Klimawandel und Landwirtschaft Wärmeresistente Kartoffel entwickelt

08. Mai 2019, 10:01 Uhr

Manche unter uns haben sicherlich schon gebangt, ob dieses Jahr wieder so heiß und trocken wird wie vergangenes. Der April ließ das ja vermuten. Gerade für Landwirte wäre das verheerend. Die mussten schließlich mit ziemlichen Ernteeinbußen zurechtkommen. Hilfe gibt es jetzt - zumindest für eine Pflanze - aus der Wissenschaft. Biochemiker haben herausgefunden, wie man Kartoffeln so hinbekommt, dass sie mit Wärme zurechtkommen.

Auf einem Tisch liegt die Kartoffelsorte Mayan Twilight. Das besondere ist die gelb-violette Farbe der Schale.   2 min
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So urdeutsch die Kartoffel ja manchmal anmutet, sie kommt eigentlich gar nicht von hier. Und da, wo sie herkommt, nämlich aus den Höhen der Anden, ist es relativ kalt. Hier in unserer sommerlichen Wärme hat der Bauer ein Problem: Die Pflanze produziert kaum Knollen. Warum? Weil sie es nicht muss. Sie kann ihre Kraft in Blätter stecken, sagt Uwe Sonnewald, Professor für Biochemie an der Uni Erlangen/Nürnberg:

Hitzeresistente Kartoffelpflanzen.
So sehen sie aus: die wärmeresistenten Kartoffelpflanzen. Bildrechte: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg/Uwe Sonnewald

"Die Kartoffel hat zwei Möglichkeiten, sich fortzupflanzen: Die eine ist über die Samen, wie alle anderen Pflanzen auch. Die andere ist vegetativ über die Knollen. Die Knollen sind für die Pflanzen ein Vermehrungsorgan, das sicherstellt, dass sie sich am Ort vermehren können. Samen wären besser geeignet zur Vermehrung. Aber da muss die Pflanze sicherstellen, dass das ganze Programm zur Erzeugung der Samen abläuft. Unter den Bedingungen in den Anden kann das aber schon Mal passieren, dass das nicht klappt. Und da ist die Kartoffelknolle so eine Art Sicherheitsorgan für die Vermehrung."

Kartoffelknolle ist lediglich Plan B

Biochemiker der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg.
Professor Uwe Sonnewald und sein Team. Bildrechte: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg/Rabih Mehdi

Das, was wir also am allermeisten an der Kartoffelpflanze schätzen, ist lediglich ein Plan B. Kein Wunder also, dass die Pflanze ihre Kraft eher in Plan A steckt. Für den Bauern heißt das dann: Viele Samen, keine Kartoffeln. Vor allem wenn man bedenkt, dass es ja immer wärmer werden soll. Eine Lösung muss her. Und die haben Sonnewald und sein Team gefunden. Dazu haben sie in das Innere der Pflanze geschaut, wenn die das Signal gibt, keine Knollen mehr zu produzieren. Tief in der Zelle haben die Wissenschaftler dabei einen Botenstoff gefunden, in Form einer RNA, einer Ribonukleinsäure. Die kann einer Zelle sagen, wie sie bestimmte genetische Informationen umsetzen soll:

"Und zwar bildet die Kartoffel eine kleine RNA. Und diese kleine RNA unterbindet das Signal, was der Pflanze sagt, jetzt machen wir Knollen. Und wir konnten das jetzt abstellen. Wir haben ziemlich lange daran herum geforscht. Und jetzt, da wir das entdeckt haben und den Mechanismus verstanden haben, konnten wir es auch abschalten."

Noch keine Tests unter Agrar-Bedingungen

Unerwünschte Nebenwirkungen gab es dabei nicht, versichert Uwe Sonnewald. Allerdings, räumt der Biochemiker ein, müssen die Pflanzen noch unter landwirtschaftlichen Bedingungen getestet werden. Zurzeit finden die Versuche noch im Gewächshaus statt.

Dieses Jahr wird es also noch nichts mit der wärmeresistenten Kartoffel. Hoffen wir also, dass es nicht wieder so heiß wird.

Kartoffeln auf Sack 29 min
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 08. Mai 2019 | 06:48 Uhr