Psychologie Warum die Marsmission einen Clown braucht
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21. Februar 2019, 05:00 Uhr
Die Weltraumbehörde NASA verrät uns jetzt täglich, wie das Wetter auf dem Mars vor zwei Tagen war. Damit ist schon mal der klassische Gesprächsstoff für künftige Mars-Raumfahrteams gesichert. Wichtiger als potenzieller Gesprächsstoff für so ein Team, das ins All fliegt, ist aber etwa ganz anderes: Die Zusammensetzung der Gruppe.
Erinnern Sie sich noch an den Klassenclown? Den gab's in jeder Schulklasse. Einen, der durch den Klassenraum tanzte und Lehrer mit lustigen Sprüchen aus dem Konzept und uns zum Lachen brachte. Der Clown ist ein wichtiger Bestandteil für eine Gruppe, denn ohne Clown ist jedes Team weniger produktiv und erreicht seine Ziele schwerer oder gar nicht.
Ohne Clown geht nichts
Auch die NASA hat zu diesem Thema in Gruppen von zehn bis 28 Personen auf Forschungsstationen in der Antarktis geforscht und festgestellt: Ohne Clown geht gar nichts. Deswegen soll auch unbedingt ein Clown mit, wenn es 2033 erstmals heißt: Auf zum 400 Millionen Kilometer entfernten Mars. Arbeits- und Organisationspsychologe Hannes Zacher von der Uni Leipzig erklärt, warum der Clown auch in einem Weltraum-Team so wichtig ist:
Die arbeiten für lange Zeit auf engstem Raum zusammen. Das ist eine extrem aversive, stressige Situation. Sie müssen über Monate, wenn nicht Jahre, einen sehr begrenzten Raum mit anderen teilen. Diese Enge und das ständige Einander-Ausgesetzt-Sein, kann auch zu Stress führen. Deswegen brauchen sie dort Persönlichkeiten, die den Umgang miteinander gut handhaben können.
Was für Rollen gibt es in der Gruppe?
Gruppendynamische Prozesse sind in der Psychologie allumfassend untersucht. So fallen Menschen in Teams immer in die gleichen Rollen. Bekannt sind da vielleicht: Der Anführer, der Streber, der Stille oder eben der Clown. Dies gilt natürlich auch für Frauen. Das kann man gut beobachten, wenn man sich zum Beispiel unter den eigenen Kollegen umsieht. Der Clown nimmt die Funktion ein, die früher der Hofnarr hatte, erklärt Psychologe Zacher. Die Figur steht für Humor und spielt für die Zusammenarbeit in Teams eine ganz wichtige Rolle , genau wie in Organisationen.
Humor ist ein Kitt für eine gute Gemeinschaft.
Humor trägt dazu bei, dass Teams besser miteinander arbeiten können und auch Sub-Gruppen innerhalb des Teams Wege finden, miteinander zu reden.
Wie sieht die ideale Rollenmischung im Team aus?
Zacher zufolge gibt es tatsächlich eine ideale Teamzusammensetzung. Ein Clown genügt, aber der Anteil extrovertierter, also offener Menschen, sollte in einem Team bei ungefähr 40 Prozent liegen. Eine Eigenschaft wie Verträglichkeit bei rund 80 Prozent, dann können zwanzig Prozent Störer oder Kritiker der Teamarbeit sogar förderlich sein. Auf die Mischung kommt es also an. Wie findet die NASA das richtige Marsmissionsteam?
Mit etablierten Messverfahren, Tests und Fragebögen aus der Forschungsliteratur, mit denen man den Kandidaten auf den Zahn fühlt, lässt sich feststellen, wer sich für die Marsmission eignet.
Humor ist ein wichtiger sozialer Kitt, der psychologisch und auch physiologisch nachweislich Stress abbaut. Das gilt nicht nur für die Marsmission der NASA, sondern auch auf der Erde. Witz und Humor werden uns in die Wiege gelegt. Wir können uns darin aber auch üben. Übrigens: Für eine erfolgreiche Mission reicht am Anfang sogar schon ein freundliches Lächeln - und die Frage: Na, ob das wohl schönes Wetter war vorgestern auf dem Mars?
Dieses Thema im Programm: MDR aktuell | Radio | 20. Februar 2019 | 07:30 Uhr