerhalb eines Umkreises von 300 Metern wurden die Viren bei viel weniger Hummeln nachgewiesen. Zudem entdeckten die Forscher auf Blumenblüten in der Nähe von Bienenbeuten auf knapp jeder 5. Blume Viren. Dass überraschte selbst die Forscher:

Ich dachte, das wäre wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Wie stehen die Chancen, dass Sie eine Blume pflücken und einen Bienenvirus darauf finden werden?

Samantha Alger, Imkerin und Umwelt-Forscherin

In den Blüten lauern Viren

Anfällig Viren Bildrechte: University of Vermont

Die Gegenprobe zeigte - einen Kilometer von den Bienenstöcken entfernt fanden sich überhaupt keine Viren. Blumen sind also ein Verbreitungsweg für die Bienen-Viren, ist sich Alison Brody, Professorin am Department of Biology des UVM und leitende Autorin der Studie sicher. Sie fordert deshalb eine sorgfältige Überwachung und die Behandlung kranker Bienenvölker.

Gefährlich: Infizierte Bienen als Wanderarbeiter

Kein Wunder, denn Bienenvölker werden in den USA als "Wanderarbeiter" benutzt und per Tieflader durch das Land kutschiert: Erst bestäuben sie in Kalifornien Mandeln und fahren dann weiter nach Texas zu ihrem nächsten Bestäubungs-Einsatz. Immer unsichtbar dabei - die Viren als blinde Passagiere, die so in unberührte, natürliche Lebensräume gelangen und sich weiter verbreiten. Das ist nicht nur für Blütenbestäuber wie die rostige gefleckte Hummel fatal.

Forscherin: "Wir wissen noch zu wenig über den Virus und seine Auswirkungen"

Auch andere Bestäuber könnten so infiziert werden. Welche Auswirkungen die Viren auf die Hummeln haben, ist noch unklar. "Das muss alles noch untersucht werden, darüber wissen wir noch viel zu wenig," sagt Alger. Gerade deshalb dürften die infizierten Bienenstämme nicht in unberührten Landschaften eingeführt werden, sie seien keine heimischen Arten, sondern Landwirtschaftstiere.

Der Forscherin geht es aber um mehr als die rostige gefleckte Hummel, die seit 2017 zu den gefährdeten Arten zählt. Forscherin Alger ärgert eines besonders: Die Honigbiene gilt als Symbolfigur der Bestäuberin in der Natur schlechthin, dabei sei sie nur eine von vielen und auch diese gelte es zu schützen: "Das ist so, als ob man Hühner zum Symbol für den Vogelschutz macht."

Wie die Viren wandern: Über Blüten, die von Bienen und Hummeln angeflogen werden. Bildrechte: University of Vermont

Die Ergebnisse der Studie sind im Journal PLOS ONE erschienen.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Tierisch, tierisch | 19. Juni 2019 | 19:50 Uhr