
Fastenzeit Was passiert beim Fasten in unseren Zellen?
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Manche nehmen den Begriff wörtlich am Aschermittwoch, wenn es heißt, jetzt beginnt die Fastenzeit. Weniger essen ist tatsächlich gesund, darüber ist sich die Wissenschaft heute einig. Aber warum ist das so? Und was passiert in unseren Zellen, wenn wir weniger essen? Es geht um effektive Energienutzung und Zellreinigung.
Zucker schmeckt überwältigend. Das hat die Natur extra so gemacht, damit wir möglichst viel davon essen. Das hat unseren frühen Vorfahren beim Überleben geholfen. Und obwohl wir diesen steinzeitlichen Appetit und diesen Geschmackssinn in Zeiten von Kühlschränken und Schokoriegeln nicht mehr zum Überleben brauchen - steckt er nach wie vor in uns und wird uns zum Verhängnis.
Wir merken das an unseren Gürtelschnallen, an Herzinfarkten und unseren Zuckerwerten. Andreas Birkenfeld, Diabetes-Forscher und Professor am Paul Langerhans Institut der TU Dresden, erklärt es so:
Man sieht, dass jegliche Spezies, die zu viel Nahrung zu sich nehmen und damit ihren Stoffwechsel sehr stark beeinflussen, sehr viel kürzer leben als solche, die das nicht tun.
Und die Spezies, die mehr essen, sind auch sehr viel länger krank sind, sagt Birkenfeld. "Wir nennen das die Krankheitsspanne, bzw. die Gesundheitsspanne im Leben ist verkürzt." Aber warum ist das so? Wir geben unserem Körper so viel wie möglich von dem was er braucht und der bedankt sich dann mit Krankheiten?
Mehr Oxidantien = größerer Schaden
Wissenschaftler beobachten, dass zu viel Energie den Zellen nicht gut tut - offenbar sind die vielzitierten bösen Oxidantien der entscheidende Schlüssel zum Verständnis. Oxidantien sind Stoffwechselprodukte, die bei der Energiegewinnung in der Zelle entstehen. Und diese haben "die dumme Eigenschaft, dass die sich gern an alle Strukturen in der Zelle binden und die dann zerstören können", sagt Diabetes-Experte Birkenfeld. Die Theorie lautet also: Wenn wir zu viel essen, gelangen zu viele Oxidantien in die Zellen und richten zu viel Schaden an.
Interessant ist deshalb zu sehen, was passiert, wenn eine Zelle merkt, dass weniger Kalorien ankommen. Dann reagiert die Zelle so, wie jeder das erwartet. Sie geht klug mit der wenigen Energie um. Sie erhöht die Anzahl der Mitochondrien, der sogenannten Kraftwerke der Zelle, sagt Prof. Birkenfeld. "Die Zelle hilft sich einfach, so dass das Bisschen was reinkommt, dann sehr effektiv genutzt wird." Und auch die Zellreinigung funktioniert mit weniger Energie besser, so Birkenfeld.
Dadurch werden viel effizienter alte Zellbestandteile weggeräumt und neue können entstehen.
Um diesen leichten Stress gut zu bewältigen, braucht die Zelle aber alles, was dafür nötig ist: Vitamine und Spurenelemente, sprich Mineralien, sonst kann sie das nicht leisten. Weniger Essen hat in der Regel relativ schnell sichtbare Folgen und der Blutdruck wird besser. Aber auch das Blutbild zeigt Veränderungen: der Insulinstoffwechsel wird besser, die Blutfette verringern sich.
Neuere Forschungen zeigen noch ganz andere Effekte. Es fallen Stichworte, die bei der Krebsentstehung immer wieder genannt werden: Die Stammzellen regenerieren sich besser.
Man sieht, dass sich weniger Entzündungszellen bilden. Man sieht, dass man weniger DNA-Schäden hat.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 06. März 2019 | 06:20 Uhr