Klima und WetterFällt der Herbst aus?
Bunt sind schon die Wälder... doch höchstwahrscheinlich dieses Jahr nicht. Denn der Rekord-Sommer hat vielerorts dafür gesorgt, dass das Laub vorzeitig vertrocknet und von den Bäumen gefallen ist. Und durch die Dürre der vergangenen Monate werden wohl auch Pilz-Sammler größtenteils leerausgehen. Aber ist das wirklich so: Hat uns der Sommer den Herbst versaut? Und ist das ein einmaliges Ereignis oder geschieht das jetzt häufiger?
Leider sind sich da viele Wetter- und Klima-Experten einig: Sie sagen, dass Wetterextreme zunehmen werden. Die Erderwärmung wird uns in Zukunft häufiger Dürren, lange Hitzeperioden oder Starkregen-Phasen bescheren. Sie können dafür sorgen, dass sich die Jahreszeiten verschieben. Denn in unseren Breiten wird das Wetter in vier Jahreszeiten streng nach Kalender eingeordnet. Nur hält sich die Natur da nicht unbedingt dran.
Länger schon als diese Einteilung existiert der sogenannte phänologische Kalender. Er gliedert ein Jahr in zehn Jahreszeiten, die sich daran orientieren, wie weit sich bestimmte Gewächse, die phänologischen Zeigerpflanzen, entwickelt haben. Ein Beispiel ist der Schwarze Holunder. Er zeigt mit seiner Blüte den Frühsommer und mit seinen reifen Früchten den Frühherbst an. Die Holunderblütensammler haben in diesem Jahr eine sehr frühe Ernte erlebt. Und viele Früchte waren bereits Ende August reif, allerdings aufgrund des fehlenden Niederschlags auch kleiner und trockener.
Ein zweites Beispiel sind Bäume, die - nicht nur gefühlt - immer früher blühen. Das lässt sich hervorragend am Beispiel des Kirschblütenfestes zeigen, des großen Volksereignisses im Frühjahr in Japan. Dort wird seit mehr als 1.000 Jahren dokumentiert, wann die Bäume ihre rosafarbene Blütenpracht zeigen. Das Ergebnis: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts treiben sie immer früher aus.
Und dass der Frühling immer eher kommt, der Sommer heißer und der Winter milder wird, ist leider ziemlich eindeutig die Schuld des Menschen. Obwohl es immer noch Wissenschaftler und Politiker gibt, die den Klimawandel leugnen: Die Daten sprechen eine deutliche Sprache. So haben zum Beispiel Klimaforscher des Lawrence Livermore National Laboratory und fünf weitere Forschungseinrichtungen eine Studie im Fachmagazin "Science" herausgegeben. Darin haben sie die von Satelliten gemessenen Temperaturen von fast 40 Jahren zwischen 1979 bis 2016 analysiert. Das Ergebnis: Die Erde erwärmt sich global, aber auf der Nordhalbkugel heizt sich der Sommer schneller auf als die anderen Jahreszeiten - und zwar so sehr, dass es nicht natürlich sein kann, sondern menschengemacht sein muss. Der Grund sind die von uns freigesetzten Treibhausgase, die den Klimawandel verursachen und antreiben.
Um besser zu verstehen, wie der Mensch das Klima beeinflusst, hat vor kurzem die europäische Weltraumagentur Esa einen neuen Satelliten ins All gebracht. Aeolus soll Windströme im obersten Teil der Atmosphäre messen und damit Wettervorhersagen genauer machen.
Was uns wieder zum dieses Jahr nicht vorhandenen Herbst bringt: Ziemlich sicher ist uns der Herbst nicht abhandengekommen. Die Erderwärmung hat ihn offenbar nur ein Stück nach vorn geschoben.
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | 21. August 2018 | 20:00 Uhr