Morgenstimmung am Laacher See, im Hintergrund Maria Laach
Rund um den Laacher See sind nun 350 Geofone aufgestellt Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Vulkan-Forschung Vulkane in der Eifel: Wie tief schlummern sie wirklich?

17. September 2022, 15:06 Uhr

Bei schwangeren Frauen horchen Hebammen mit einem Hörrohr nach den Baby-Herztönen. Etwas Ähnliches macht man jetzt in der Eifel. 350 "Geofone" lauschen nun ins Herz der Vulkaneifel: Leben die Vulkane etwa noch?

Sind die Vulkane in der Eifel erloschen oder vielleicht doch noch aktiv? Weil man das nicht so ganz genau weiß, will sich das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen das näher angucken. "Large-N" heißt das Projekt, bei dem in der Region um den Laacher See in den Landkreisen Mayen-Koblenz und Ahrweiler insgesamt 350 so genannte Geofone aufgestellt werden. In zehn Tagen wurden die ersten 280 platziert, Ende Oktober sollen alle Messgeräte an Ort und Stelle sein, erzählt Projektleiter Thorsten Dahm im Gespräch mit MDR WISSEN. Zum Teil werden die Geofone in den Boden eingegraben, einige groß wie Kaffeepötte, andere wie Kochtöpfe. Etliche Geräte werden auch in Kellern von Schlössern oder Burgen untergebracht, oder in alten Stollen.

Lachender Mann mit Brille
Prof. Dr. Thorsten Dahm Bildrechte: GFZ

Die Geofone sollen ein Jahr lang kontinuierlich unterirdische Erschütterungen aufzeichnen, Erdbeben und Hintergrundrauschen registrieren. Quasi ein tiefer Blick unter die Erdoberfläche um herauszufinden, wie der Untergrund beschaffen ist und was dort passiert, um dort die Dynamik zu beobachten, erläutert Thorsten Dahm. "Vor allem geht es um vulkanische Aktivitäten."

Eifel-Vulkane tot? Seit 2013 kann man niederfrequente Beben registrieren

Denn tatsächlich gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass der Eifel-Vulkanismus nicht erloschen ist. Dank hochpräziser globaler Navigationssatelliten-Messungen weiß man, dass sich das Rheinische Schiefergebirge im Umfeld der Eifel hebt. Außerdem wurden 2013 erstmals so genannte "niederfrequente Tiefenbeben" registriert und seither regelmäßig nachgewiesen. Aus Studien anderer Vulkangebiete weltweit weiß man, dass Flüssigkeiten oder Gase im Festgestein solche Beben  verursachen, zum Beispiel Wasser, Magmen oder Kohlendioxid. Die tiefen Frequenzen werden dabei durch resonante Schwingungen in Gesteinsspalten erzeugt, ähnlich dem Ton einer Orgelpfeife. 

Messgeräte rund um Laacher See sammeln nur Daten

Geofon
So sehen die Geofone aus, die unterirdischen Lauten lauschen Bildrechte: GFZ

Als Anwohner oder Tourist könnte man sich angesichts der vielen Messgeräte glatt fragen: Muss ich mir Sorgen machen, ist das hier ein Pulverfass, gibt's hier bald einen Vulkanausbruch? Dem sei nicht so, sagt Thorsten Dahm, hier werde nur geforscht und gemessen, um das Vulkansystem an sich besser zu verstehen: "Je mehr wir über die Vorgänge und Gegebenheiten im Untergrund haben, umso besser könnten die Daten mit denen von aktiven Vulkangebieten verglichen werden. Und dann könnte man besser beurteilen, was das Rumoren im Untergrund bedeutet – wie tief der Vulkan schläft, wenn man so will."

lfw