Waldbrand Forscher helfen bei Glutherd-Suche

09. Juli 2019, 19:10 Uhr

Der Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern ist gelöscht. Damit geht auch ein Großeinsatz zu Ende: Neben Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr auch ein Forschungsflugzeug zur Aufdeckung von Glutherden.

Eine Feuertaufe im wahrsten Sinne des Wortes. Die hatten Sebastian Pless und sein Team gerade erst hinter sich gebracht. Mit ihrem Forschungsflugzeug waren sie vor zwei Wochen die brennende Lieberoser Heide abgeflogen. Kurze Zeit später brannte es dann in Lübtheen. Der größte Brand Mecklenburg-Vorpommerns seit dem zweiten Weltkrieg.

Sebastian Pless, Ingenieur am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt, bot spontan seine Hilfe an: "Wir haben einfach bei der Einsatzleitung nachgefragt, ob sie solche Daten gebrauchen könnten und das wurde sofort positiv beantwortet und dann haben wir den Messaufbau den wir eigentlich für ein anderes wissenschaftliches Projekt installiert hatten im Flugzeug aufgrund der guten Gelegenheit dafür genutzt." Was sind das aber für Daten, die da gefertigt werden, die den Feuerwehrleuten helfen können Glutherde aufzustöbern?

Wärmebildkameras zeigen schwelende Brände

Der Teil im Flugzeug ist den Meisten bekannt und kommt schon öfter zum Einsatz: Wärmebildkameras. Zusammen mit hochauflösenden Bildern zeigen sie, wo Brände noch schwelen und wo es besonders heiß ist. Von außen sieht das oft unscheinbar aus – ist es aber nicht. Die Erfahrung hat Pless bei beiden Einsätzen gemacht: "Was mir dadurch aufgefallen ist, ist wie stark man auch Waldbrände unterschätzen kann. Wenn man eine leichte Rauchwolke sieht, dann denkt man: Naja, meine Güte, kann jetzt so schlimm nicht sein, doch das kann am Boden eine relativ umfangreiche und gefährliche Situation sein."

Lieberoser Heide und Lieberoser Wüste

Die Lieberoser Heide liegt nördlich von Cottbus in der Niederlausitz. Nach Waldbränden wurde bereits durch die Waffen-SS begonnen, das Gebiet als Truppenübungsplatz zu verwenden. Der Platz wurde ab Mitte der 1950er weiter ausgebaut. Die militärische Nutzung wurde nach der deutschen Wiedervereinigung eingestellt. Ein etwa fünf Quadratkilometer großer, sandiger Teil wird Lieberoser Wüste genannt und gilt als die größte Wüste Deutschlands sowie eine der größten Mitteleuropas. Es herrscht sogar ein eigenes Mikroklima mit großen Temperaturgegensätzen und Spitzenwerten von bis zu 60 Grad auf nacktem Sandboden.

Die Bilder können das erfassen. Neu ist das aber nicht. Interessant werden sie erst, wenn sie Pless und sein Team mit weiteren Informationen kombinieren, die sie auf den Flügen sammeln, nämlich wo es besonders heiß ist. Sprich: Alle Bilder werden mit der genauen Lage kombiniert. Aus Bild und Lage werden Karten. Mit den Karten können Einsatzkräfte dann Brandherde finden. Mit Erfolg. Das Feedback, erzählt Sebastian Pless, war positiv.

Einsätze dauern noch zu lang

Einziger Wermutstropfen: Bei beiden Einsätzen dauerte es lang, bis die Karten vorlagen, vier bis fünf Stunden. Das lag auch daran, weil Pless nach seinen Flügen noch nach Berlin fahren musste, um die Daten auszuwerten: "Also in dem Falle war die Zeit ausreichend, aber für generelle Einsätze müsste man darüber nachdenken, wirklich ein System zu installieren, was eine Echtzeitübertragung ermöglicht, dann hätte man wirklich in Minuten bis Sekunden später schon eine Information am Boden." Die Technik dafür ist da, die Umsetzung gar nicht so kompliziert, sagt Pless. Auch der Bedarf wird wohl nicht abreißen: Die Waldbrandgefahr ist weiterhin hoch. In Lieberose brennt die Heide schon wieder.