Covid-19 Sars-CoV-2 in der Luft messen: Kleiner Clip als Corona-Sensor to go

14. Januar 2022, 10:54 Uhr

Ein kleiner Clip an Pulli, Bluse oder Jacke, mit dem sich die Viruslast von Sars-CoV-2 in der Luft permanent überwachen lässt? Klingt nach einer überzeugenden Idee. Die gute Nachricht: Es scheint zu funktionieren. Die schlechte: Das Ding ist noch nicht im Handel erhältlich.

Clip in Form eines Anhängers mit blauem Rand und drei Kammern mit durchsichtigem Material, die um ein Ypsilon angeordnet sind. Platziert auf unscharfem Hintergrund: Zwei Personen mit Restaurant-typischer Schürze
Sofern das Wearable auf den Markt kommt, könnte es sich z.B. für Restaurantmitarbeitende als nützlich erweisen. Bildrechte: Adapted from Environmental Science & Technology Letters 2022, Pixabay/ansiyuwudia (M)

Wearables, die Tragbaren, das sind diese Dinger, denen man eine glorreiche Zukunft gleich nach dem Abgesang der Smartphones verspricht. Und die schon jetzt an Handgelenken baumeln (Fitnessarmbänder und Smartwatches) oder von der Nasenspitze aus die Realität um eine digitale Wunderwelt erweitern (Sie erinnern sich an Googles Nasenfahrrad?). Jetzt gibt's ein Wearable, dessen Existenz vor zwei Jahren (wie so vieles) noch völlig absurd erschienen wäre: Einen Sars-CoV-2-Luftprobennehmer.

Kleiner Anhänger, der mitatmet

Das Ding erinnert rein äußerlicher an die trendigen smarten Etiketten, mit denen man verlorengegangene Dinge wiederfinden kann, kommt aber sogar ohne Mikrochip aus. Dieser Clip zur Luftprobenentnahme kann am Körper getragen werden und soll helfen, zu ermitteln, wie stark der tragende Mensch einer Coronavirus-belasteten Luft ausgesetzt war. Das ist vergleichbar mit tragbaren Strahlenmessgeräten für den Aufenthalt in radioaktiv stärker belasteten Gebieten.

absorbieren vs. adsorbieren Bei der Absorption tritt ein Stoff, z.B. ein Gas, in das Innere eines Festkörpers oder einer Flüssigkeit ein. Adsorption heißt es, wenn der Stoff nur an der Oberfläche angereichert wird.

Der Fresh Air Clip, so nennen die Forschenden ihr Wearable, absorbiert kontinuierlich virusbeladene Aerosole auf einer Polydimethylsiloxan-Oberfläche. Das ist ein Polymer auf Siliziumbasis mit vielerlei Anwendungsmöglichkeiten, z.B. als Gleitbeschichtung auf Kondomen. Nach Labortests trugen 62 Freiwillige den kleinen Monitor für einen Zeitraum von fünf Tagen. Die höchste Viruslast – mehr als hundert RNA-Kopien pro Clip – wurden dabei bei zwei Restaurantmitarbeitenden festgestellt.

Noch nicht zu kaufen

Und das wäre dann wohl auch ein denkbar guter Einsatzort: Dort, wo (arbeitende) Menschen permanent einer potenziell hohen Viruslast ausgesetzt sind: Restaurants, medizinische Praxen, Supermärkte, Schulen, Büros. Allerdings: Das Gerät gibt's noch nicht zu kaufen. Aber, so schick, wie es aussieht, kann das nicht mehr lange dauern.

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Link zur Studie

Das Paper Development and Application of a Polydimethylsiloxane-Based Passive Air Sampler to Assess Personal Exposure to SARS-CoV-2 erschien im Januar 2022 bei ACS Publications.

DOI: 10.1021/acs.estlett.1c00877

4 Kommentare

MDR-Team am 13.01.2022

Hallo Anni22,
der Fresh Air Clip absorbiert kontinuierlich virusbeladene Aerosole auf einer Polydimethylsiloxan-Oberfläche. Er unterscheidet dabei keine verschiedenen Virusvarianten, weshalb es dafür völlig unerheblich ist, ob und wann das Virus eventuell mutiert. Gern wiederholen wir: Es geht um die Risikoabschätzung. Der Clip soll helfen, zu ermitteln, wie stark der tragende Mensch einer Coronavirus-belasteten Luft ausgesetzt war. Der Clip kann keine Infektionen feststellen.

Anni22 am 13.01.2022

@ MDR Toll und eh Sie ihr Risiko abgeschätzt haben, ist das Virus mutiert und man kann von vorne testen, ob...
Kann doch nicht so schwer sein, festzustellen ob ein Probant tatsächlich CovId bekommen hat oder ob der Nachweis sozusagend für die Katze war....

MDR-Team am 13.01.2022

Hallo Anni22,
es geht hier erstmal darum abzuschätzen, ob dieser Clip zur Expositionsbewertung für eine luftgetragene Virusexposition geeignet ist. In einer Expositionsbewertung wird untersucht auf welchem Weg und in welchem Ausmaß Menschen und die Umwelt mit einem Stoff in Berührung kommen. In der Untersuchung ging es einzig und allein darum zu prüfen, ob dieser Fresh Air Clip in der Lage ist, das Corona-Virus in der Umgebungsluft nachzuweisen. Dies bestätigt die Studie. Über eine tatsächliche Infektion werden keine Aussagen getroffen. Wie bei so vielen Dingen, geht es um eine Risikoabschätzung. Denn je höher die Viruslast in der Umgebungsluft ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Coronavirus.

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