Der Marble Canyon im Kootenay Nationalpark (Kanada)
Der Marble Canyon im Kootenay Nationalpark (Kanada) birgt viele fossile Überraschungen Bildrechte: imago/All Canada Photos

Paläontologische Entdeckung 500 Millionen Jahre alter Spinnenvorfahr ausgegraben

12. September 2019, 12:36 Uhr

Wann sind die Spinnen auf die Welt gekommen? Vor 500 Millionen Jahren - sagen Forscher, die jetzt den Vorfahren der Spinnen, Skorpionen und Zecken ausgegraben haben. Ein kleines Raubtier des Kambriums.

Daumengroß, eiförmige Augen und winzige, klauenartige Pinzetten vorm Maul: Das ist Mollisonia plenovenatrix, ein kleines Raubtier, dass vor 500 Millionen Jahren auf der Erde unterwegs war. Ausgegraben wurde jetzt ein besonders gut erhaltenes Exemplar in einer neuen Fundstätte im Marble Canyon, der im kanadischen Kootenay-Nationalpark liegt. Das berichtet das Magazin "Nature", das jetzt die Entdeckung zweier Paläontologen der Nanjing Universität veröffentlicht hat.

Das Fossil - ein Fest für Forscher

Für die Forscher ist der Fund ein Fest: Dem gut erhaltenen Mollisonia plenovenatrix-Exemplar aus dem Kambrium lässt sich nämlich einiges über die wundersame Welt und Entwicklungsgeschichte der Spinnentiere oder Skorpione entlocken und auch über die kambrische Explosion, einen kleinen Zeitraum vor 500 Millionen Jahren, in dem unzählige Vertreter heute vorkommender Tierarten fast gleichzeitig entstanden sind.

Auch Mollisonia stammt aus dieser Zeit, ist laut Aussagen der Forscher bereits eine moderne Art der Spinnentiere. Daraus schließen sie, dass der Ursprung der Tiere noch weiter zurück liegt, sie sich allerdings in der kambrischen Explosion sehr schnell entwickelten. Ein Zeitraum, der vielleicht noch kürzer war, als die angenommenen 20 Millionen Jahre. "Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die kambrische Explosion noch schneller als gedacht war", sagt Cédric Aria, Postdoktorand am Nanjing Institute of Geology and Palaeontology (China).

Kiefernklauen, wie bei Spinnen und Zecken

Besonders aufschlussreich sind die pinzetten- und kieferartigen Klauen vorne am Maul, mit denen Mollisonia plenovenatrix ähnlich wie Skorpione, ihre Beute festhalten, zerkleinern und töten konnte. Nach diesen Kieferklauen vor dem Mund wurde nämlich die Gruppe der Kieferklauenträger, die Chelicerata, zu denen auch Spinnen, Milben und Zecken gehören. Bisher hatte man nur Exoskelette des Tieres gekannt, jetzt wurden erstmals Gliedmaßen und andere Weichteile dieses kleinen Räubers beschrieben, sagt Studien-Co-Autor Jean-Bernard Caron.

"Vor dieser Entdeckung konnten wir die Chelicerae in anderen Fossilien des Kambriums nicht genau bestimmen, obwohl einige eindeutig chelicerateähnliche Eigenschaften aufweisen", sagt Cédric Aria. "Dieses Schlüsselmerkmal, dieses Wappen der Chelikerate, fehlte noch."

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN JOURNAL | 22. August 2019 | 19:00 Uhr

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