Das russische Sojus-Raumschiff auf dem Weg zurück zur Erde. Im Hintergrund sieht man eine Wolkendecke.
Ein russisches Sojus-Raumschiff auf dem Weg zurück zur Erde. Bildrechte: Nasa, Roskosmos

Internationale Raumstation Trotz Krieg und Sanktionen: Gemeinsame Rückkehr von Astronaut und Kosmonauten in der Sojus MS-19

Am 30. März sollen zwei Kosmonauten und ein US-amerikanischer Astronaut die Internationale Raumstation ISS verlassen und zurück zur Erde kehren. Das soll mit einem russischen Sojus-Raumschiff geschehen – trotz der Spannungen zwischen Russland und dem Westen durch den Ukraine-Krieg.

In der Ukraine herrscht Krieg, ein russischer Angriffskrieg auf ein eigenständiges und freies Land. Dieser Krieg hat den Westen und große Teile der Welt zusammengeschweißt und gegenüber Russland wurden globale Sanktionen verhängt.

Die Zusammenarbeit auf der Internationalen Raumstation geht dennoch (mit Einschränkungen) weiter. Am 30. März sollen die beiden Kosmonauten Pyotr Dubrov und Anton Shkaplerov mit dem russischen Sojus-Raumschiff zurück zur Erde kehren. Auch der Nasa-Astronaut Mark Vande Hei wird an Bord der Sojus MS-19-Mission sein. Sie alle sollen in der kasachischen Steppe landen. Selbstverständlich war das nicht.

Russische Propaganda in der Raumfahrt

Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos hatte nach Kriegsanfang auf Twitter ernste Töne angeschlagen. Dmitry Rogozin drohte damit, dass sich Russland aus dem gemeinsamen Projekt im Weltraum der Internationalen Raumstation ISS, zurückziehen werde, und hatte die Frage gestellt, wer die ISS vor dem Absturz auf die Erde retten würde, wenn nicht Russland? Tatsächlich wird die ISS immer wieder von den russischen Progress-Raumschiffen auf eine Höhe von rund 407 Kilometern angehoben – sie befindet sich nämlich im stetigen Fall auf die Erde.

Während der Anfangszeit des Ukraine-Krieges hatte man medial spekuliert, wie die Zusammenarbeit auf der ISS zwischen russischen Kosmonauten und den amerikanischen Astronauten und dem deutschen Esa-Astronauten Matthias Maurer verlaufen würde. Gibt es Streit? Gibt es Spannungen? Was hat Politik im Weltraum überhaupt zu suchen?

Mann mit Brille und Stirnlampe neben technischem Gerät
US-Astronaut Mark Vande Hei ist jetzt Rekordhalter bei der Nasa. Mit 355 Tagen hat er die längste Mission absolviert, bei der er die Erde 5.680 Mal umrundet hat. Zusammen mit seinem ersten Flug war Vande Hei jetzt 523 Tage im All. Bildrechte: NASA

Westliche Gelassenheit in der Krise?

Josef Aschbacher, der Generaldirektor der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, hatte mit Matthias Maurer nach etwas mehr als einer Kriegswoche gesprochen. Dieser versicherte, dass man sich keine Sorgen machen solle, man verstehe sich gut. Maurer gab aber Aschbacher auch eine warnende Botschaft mit:

Aus der Perspektive des Weltraums sieht man, wie fragil unser schöner Planet ist. Da ist es unverständlich, dass man hier Krieg führt.

Matthias Maurer, Esa-Astronaut auf der ISS

Der Westen hatte auf Rogozins Drohungen gelassen reagiert. Nasa- und Esa-Führungskräfte versicherten, dass man weiterhin gemeinsam an dem Projekt Internationale Raumstation arbeiten würde. Roskosmos kündigte währenddessen bestehende Projekte wie das ExoMars-Projekt oder die Zusammenarbeit am europäischen Weltraumhafen Kourou auf Französisch-Guayana auf.

Zudem publizierte das russische Staatsmedium Ria Novosti am 5. März ein verstörendes Video, auf dem sich die russischen Kosmonauten von den Astronauten auf der ISS verabschiedeten. Anschließend wurde der Absturz der ISS mitsamt westlicher Besatzung angedeutet. Satire in einer Zeit der Provokationen?

Russlands Bürger sind nicht der Feind

Doch nicht alle russischen Gesten waren so aggressiv. An Maurers Geburtstag am 18. März erreichten drei Kosmonauten planmäßig die ISS. Die Überraschung war groß, als sie in die Raumstation schwebten: Sie waren komplett in gelb gekleidet. Neben der russischen Flagge befanden sich auch glaube Punkte und Streifen auf den Overalls der drei Männer – die Farben der Ukraine. Solidarität? Ein Zeichen gegen den Krieg?

Die drei Kosmonauten Oleg Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korssakow sind zudem keine Militärs wie manch andere Kosmonauten von Roskosmos. "Wir haben tatsächlich viel gelbes Material angesammelt, das wir also benutzen mussten. Deshalb also mussten wir gelb tragen", erklärte Artemjew.

Zudem wähle jede Crew ihre Fluganzüge selbst aus. Ob die Farben nun Solidarität ausdrücken, ein zufälliger Überbleibsel gelber Stoffe oder geplante russische Propaganda im Sinne von "die Ukraine ist ein Teil Russlands" ist, bleibt unklar.

Rückkehr dreier Raumfahrer

Sicher sei aber, dass am, 30. März drei Raumfahrer zurück zur Erde kehren sollen. Das Sojus-Raumschiff der MS-19-Mission soll sich voraussichtlich um 9:21 Uhr (MESZ) von der Internationalen Raumstation abkoppeln.

Die Landung soll gegen 13:29 Uhr erfolgen und live auf dem YouTube-Channel der Nasa übertragen werden. Der Live-Stream ist für 11.15 Uhr angesetzt.

Matthias Maurer 9 min
Bildrechte: MDR Wissen/ NASA
Satellit Eucropis des DLR 4 min
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Prof. Dr. Carsten Drebenstedt 1 min
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1 min

Weltraumschrott ist ein gutes Baumaterial auf dem Mond, sagt Prof. Carsten Drebenstedt von der TU Freiberg

MDR KULTUR - Das Radio Do 03.02.2022 12:19Uhr 01:06 min

https://www.mdr.de/wissen/Satellitenschrott100.html

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3 Kommentare

Anni22 am 30.03.2022

Sollten sich die Us-Astronauten ein eigenes Taxi bestellen? Natürlich müssen alle zusammen zurück. Die Frage wird eher sein, ob nochmal neue mit hoch genommen werden.

Eulenspiegel am 29.03.2022

„Aus der Perspektive des Weltraums sieht man, wie fragil unser schöner Planet ist. Da ist es unverständlich, dass man hier Krieg führt.“
Matthias Maurer, Esa-Astronaut auf der ISS
Ich denke diese Erkenntnis vereint Kosmonauten und Astronauten

Shantuma am 29.03.2022

Dieser Artikel enthält mehr Propaganda als irgendwas Wissenswertes. Schlechte Arbeit MDR Wissen.