Influenza, Corona und Co. Gleiche Symptome - verschiedene Viren

09. Dezember 2020, 17:29 Uhr

Die laufende Nase, trockener Husten, allgemeines Unwohlsein. Wer solche Symptome hat, fragt sich dieses Jahr: Ist es eine harmlose Erkältung oder das Coronavirus? Denn einige Symptome am Anfang der Infektion ähneln sich. Aber wieso äußern sich manche Virus-Infektionen überhaupt in so ähnlichen Symptomen - wenn die Viren gleichzeitig so unterschiedlich gefährlich sein können für den Körper?

Eigentlich ist unser Körper im Großen und Ganzen ziemlich gut geschützt vor Krankheitserregern. Doch hat er ein paar Schwachstellen. Man könnte auch sagen "Einfallstore", über die beispielsweise Viren in den Körper eindringen können. So kann die Virologin Dr. Corinna Pietsch von der Uniklinik Leipzig gleich eine ganze Reihe verschiedener Viren nennen, die ihren Weg über die Atemwege in unseren Körper finden:

Da fallen uns jetzt natürlich die Influenzaviren ein, aber da gibt es viele andere. Vielleicht haben sie schon mal von RSV gehört, diese Rhinoviren, aber auch solche Klassiker, die wir zunächst gar nicht damit verbinden, haben den gleichen primären Infektionsweg. Wie beispielsweise die Masern oder auch die Röteln.

Corinna Pietsch, Virologin

Alle diese Viren sind spezialisiert, um in die Zellen der Atemwege einzudringen. Sie haben bildlich gesprochen einen "Schlüssel" dabei, der die Zellen für sie öffnet.

Von den Atemwegen in die Blutbahn

In den Atemwegen können alle diese Viren – von Rhinoviren bis Masern – erst einmal typische Erkältungssymptome auslösen. Also etwa Schnupfen oder Husten. Das sind Abwehrmechanismen des Körpers, erklärt Corinna Pietsch, dass sich vermehrt Sekrete bilden, um Erreger abzuschirmen oder Erreger auch wieder herauszutransportieren.

Viele Viren bleiben in den Atemwegen und werden vom Körper erfolgreich bekämpft und die Erkältung geht vorbei. Für manche Viren sind die Atemwege aber eben nur die Eintrittspforte in den Körper. Darüber hinaus können sie sich auch im gesamten Organismus ausbreiten, sagt Pietsch, zum Beispiel über die Lymphbahn oder die Blutbahn. So können sie also auch andere Gewebe erreichen.

Hier gilt dann wieder das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Nicht jedes Virus kann in jedes Gewebe eindringen. Aber manche Viren, wie das Sars-Coronavirus, können offensichtlich beispielsweise auch Muskelzellen von unserem Herz infizieren. Und dort wieder Schädigungen hervorrufen.

Corinna Pietsch

Je nach "Schlüssel" werden verschiedene Organe befallen

Je nachdem, welche "Schlüssel" ein Virus mitbringt, können Zellen anderer oder mehrerer Organe befallen werden. Dort zwingt das Virus die Zellen, mehr Viren zu produzieren. Das schadet der Zelle und sie ruft nach Hilfe.

Doch auch das dadurch aktivierte Immunsystem sorgt dafür, dass befallene Zellen zerstört werden. Neue Symptome treten auf. So entstehen eben bei Masern nach einiger Zeit die typischen roten Flecken auf der Haut. Es kann aber auch beispielsweise zu einer Gehirnhautentzündung kommen. Je nachdem wie viele Zellen in verschiedenen Organen durch ein Virus befallen sind, ist die Schädigung und Schwächung des gesamten Körpers massiver, sagt Pietsch.

Das können dann sozusagen meistens größere Schäden sein. Ich meine, es können auch die Primärschäden in der Lunge sehr schwerwiegend sein. Aber bei anderen Organsystemen, wenn die befallen sind, führt das zu weiteren Symptomen. Und kann bei einzelnen Patienten auch zu Folgeschäden führen.

Corinna Pietsch

So scheint es auch bei dem Coronavirus Sars-CoV-2 zu sein. Das – obwohl er sich anfangs oft nur als Erkältung äußert – weitaus größere Auswirkungen haben kann.

(jb)

2 Kommentare

part am 09.12.2020

Das einzigste Organ im menschlichen Kölrper, das nicht von Krebszellen befallen wird, ist das Herz mit seinem Muskelgewebe. Auch Viren sind Teil der Evolution und daher auf Vermehrung bedacht. Viren, die Herzmuskelgewebe schädigen befinden daher in einer evolutionäre Sackgasse, so wie alle Viren, die ihren Wirt sterben lassen...

MDR-Team am 10.12.2020

@Saxe,
vielen Dank für den Hinweis und die Richtigstellung.