Astrobiologie Leben? Verblüffende Entdeckung in der Wolkendecke der Venus

14. September 2020, 17:08 Uhr

Phosphin ist ein Gas, das man auf der Erde nur findet, wenn Menschen oder Mikroben die Finger im Spiel haben. Ein Forschungsteam hat jetzt Spuren dieses Gases in der Wolkendecke der Venus aufgespürt. Wie kommt es da hin?

Erde und Venus ohne ihre Athmosphären
Die Venus - verglichen mit der Erde ein unwirtlicher Ort. In der Wolkendecke der Venus wurden Spuren eines Gases gefunden, das eigentlich organischen Ursprungs ist. Bildrechte: imago images / StockTrek Images

Die Venus ist ein ganz schön ungastlicher Planet. Eine Athmosphäre aus Kohlendioxid und Stickstoff, etwas Schwefeldioxid, Argon, Neon, Helium, Kohlemnmonoxid und Wasserdampf. Das Ganze bei im Schnitt über 450 Grad Celsius. Aber wenn die Venus wie jetzt am Morgenhimmel erstrahlt dann finden wir sie faszinierend.

Dabei sehen wir nur die Wolkendecke, die den ganzen Planeten einhüllt. Doch die hat es in sich, wie eine aktuelle Studie zeigt: Sie enthält Spuren von Phosphin, einem geruchlosen und hochgiftigen Gas. Allein der Nachweis dieses Gases ist schon faszinierend. Die britische Astrobiologin Professor Jane Greaves und ihr Team sind dem Phosphin im Umfeld der Venus 2017 und 2019 mithilfe zweier Radioteleskope auf die Spur gekommen, mit denen die Radiofrequenzstrahlung von Himmelsobjekten erforscht wird. Greaves und ihr Team nutzten dazu das Large Millimeter/Submillimeter Array in der chilenischen Atacama-Wüste und das James Clerk Maxwell Telescope, das auf Hawaii steht.

Radioteleskop Hawaii außen/innen

James Clerk Maxwell Telescope auf Hawaii
Bildrechte: imago images / Leemage
James Clerk Maxwell Telescope auf Hawaii
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Aber jetzt kommt der Punkt, der die Astrobiologen wirklich begeistert. Denn Phosphin (oder auch Phosphan, wie sie offiziell heißen) sind organische Phosphorverbindungen. Auf der Erde stammt das Gas entweder aus industrieller Produktion oder aus anaeroben biologischen Quellen - anaerobe Lebewesen sind z.B. einzellige Organismen, deren Stofwechsel ohne Sauerstoff funktioniert, die älteste Form des Lebens.

Sind die Gasspuren in den Venuswolken also nun ein Beleg für wie auch immer geartete Form von Leben auf oder in der Atmosphäre der Venus? Die Forscher sagen nein, das sei kein robuster Hinweis für irgendeine Form von Leben auf der Venus. Vielmehr sehen sie das Vorkommen als Beleg für für anomale und (bisher) unerklärliche Chemie. Ihrer Arbeit zufolge gibt es erhebliche konzeptionelle Probleme für die Vorstellung von Leben in den Wolken der Venus - die Umgebung ist extrem dehydrierend sowie übersäuert und alles andere als lebensfreundlich.

Was bleibt, ist also die Frage, woher kommt das Phosphin? Die Forschungsgruppe untersuchte dazu verschiedene Theorien: Könnte es aus Quellen auf der Venus, von Mikrometeoriten, aus Blitzen, Vulkanismus oder chemischen Prozessen stammen? Eine eindeutige Antwort wurde noch nicht gefunden. Um die Herkunft des Phosphins in der Venus-Atmosphäre endgültig zu entschlüsseln, sind aus Sicht der Forschung weitere Beobachtungen und Modellierungen nötig.

Hier lesen Sie die komplette Forschungsarbeit.

2 Kommentare

MDR-Team am 15.09.2020

Hallo "Harka2",
die Forscher sagen auch, dass das kein robuster Hinweis für irgendeine Form von Leben auf der Venus sei. Vielmehr sehen sie das Vorkommen als Beleg für für anomale und (bisher) unerklärliche Chemie. Ihrer Arbeit zufolge gibt es erhebliche konzeptionelle Probleme für die Vorstellung von Leben in den Wolken der Venus - die Umgebung ist extrem dehydrierend sowie übersäuert und alles andere als lebensfreundlich. Liebe Grüße

Harka2 am 15.09.2020

Jetzt mal ernsthaft: Auf der Venus herrschen Temperaturen von ca. 450° C, selbst Blei und Zinn kommen da nur in flüssiger Form vor. Komplexe organische Verbindungen würden dort soft verbrennen, so sie nicht vorher schon von der extrem säurebelasteten Luft "zerfressen" werden. Die Umweltbedingungen auf der Venus machen es sinnvoller, in aktiven irdischen Vulkankratern nach Leben zu suchen.