Studie Vögel lieben feine Viertel

05. Juni 2019, 09:15 Uhr

Sind Vögel Snobs? Je reicher das Stadtviertel, desto mehr verschiedene Vögel nisten dort. Das zeigt eine neue Studie aus Südafrika. Biodiversität hängt also ab vom Geldbeutel? Muss nicht sein, sagen Wissenschaftler, wenn man wachsende Stadtviertel rechtzeitig klug durchdenkt und Raum für Grünes lässt.

Wellenastrild
Der Wellenastrild zählt zu den Prachtfinken und ist in Südafrika weit verbreitet. Bildrechte: imago/blickwinkel

Vögel leben lieber in feinen als in armen Stadtvierteln. Das hat eine Studie der Universitäten in Kapstadt und in Turin herausgefunden. Je reicher die Nachbarschaft, desto größer die biologische Vielfalt in Büschen, Sträuchern und Bäumen. Nur wenn der Lebensraum zu dicht besiedelt wird, suchen sich gefiederte Stadtbewohner eine andere Bleibe für den Nestbau.

Das ist an sich weder überraschend noch neu. Wenn man als Mensch die Wahl hat zwischen einem Stadtviertel mit viel Grün und geringer Bebauungsdichte oder einem Viertel mit viel Beton, Asphalt und ohne Vegetation, würden die meisten vermutlich auch ins luxuriösere Viertel ziehen. Studienautor Professor Dan Chamberlain, der an der Uni in Turin lehrt, erklärt den Effekt damit, dass in reichen Vierteln auch mehr in Gärten, Gartenarchitektur und Grünanlagen investiert wird - und damit indirekt in die biologische Vielfalt. Zubetonierte Stadtviertel dagegen bieten keinen Lebensraum für Tiere.

Warum untersucht man sowas eigentlich?

Der Nutzen der Studie besteht Chamberlain zufolge darin, dass anhand dieser Daten aus Südafrika Stadtentwicklung gerecht geplant werden könnte. Denn derzeit wachsen viele Städte in Afrika schnell und in die Breite.

Untersucht wurde innerhalb von vier Jahren das Vogelaufkommen in 22 Stadtvierteln. Dabei zeigte sich eine klare Korrelation von Vogelvielfalt und Einkommen, zwischen 1.000 und 3.000 US-Dollar im Monat: Je mehr Geld die Einwohner haben, um so mehr wird auch in den unmittelbaren Lebensraum investiert und um so größer die Biodiversität in diesen Vierteln.

Den Forschern ging es natürlich nicht um ähnliche Verhaltensweisen beim Nestbau von Menschen und Vögeln. Studienautor Arjun Amar erklärt, was die Studie so wichtig macht: "Die jetzt aus Südafrika vorliegenden Daten sind die ersten, die in schnell wachsenden Städten erhoben wurden." Sein Kollege Chamberlain hofft, dass die Daten dann helfen werden, bei der Stadtplanung wachsender Viertel frühzeitig die Weichen für den Erhalt der Biodiversität zu stellen - und so lebenswerte Umgebungen zu planen, die unabhängig sind vom Einkommen der Bewohner.

Südafrika Kap
Südafrika Kap Bildrechte: Colourbox

Quelle: MDR/University Capetown

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 23. Mai 2019 | 19:00 Uhr