Das Bild zeigt einen Baum mit zwei Hälten, auf der einen scheint die Sonne, auf der anderen schneit es.
Der April macht was er will. Das ist ein ganz normales Frühlingsphänomen und dabei kann es durchaus auch mal etwas turbulenter zugehen. Bildrechte: MDR / Generative KI

Turbulentes Aprilwetter im März? Nur der ganz normale Frühling, den wir kaum noch kennen

30. März 2023, 17:40 Uhr

Sonnig und warm, dann wieder eiskalt und Schnee, dann ein Gewittersturm: Der März fällt in diesem Jahr durch turbulentes Wetter auf. Kommt der April dieses Jahr zu früh? Meteorologe Jens Oehmichen sagt, das sei allerdings keinesfalls eine Ausnahme-Erscheinung. Eigentlich erleben wir in diesem Jahr sogar einen ausgesprochen "normalen" Frühling.

Die erste Kugel Vanilleeis am Wochenende bei 19 Grad, dann – wenige Tage später – wieder Schneefall und Eis am Boden. Der März hat uns in diesem Jahr eine turbulente Zeit beschert. Eigentlich ein richtiges Aprilwetter, könnte man sagen. Wenn es dafür nicht noch etwas zu früh wäre, oder?

Klassisches Frühlingswetter

Jens Oehmichen, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst im Regionalen Wetterbüro in Leipzig, sagt: "Was wir gerade erleben, ist kein Klimawandel-Phänomen, sondern klimatologisch ganz normales Wetter für Ende März – nur das wir das eben schon fast nicht mehr gewohnt sind." In den vergangenen Jahren war der Frühling immerhin deutlich trockener und wärmer als in diesem Jahr. Aber eben eher zu trocken und zu warm. Was wir aktuell erleben, sei ein ganz normaler Frühling, betont der Meteorologe. Und der sei in unseren Breiten oft von einem Wechselspiel zwischen warmer Luft aus Südeuropa und kalter Luft aus Nordeuropa gekennzeichnet. Das sei nicht alleine auf den April beschränkt, sondern könne auch noch bis Anfang Mai passieren.

Der Regen ist wichtig für die Natur

Einen fixen Startpunkt für den Sommer möchte Oehmichen demzufolge nicht festlegen, im Moment sei nichts in die Richtung abzusehen. "Bis Mitte April sieht es noch eher wechselhaft aus, eigentlich ist das aber super, denn das bedeutet auch, dass es immer wieder Niederschläge gibt", findet zumindest der Meteorologe. Die meisten von uns würden an dieser Stelle womöglich auch mal eine sonnige Woche zu schätzen wissen, aber – Sie ahnen es – der Regen ist wichtig für die Natur.

Regenbogen
Auch ein Beispiel für Aprilwetter. Bildrechte: Colourbox.de

"Der Regen entspricht so ziemlich dem, was wir klimatologisch zu dieser Jahreszeit erwarten", sagt Oehmichen. Dieser März werde die Hoffnungen hinsichtlich des Niederschlags voraussichtlich sogar übertreffen und auch wenn man die restlichen beiden Monate in Betracht ziehe, sei 2023 bislang ein Jahr mit ausreichend Niederschlag, so Oehmichen vom Deutschen Wetterdienst. Um den langfristigen Trockenheitsrückstand der vergangenen Jahre aufzufüllen, werde es aber nicht ausreichen.

Dürre ist aktuell kaum ein Problem

Über diese Trockenheitsrückstände gibt auch der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig Auskunft. Dort sieht man immerhin, dass es im Oberboden, also der Schicht bis in 25 Zentimeter Tiefe, aktuell ganz gut aussieht. In Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt sind auf den Karten kaum gelbe bis rote Flecken zu sehen.

Aktuelle Grafiken aus dem UFZ-Dürremonitor

Die aktuellen Grafiken des UFZ zeigen die Dürre im Oberboden (bis 25 cm Tiefe). Gelb steht für "ungewöhnlich trocken", orange für "schwere Dürre" und rot für "extreme Dürre".

Dürremonitor März
Deutschland im UFZ-Dürremonitor. Die gelden Flecken sind ein Indikator für "ungewöhnlich trocken", rot steht für "extreme Dürre" Bildrechte: Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ
Dürremonitor März
Deutschland im UFZ-Dürremonitor. Die gelden Flecken sind ein Indikator für "ungewöhnlich trocken", rot steht für "extreme Dürre" Bildrechte: Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ
Dürremonitor März
Sachsen im UFZ Dürremonitor. Bildrechte: Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ
Dürremonitor März
Sachsen-Anhalt im UFZ Dürremonitor. Bildrechte: Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ
Dürremonitor März
Thüringen im UFZ Dürremonitor. Bildrechte: Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ
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Der richtige Frühling ist noch nicht absehbar

Kommt dann nach dem wechselhaften Aprilwetter der wunderbar warme Frühling? "Auf den Karten kann ich einen endgültigen Durchbruch des Vollfrühlings noch nicht sehen – aber das er irgendwann kommen muss, ist sicher", verspricht Jens Oehmichen.

Wie der Sommer dann konkret wird, lässt sich aus der aktuellen Wetterlage allerdings auch nicht ableiten. Eine alte Bauernregel besagt immerhin: Gibt’s im April mehr Regen als Sonnenschein, wird warm und trocken der Juni sein. Das möchte Meteorologe Oehmichen aber nicht versprechen.

Links/Studien

Die aktuellen Dürrestände finden Sie hier auf den Seiten des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung UFZ.

iz

Wissen

Ansicht von Oben: Leeres Holzboot auf trocknem, erdigen Untergrund. Links etwas Wasser, rechts sandig mit Grasbüscheln. mit Video
Im August 2022 hat dieses Boot bei Waldhufen (Oberlausitz) kein Wasser mehr unterm Kiel – ein Bild wie vielerorts in Sachsen und Mitteldeutschland. Bildrechte: IMAGO/photothek

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Wetter für 3 | 27. März 2023 | 18:05 Uhr

6 Kommentare

Maria A. am 30.03.2023

Ja, dieses Sprichwort wird bei uns auch oft zitiert. Meine hochbetagte Mutter hat Frühlingsanfang Geburtstag. Da prägen sich die Wetterverhältnisse um diesen Tag herum natürlich ein. In ihrem Heimatort nahe der tschechischen Grenze herrschte eigentlich immer noch Winter, selbst wenn es Mitte Februar kurz Tauwetter oder Anfang März mal zwei, drei frühlingshafte Tage, gegeben hatte. "Märzenschnee düngt", pflegten die älteren Leute zu sagen, wenn die winterliche Phase sich bis Anfang April hinzog und wir (damals) Jugendlichen herum maulten wegen des zögerlichen Frühjahrs.

W.Merseburger am 29.03.2023

Weil es gerade hier um Bauernregeln geht, möchte ich auch eine Redewendung aus dem Osterzgebirge zufügen: Grüne Weihnachten, weisse Ostern. Ältere Bürger, die sich mit Wetter beschäftigt haben und beschäftigen, werden mir zustimmen, wenn ich darauf hinweise, dass sehr oft nach zu warmen Januar und Februar der Spätwinter sich bis Ende März und länger hinzieht. Allerdings bringt die Sonne jetzt schon so viel Energie ein, dass im Flachland eine geschlossene Schneedecke nur von kurzer Dauer ist.

geradeaus am 29.03.2023

Die Bauernregel kannte ich noch nicht: "Gibt's im April mehr Regen als Sonnenschein, wird warm und trocken der Juni sein"

Eine andere Bauernregel könnte sich bestätigen. "Ist's im Februar zu warm, friert's dich zu Ostern bis in den Darm"

Ein Landwirt beim Eggen seines staubtrockenen Ackers. Durch die Trockenheit zieht er eine lange Staubwolke hinter sich her. 75 min
Bildrechte: imago images/MiS