Haussperlinge
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Stunde der Wintervögel Vogelzählung: Spatzen beherrschen die Gärten

15. Januar 2020, 17:32 Uhr

Heiße Sommer, milde Winter: Was macht das mit der Vogelwelt? Lassen sich schon jetzt Auswirkungen auf die Vögel und ihr Verhalten beobachten? Der NABU hat jetzt jedenfalls erste Ergebnisse der Winterzählung.

Spatzen gibt es es zwar nicht wie Sand am Meer, aber noch nie wurden so viele in Gärten und Parks wie 2020 gesichtet. Das ist eines der Ergebnisse der diesjährigen Winterinventur, zu der der Naturschutzbund Deutschland zwischen 10. und 12. Januar aufgerufen hatte.

Spatz
Statistisch gesehen piepsen bundesweit in der Hälfte der Gärten knapp sieben Spatzen. Bildrechte: Colourbox.de

Am stärksten vertreten sind nach wie vor die "üblichen Verdächtigen", Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel. Bundesweit wurden nach jetzigem Wissensstand 2,9 Millionen Vögel gezählt - pro Garten macht das rein rechnerisch 39 Vögel und liegt minimal unter dem langjährigen Jahresdurchschnitt von 39,8 Exemplaren. Leif Miller, NABU-Geschäftsführer, hat eine klare Erklärung dafür: Milde, schneearme Winter sorgen dafür, dass weniger Vögel an die Futterstellen in Menschennähe kommen.

Milde Winter - faule Flieger?

Nahaufnahme einer Ringeltaube.
Ringeltaube: Warum in die Ferne schweifen, wenn der Winter ist so warm... Bildrechte: imago images/imagebroker

Fehlende Winterkälte schlägt sich auch auf das Zugverhalten einzelner Arten aus: Bundesweit wurden beispielsweise mehr Ringeltauben, Heckenbraunellen, Hausrotschwänzchen und Bachstelzen gesichtet. Eigentlich sind das Vögel, die den Winter in wärmeren Gefilden verbringen. Diese Trends spiegeln sich bei Bachstelzen auch in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt wieder, wo diese "Wintervermeider" bei dieser Zählung vermehrt gesichtet wurden.

Warum in den Norden ziehen, wenn es hier so viele Eicheln gibt?

Auch mehr standorttreue Eichelhäher, die eigentlich im Osten und Norden Europas heimisch sind, wurden vermehrt gezählt, nämlich bundesweit in gut jedem dritten Garten. Das spiegeln auch die Zahlen aus unserer Region wieder. 63 Prozent mehr Sichtungen in Sachsen, 95 Prozent mehr in Sachsen-Anhalt und 110 Prozent mehr in Thüringen. Ornithologen gehen davon aus, dass dies eine Folge des reichen Nahrungsangebots mit besonders vielen herangereiften Eicheln im Sommer 2018 ist. Viele Eichelhäher könnten hiergeblieben sein statt zurückzufliegen.

Das Usutu-Virus und die Amsel

Die Sorge um den beliebten Singvogel bescherte uns auch in den vergangenen Sommermonaten Schlagzeilen: Seit dem erstmaligen Auftreten 2011 wird die Verbreitung des Usutu-Virus am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg untersucht und dokumentiert.

Amsel
Das Usutuvirus wurde in den vergangenen Jahren zum Synonym für "Amselsterben". Bildrechte: Colourbox.de

Bis Mitte 2019 waren 2.800 Fälle gemeldet worden - weit weniger als noch im Jahr davor. Wie hat sich die Verbreitung des Virus nun auf den Amselbestand ausgewirkt? Verglichen mit 2019 wurden bundesweit zwei Prozent mehr gesichtet. Das klingt erst mal gut, ist aber regional dann doch sehr verschieden, wenn man sich die Zahlen für Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen anschaut. In Sachsen haben die Amseln nämlich Federn gelassen. Hier wurden 25 Prozent weniger - knapp zwei Stück - pro Garten oder Park gesehen, in Sachsen-Anhalt liegt der Abwärtstrend bei einem Prozent, in Thüringen wurden vier Prozent mehr gezählt, das sind konkret 2,42 Amseln in knapp 84 Prozent aller Gärten.

Endgültig sind alle diese Zahlen noch nicht. Bis zum 20. Januar können Zählergebnisse eingereicht werden.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Thüringen Journal | 10. Januar 2020 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

part am 16.01.2020

Es ist schön wenn die Spatzen sich wieder vermehren, wobei sie früher eine Landplage darstellten und von Kindern und Jugendlichen mit dem Luftgewehr gejagt wurden. Schuld waren aber auch die Getreideverluste der Transportanhänger der LPG,s, das Korn rieselte nur so auf die Straße zur Freude von Körnerfressern. Beim armen Kater mit dem traurigen Gesicht in tierisch tierisch beim MDR, erkennt man sofort, die fehlende Lebensfreude und das jahrelange eingesperrt sein, wahrscheinlich kennt der Arme eine Maus nur am vorbeirennen an den Futtertöpfen im Tierheim, ich habe noch nie so ein trauriges Katzengesicht gesehen, aber leider auch schon ganz bösartige. Leider bleiben manche Tierheime auf ewig und immer an ihren Zöglingen hängen, da die Schutzbebühr zu hoch erscheint oder sich keine Interessenten finden. Jedoch muß sich immer eine Existenzberechtigung finden um keine leeren Ställe vorweisen zu müssen, sonst könnte Stellenabbau drohen.