Regenbogenlori
Regenbogenloris: In Australien siedeln sie sich gern auch in Städten an, besonders viele Arten gibt es in Papua Neuguinea Bildrechte: Corey T. Callaghan

Citizen Science Vögel global gesehen: 50 Milliarden Exemplare – aber nur 9.700 Arten

17. Mai 2021, 21:00 Uhr

Wie viele Menschen es auf der Welt gibt, lässt sich dank entsprechender Datensätze leicht zählen. Aber wie ist das mit anderen Spezies, fragte sich ein australisches Forschungsteam. Wie viele Vögel gibt es weltweit?

Kennen Sie noch den Klassiker auf Schulfesten: Ein Einkochglas mit trockenen Erbsen füllen und schätzen lassen, wie viele Erbsen insgesamt im Glas liegen? Ein bisschen erinnert die Fragestellung einer australischen Studie an das Gefühl vor dem Erbsenglas: Wie viele Vögel schwirren, watscheln und flattern eigentlich auf, beziehungsweise um die Erde herum? Jetzt kommt aus Sydney die Antwort: Fünfzig Milliarden. Das entspricht etwa sechs Vogelexemplaren pro Mensch auf der Erde und 9.700 einzelnen Vogel-Arten. Ungefähr 12 Prozent davon haben weltweit verschwindend kleine Populationen von unter 5.000 Exemplaren, zum Beispiel die chinesische Haubenseeschwalbe, der laute Buschvogel und die unsichtbare Ralle.

Der Club der Milliardäre

Rotbrust-Kakadu
Rotbrust-Kakadus zählen nicht zum Vogel-Club der Milliardäre. Bildrechte: Corey T. Callaghan

Vier zählen dagegen zum Club der Milliarden, also Arten, deren Weltpopulation auf über eine Milliarde geschätzt wird: Der Haussperling (1,6 Mrd.), der Star (1,3 Mrd.), die Ringschnabelmöwe (1,2 Mrd.) und die Rauchschwalbe mit 1,1 Milliarden Exemplaren. Ein verblüffender Fund, selbst für Dr. Callaghan, der inzwischen am Institut für Diversitätsforschung (iDiv) in Halle arbeitet: "Überraschend, dass nur wenige Arten die Gesamtzahl der Einzelvögel weltweit dominieren." Für ihn ergibt sich daraus die Frage: Was macht diese Arten evoltionär gesehen so extrem erfolgreich?

Wie kommt das Forschungsteam auf diese Zahlen?

Die Zahlen, mit denen das Forschungsteam gearbeitet hat, basieren unter anderem auf Angaben des Citizen Science Projekts eBird.

Was ist eBird?

Hinter dem Projekt steckt das Cornell Lab of Ornithology. Es wurde 1915 von einem Ornithologen, Dr. Arthur Allen, gegründet. Im Gegensatz zu Momentaufnahmen wie bei den Vogelzählungen durch den NABU in Deutschland, bei denen in einem festgelegten Zeitrahmen (in diesem Fall eine Stunde) innerhalb eines Gesamtzeitraums von wenigen Tagen die Sichtungen registriert werden, können bei eBird per App ganzjährig Vogelsichtungen zu jeder Tages- und Nachtzeit eingetragen werden. Dabei muss ein Beobachtungsprotokoll ausgefüllt werden, ob man zufällig Vögel gesehen hat oder an einem speziellen Ort gezielt geschaut und gewartet hat, wie lange man beobachtet hat, welche Entfernung man dabei zurückgelegt hat, oder ob man ein festgelegtes Areal durchforstet hat.

Kookaburra
Der Datensatz der Studie enthält Datensätze für 92 Prozent der aktuell lebenden Vogelarten. Kookaburra, besser bekannt als Lachender Hans, aber eigentlich ein Jägerliest, ist auch dabei. Bildrechte: Corey T. Callaghan

Auf der Plattform haben zwischen 2010 und 2016 insgesamt 600.000 Freiwillige ihre Vogelbeobachtungen eingetragen. "Es ist das erste Mal überhaupt, dass versucht wurde, eine komplette Reihe von anderen Arten zu zählen", sagt Professor Will Cornwell von der Universität in Sydney. Außerdem sind Studien zu einzelnen Arten mit eingeflossen. Noch vor zehn Jahren wäre eine globale derartige Spezies-Schätzung mangels Daten undenkbar gewesen, sagt der Wissenschaftler.

Wozu ist das gut und wie wissenschaftlich wertvoll sind Daten, die Laien liefern?

Verzerren sich nicht die Daten, wenn einzelne Menschen sich auf die Beobachtung spezieller Arten einrichten? Das müsse man mit einkalkulieren, sagt Studien-Co-Autor Professor Shinichi Nakagawa. Trotzdem sei die Datensammlung global gesehen der bestmögliche Datensatz überhaupt, den man für bestimmte Arten habe. Er hofft, dass diese Art der globalen Vogelbestandsaufnahme wiederholt wird. So könne man die Artenvielfalt tatsächlich im Auge behalten, inklusive der Veränderungen, die der Mensch in der Natur verursache. "Vielleicht lässt sich unser Ansatz auch übertragen, um die Häufigkeit anderer Arten zu berechnen," hofft Dr. Corey Callaghan.

Nymphensittiche
Nymphensittiche: In Australien keine Seltenheit Bildrechte: Corey T. Callaghan

Link zur Studie

Die Studie "Global abundance estimates for 9,700 bird species" ist Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen.

(lfw)

Das könnte Sie auch interessieren:

Wissen

Ein wildlebender Schimpanse 4 min
Bildrechte: Colourbox.de

0 Kommentare