Aufnahmen verschiedener Untersuchungsmethoden
Aufnahmen verschiedener Untersuchungsmethoden von Warschaus "schwangerer Mumie". Sie starb wahrscheinlich an Krebs. Bildrechte: Muzeum Narodowe w Warszawie/Mummy Project i Łukasz Kownacki

Außergewöhnlicher Fund Warschaus schwangere Mumie starb womöglich an Krebs

20. Juli 2022, 16:26 Uhr

Als man sie entdeckte, war es ein kleiner Sensationsfund: die "pregnant mummy". Seitdem forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an dem historischen Objekt. Das Ziel: möglichst viel über die weibliche Mumie und ihren gesellschaftlichen Kontext herauszufinden. Nun hat man entdeckt: Die Mumie hatte einen Tumor.

Die "Misterious Lady" ist eine Mumie der besonderen Art: Ein polnischer Ägyptologie-Liebhaber hatte sie samt Sarg gekauft und 1826 der Universität Warschau geschenkt. Ursprünglich dachte man, es handle sich bei der Toten um einen Mann, weil es Hinweise am Sarg gab, die darauf hindeuteten – bis 2018 bei Untersuchungen via Computertomografie entdeckt wurde, dass die Mumie eine schwangere Frau ist. Erst drei Jahre später erfuhr die Öffentlichkeit per wissenschaftlicher Veröffentlichung davon.

Untersuchung mit Röntgen und CT

Im Zuge einer radiologischen Untersuchung mit Röntgenstrahlung und Computer-Tomografie entdeckten die Forschenden nun Veränderungen des Schädels im Gesichtsbereich, die darauf hinweisen, dass die Mumie höchstwahrscheinlich ein Nasopharynxkarzinom – also Krebs im Nasen-Rachen-Bereich – hatte. Diese Krebsart macht sich oft erst in einem späten Stadium bemerkbar: Betroffene spüren dann häufig eine Behinderung in der Nasenatmung und haben ungewöhnlichen Nasenausfluss oder Nasenbluten.

Mumie fährt in CT ein
Die Mumie fährt in ein CT ein. Bildrechte: Aleksander Leydo

Der Krebs war vermutlich für den Tod verantwortlich

Außerdem wiesen die CT-Bilder des Knochens hinter der linken Augenhöhle der Mumie Merkmale auf, die auf einen kleinen Tumor schließen lassen – möglicherweise bereits eine Metastase. Die Forschenden vermuten, dass die Krebstumore möglicherweise sogar für den Tod der schwangeren Mumie verantwortlich gewesen sein könnten. In einem nächsten Schritt sollen nun histopathologische Untersuchungen die Krankheit bei der Mumie endgültig bestätigen – und der Krebs soll auf zellulärer Ebene sowie hinsichtlich seines genetischen Stadiums untersucht werden.

Womöglich neue Erkentnisse über Krebs

Der Fund ist insofern spannend, weil er erneut beweist, dass Krebs entgegen verbreiteter Annahmen keine Krankheit der Moderne ist. Der älteste bekannte Krebsfall wurde an einem Menschen festgestellt, der vor 1,7 Millionen Jahren in Afrika lebte. Die Art, wie wir mittlerweile leben, könnte aber die Frequenz von Krebserkrankungen durchaus erhöht haben – dank Alkohol, Zigaretten, Übergewicht oder viraler Infektionen wie dem HPV-Virus. Die Forschenden erhoffen sich nun, durch eine Zellanalyse der Krebszellen an der Mumie mehr darüber hinauszufinden, wie sich Krebs in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat.

Links/Studien

Aktuelle Informationen zu Warschaus schwangerer Mumie gibt es auf diesem Blog der Forschenden.

iz

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