Edle Tier-Ausscheidungen Würfel-Kot, Kack-Kaffee und Parfüm-Erbrochenes

US-Wissenschaftler haben herausgefunden, wie und warum Wombats ihren formschönen würfelförmigen Kot herstellen. Nicht die einzigen Tiere übrigens, mit besonderen Darmfähigkeiten. Einige andere "produzieren" sogar echten Luxus wie etwa die teuersten Kaffee-Bohnen der Welt oder einen Edel-Duft aus dem Meer.

Ein Nacktnasenwombat (Vombatus ursinus)
Wombats sind in der Lage, ihrem Kot eine würfelförmige Form zu verpassen. Bildrechte: imageBROKER/Davidx & Micha Sheldon

Kacke in Würfel-Form, Kaffee, der nicht nur durch den Magen, sondern auch durch das After geht und Wal-Erbrochenes für die Parfüm-Herstellung. Die Verdauungsorgane von Tieren sind zu erstaunlichen Glanzleistungen fähig und stellen die Wissenschaft dabei vor so manche Frage.

Darm-Künstler Wombat

Einem US-Forscherteam um die Expertin für tierische Körperflüssigkeiten Patricia Yang vom Georgia Institute of Technology ist es nun gelungen, das Geheimnis um den würfelförmigen Kot von Wombats zu enträtseln. Wie die Wissenschaftler auf einer Tagung der American Physical Society berichteten, setzen die in Australien beheimateten molligen Beuteltiere für die Produktion der exakt gearbeiteten Kotwürfel ihre unterschiedlich elastischen und beweglichen Darmwände ein. Aus einer ursprünglich flüssigen Masse entsteht so am Ende des Wombat-Darms die ungewöhnliche, aber praktische Würfelform.

Spezielles Kommunikationsmittel

"Schöne Scheiße" also – gewissermaßen. Die Wombat-Kacke ist aber nicht nur äußerlich bemerkenswert, sie erfüllt auch einen ganz konkreten Zweck. Die knuffigen Beutel-Vegetarier nutzen nämlich die kleinen Klötzchen, von denen sie täglich zwischen 80 und 100 Stück produzieren, um ihr Revier abzustecken und mithilfe des ausströmenden Duftes miteinander zu kommunizieren. Weil es aber um die Sehstärke der Wombats nicht zum Besten bestellt ist, wählen sie dabei besonders gut einsehbare Orte. Je besser platziert und je höher der Haufen ist, desto stärker lockt er andere Wombats an, um an ihm zu schnuppern und so zu kommunizieren.

Und genau dabei spielt die Form des Kots die entscheidende Rolle: Die Häufchen sollen nämlich nicht wegrollen, sondern an den exponierten Orten kleine Stapel bilden – wenn es nach den Wombats ginge, wohl am besten für die Ewigkeit. Und genau dafür gibt es nichts Besseres als Kacke in Würfelform.

Kein Scherz im Internet

Nacktnasenwombat, Nacktnasen-Wombat (Vombatus ursinus), liegt auf dem Ruecken tot am Strassenrand, Australien
Angefahrener Wombat: Die Verdauungstrakte der Tiere wurden für die Studie untersucht. Bildrechte: imago/blickwinkel

US-Forscherin Yang stieß übrigens rein zufällig auf die Wombat-Würfel-Kacke. "Ich bin auf dieses Thema gekommen, weil ich noch nie etwas so Merkwürdiges in der Biologie gesehen habe. Es war ein Rätsel", sagte Yang. Am Anfang habe sie gedacht, der würfelförmige Kot sei ein Scherz im Internet. Doch dann begann sie mit ihren Kollegen, die Verdauungstrakte von Wombats zu sezieren und zu untersuchen. Dafür nutzte das Team Tiere, die nach Verkehrsunfällen auf der Insel Tasmanien eingeschläfert worden waren.

Katze als Kaffee-Veredler

Fleckenmusang-Baby im Zoo von Pilsen
Das Fleckenmusang liebt auch die Kaffee-Frucht. Bildrechte: IMAGO Miroslav Chaloupka

Wombats sind nicht die einzigen Säugetiere, deren Verdauungskünste bislang die gesteigerte Aufmerksamkeit des Menschen erregt haben. So lebt in Südostasien eine Schleichkatzenart, die sich in der Kaffee-Veredelung engagiert. Der Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditu), ein hauskatzengroßer, nachtaktiver Baumbewohner, der sich vorwiegend von Früchten und Insekten ernährt, schätzt auch die Kaffeefrucht. Ob Arabica, Liberica oder Excelsa, die Sorte ist der Katze ziemlich Wurst.

Nassfermentation durch Enzyme

Kopi Luwak Kaffee (halb verdauten Kaffeebohnen)
Aus den ausgeschiedenen Kaffee-Bohnen entsteht der teure Kopi Luwak-Kaffee. Bildrechte: IMAGO

Der Fleckenmusang kann von den ursprünglich aus Afrika stammenden Früchten ohnehin nur das Fruchtfleisch verdauen, die Bohnen werden ausgeschieden – und zwar in veredelter Form. Denn im Darm der Tiere sind die Kaffekirschen einer Nassfermentation durch Enzyme ausgesetzt. Diese verändert die Geschmackseigenschaften der unverdauten Bohnen. Nach dem Waschen und einem leichten Rösten entsteht daraus ein besonders milder Kaffee mit einem dunklen und vollen, aber auch etwas "muffigen" Aroma, der als Kopi Luwak ganz nebenbei als teuerster Kaffee der Welt gilt. Einen ganz ähnlichen Kaffee "produziert" übrigens auch die in Äthiopien, dem ursprünglichen Heimatland der Kaffeefrucht, heimische Zibetkatze.

Duft-Essenz aus dem Wal

Pottwal Physeter macrocephalus im Atlantik vor den Azoren.
Pottwal im Atlantik vor den Azoren. Bildrechte: imago/Nature Picture Library

Ein anderes Beispiel für menschlichen Luxus, der zuvor durch Tier- Mägen und Tier-Därme gegangen ist, ist Ambra oder auch Amber. Die wohlduftende graue bis schwarze Substanz aus dem Meer galt in früherer Zeit als unabdingbarer Bestandteil bei der Parfüm-Herstellung. Heute kommt Natur-Ambra nur noch in den edelsten und teuersten Duftwässern vor. Die alten Griechen übrigens fanden Ambra so toll, dass sie sich die Substanz, von der sie vermuteten, sie flösse aus einer ganz besonderen Quelle ins Meer, sogar in ihren Wein kippten. Hätten sie gewusst, dass Ambra aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen stammt, hätten sie es vielleicht gelassen.

Genaue Entstehung unklar

Ambra vom Pottwal gefunden in Französisch Polynesien
Ambra gehört zu den edelsten natürlichen Duft-Essenzen. Bildrechte: imago/Bluegreen Pictures

Wie die kostbare Substanz genau im Magen- und Darmtrakt der Meeressäuger entsteht, ist übrigens bis heute nicht restlos geklärt. Fest steht, dass unverdauliche Teile wie Schnäbel oder Hornkiefer von Tintenfischen und Kraken in Ambra eingebettet werden. Möglicherweise liegt bei den Pottwalen, die Ambra produzieren, eine Stoffwechselerkrankung vor oder durch den Stoff werden Verletzungen der Darmwand verschlossen. Genaues weiß man nicht. Ins Meer gelangt Ambra wohl durch Erbrechen, durch Kotsteine oder spätestens dann, wenn die Wale sterben. Gefunden wird die Substanz in 10 bis 100 Kilogramm schweren Klumpen, die Jahre bis Jahrzehnte auf dem Meer treiben. Wie bei guten Weinen gilt auch bei Ambra: Je älter, desto besser. Erst durch den jahrelangen Kontakt mit Luft, Licht und Salzwasser erhält Ambra seine feste Konsistenz und seinen angenehmen Duft.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 05. April 2018 | 21:00 Uhr

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