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Region Valles Marineris auf dem Mars - Eingrabungen auf der Oberfläche des Planeten zeigen, wo sich einst Wasserströme ins Gestein eingeschrieben haben. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Roter PlanetWasser auf dem Mars ist noch da - bis zu 99 Prozent

16. März 2021, 17:08 Uhr

Der Mars ist ein lebensunfreundlicher Planet, der schon vor Milliarden Jahren sein Wasser verloren hat. Nur ein wenig Eis ist übrig geblieben. Das zumindest dachten wir bisher. Denn neue Berechnungen zeigen: Es ist noch Wasser da.

Bisher ist die Mars-Forschung davon ausgegangen, dass sich das Wasser, das es auf dem Planeten mal gab, größtenteils ins All verflüchtigt hat. In gefrorener Form gibt es noch welches auf den Polkappen. Aber dass der Planet eigentlich mal wasserreich war, darauf deuten die zahlreichen ausgetrockneten Flussbetten und Küstenlinien hin, die sich ins Gestein eingegraben haben. Jüngste Forschungen sagen jetzt aber anhand von Rechen-Modellen das Gegenteil: Das Mars-Wasser ist noch auf dem Planeten. Nicht in Form von Flüssen oder Seen, sondern eingeschlossen in der Kruste und im Gestein.

Wasser nicht ins All entwichen

Ein Forschungsteam der California Institute of Technology in Pasadena hat sich das näher angeschaut und die aktuelle Wasserverlustrate des Planeten neu berechnet. In die Berechnungen und Simulationen wurden unter anderem Beobachtungen der Marsrover, -sonden und Marsmeteoriten einbezogen. Und so kommt die Forschungsgruppe zu dem Schluss: Die berechnete Schwundrate des Wassers ist so niedrig, dass sie gegen die bisherige Theorie spricht, dass all das Wasser vom Planeten entwichen sein soll. Aus der Simulation lässt sich dem Forschungsteam zufolge ablesen, dass der Mars den größten Wasserverlust während der sogenannten Noachischen Periode hatte, laut den Forschern vor etwa 4,1 bis 3,7 Milliarden Jahren.

Die Simulationen lassen außerdem vermuten, dass zwischen 30 und 99 Prozent des ursprünglichen Wassers auf dem Mars in Mineralien und der Planetenkruste eingebunden wurden, und nur ein vergleichsweise verschwindend kleiner Anteil des Mars-Wassers tatsächlich in den Weltraum entwichen ist.

Wasser gelangt über chemische Verwitterungsprozesse ins Gestein

ISS-Aufnahme, Blick auf Somalia mit Hauptstadt Mogadishu. Die rötlichen Felder im Bild sind Ergebnis einer chemischen Verwitterung - Spuren von Eisen in den sandigen Mineralien. Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

Den Forschenden zufolge zeigt das scheinbare Verschwinden des Wassers auch, wie chemische Verwitterungsprozesse Trockenheit und Dürre eines erdähnlichen Planeten vorantreiben können. Unter chemischer Verwitterung versteht man Prozesse, bei denen Wasser oder im Wasser gelöste Stoffe Gesteine angreifen und veränderten. Irdische Beispiele für chemische Verwitterung finden wir in tropischen oder subtropischen Regionen.

Ein Produkt chemischer und physischer Verwitterung hält man in Mitteldeutschland übrigens ganz praktisch täglich vielleicht sogar mehrfach in der Hand, und zwar in Form von Tassen aus Meißen. Kaolin, der Grundstoff für das berühmte Porzellan aus Sachsen, ist auch ein Produkt aus chemischer und physischer Verwitterung von Meißner Pechstein und Dobritzer Quarzporphyr.

Kaolin - ein Produkt chemischer und physischer Verwitterung Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Link zur Studie

Die Untersuchung mit dem Titel "Long-term drying of Mars by sequestration of ocean-scale volumes of water in the crust" ist im Magazin Science veröffentlicht worden. Sie wird am 16. März 2021 auf der 52. "Lunar Planetary Science Conference" vorgestellt.

(lfw)

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