Katze auf einer Wiese
Jagen Katzen Ratten? US-Forscher sagen, Katzen haben ganz andere Beutetiere auf dem Schirm. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Tierwelt Katzen: Warum Freigänger ein echtes Problem sind

24. Januar 2023, 10:26 Uhr

Von wegen, freilaufende Katzen sind gut fürs ökologische Gleichgewicht. Eine Untersuchung aus den USA sagt, dass wir weder uns, noch der Natur, noch der Katze was Gutes tun, wenn wir sie draußen rumstromern lassen.

Hauskatzen, die nicht draußen herumstromern, verbreiten weniger Krankheiten und richten weniger Schaden im ökologischen Gleichgewicht an. Das belegt eine Studie der Universität Maryland in den USA. Die Forschungsarbeit basiert auf Daten des Projekts D.C. Cat Count, bei dem 60 Wildkameras an 1.500 Stichprobenorten im Einsatz waren. Anhand der Kameraaufnahmen analysierte das Forschungsteam die Jagdgründe der Katzen und wo sich deren Einzugsgebiet mit dem von Wildtieren überschnitt.

Welche Gefahren der Katzen-Freigang birgt

Zum einen geht es um die Gesundheit der Katzen, schreiben die Forscher. Wenn die Freigänger nämlich Krankheitserreger von Toxoplasmose oder Tollwut aufgabeln, können sie diese auch auf ihre Menschen übertragen. Wobei das ausgesprochen selten der Fall ist, wie eine US-Statistik des Zentrums für Krankheitsverbreitung und Infektionen durch Zoonosen (NCEZID) zeigt: Jährlich werden demnach ein bis drei Fälle von Tollwuterkrankungen bei Menschen gemeldet, von 2009 bis 2018 waren es insgesamt 25 in den USA. Anders bei Toxoplasmose: In den USA infizieren sich jährlich 800.000 Menschen mit dem Krankheitserreger, die Zahl der Menschen, die infolge der Infektion erblinden, schätzt die US-Gesundheitsbehörde auf 3.600. Zum Vergleich: In Deutschland wurden laut RKI 2019 insgesamt 31 Fälle nachgeburtlich gemeldet, 2022 insgesamt 69.

Ein Blick auf die gefährlichsten Zoonosen

Im Jahr 2021 rangierte das Rabies-, also Tollwut-Virus, auf Platz zehn der Wildtier-Viren mit dem höchsten Übertragungsrisiko für Menschen. Für das Ranking hatten Forscher 887 Wildtier-Viren untersucht: Anhand von 31 Risikofaktoren wurde geprüft, wie hoch jeweils die Wahrscheinlichkeit für einen "spillover" ist. Zum Beispiel erhöht sich das Risiko, wenn ein Virus Tiere befällt, die in großer Nähe zu Menschen leben. Die ersten zehn als besonders riskant eingestuften Viren sind alle schon einmal auf den Menschen übergesprungen – es handelt sich bei ihnen bereits um bestätigte Zoonosen. In der EU wurde 2020 aber kein einziger Todesfall weder durch Toxoplasmose noch durch Rabies beim Menschen gemeldet.

Kontrollieren Katzen Ratten-Population?

Die US-Forschung fokussiert sich auf einen weiteren Aspekt des Umgangs mit Katzen: Ihr Einfluss auf die Wildtierpopulation.

Junge Ratte vor schwarzer Katze
Katzen als Rattenjäger werden offenbar überschätzt. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Die Kameraufnahmen des Forschungsprojektes zeigten, dass Katzen nicht ausschließlich Ratten jagen, und so auch nicht die Rattenpopulation kontrollieren. Vielmehr zeigten die Kameras, dass die Hauskatzen kleine einheimische Wildtiere jagten, zum Beispiel Grauhörnchen, Streifenhörnchen, Baumwollschwanzkaninchen, Murmeltiere und Weißfußmäuse, die in ihrem Revier leben. Das Jagdverhalten der Katzen beeinflusst also die Artenvielfalt und die Gesundheit der Ökosysteme, schlussfolgern die Forscher. Ganz neu ist das nicht, 2022 hatte ein anderes US-Forschungsteam nachgewiesen, dass Hauskatzen einen überproportional großen Druck auf Beutetiere ausüben, der ökologische Einfluss von Hauskatzen ist demnach vier bis zehn Mal höher als von Wildkatzen. NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann zufolge ist die Hauskatze aber kein Grund, warum Vogelarten vom Aussterben bedroht sind oder seltener vorkommen, nämlich da, wo kaum Katzen vorkommen, in Agrarlandschaften. In den offenen Weiten der landwirtschaftlichen Monokultur fehlen schlichtweg Vögel und Arten, weil sie dort keine Brutplätze und Nahrung mehr finden.  

lfw

Links/Studien

Die Studie "Spatial and temporal overlap of domestic cats (Felis catus) and native urban wildlife" wurde im Fachmagazin Frontiers in Ecology and Evolution veröffentlicht. Sie können Sie hier im Original lesen.

lfw

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Tierisch, tierisch | 18. Januar 2023 | 19:50 Uhr

19 Kommentare

Mull am 22.01.2023

Liebes MDR-Team, ich verspreche euch, daß unser Freigänger-Kater keine Auswirkungen auf die Population der Streifenhörnchen, Murmeltiere und Baumwollschwanzkaninchen hatte, hat und haben wird !

Elke R. am 21.01.2023

Die Katzen wurden gehalten, weil die Nager die Kornkammern bedrohten,so kamen sie auch auf Schiffe um dort das Korn nagerfrei zu halten und deshalb gelangten sie auch nach Nordeuropa. Es waren willkommene Hilfskräfte. Unsere eigenen Katzen hier, gehen auch in den Schnee und haben keine Angst vor Regen. Mäuse werden auch meist nur von freilebenden Katzen gefressen, die nicht an ein Haus gebunden sind. Sogenannte Selbstversorger. Unsere Katzen fressen Futter Zuhause, fangen aber ab und zu Wühlmause, weil diese hier im Garten sonst zur Plage werden. Sie fressen sie nicht, sie dezimieren sie nur.

Elke R. am 21.01.2023

Es kommt einem so vor, als würde seit Anfang des Jahres Stimmung gegen Freiganger-Katzen gemacht. Was ist das für ein seltsamer Katzenhasser-Hype? Es ist definitiv bewiesen, dass die normalen Freigänger nicht am Vogelsterben schuld sind. Meisen starben durch eine Seuche. Es steht sogar in dem obigen Artikel: " NABU-Vogelschutzexperte zufolge ist die Hauskatze aber kein Grund, warum Vogelarten vom Aussterben bedroht sind oder seltener vorkommen, nämlich da, wo kaum Katzen vorkommen, in Agrarlandschaften. In der offenen landwirts. Monokultur fehlen Vögel und Arten, weil sie dort keine Brutplätze und Nahrung mehr finden." Wir hatten immer Freigänger, leben direkt am Wald. Unser Garten ist voller Vögel und Eichhornchen. Wir zählen sogar für den NABU die Vogelarten und Schmetterlinge. Unsere Katzen waren nie ein Problem. Es kommen viel mehr Vögel durch Vogelschlag (Fenster....) um, als das sie Katzen erwischen. Eichhörnchen und Raben räubern hier Vogelnester aus und erledigen die Brut.