Podcast Wie groß ist das Universum wirklich?

24. Juli 2020, 11:46 Uhr

Es geht um Dimensionen, die jegliche Vorstellungskraft übersteigen: 13,8 Milliarden Lichtjahre ist das Universum groß - oder zumindest können wir soweit schauen. Denn eigentlich ist das Universum noch viel größer.

Noch vor etwa 100 Jahren dachten wir, unsere Milchstraße, unsere Galaxie wäre das Universum. Inzwischen können wir Milliarden von Galaxien beobachten. Erst in den vergangenen Jahrzehnten ist die Entwicklung so weit vorangekommen, dass die Frage nach der Größe des Universums mit Messungen beantwortet wird.

So wird der Rand unseres Universum derzeit mit Entfernung von 13,819 Milliarden Lichtjahren definiert. So weit reichen die besten Teleskope. Ein Lichtjahr sind etwa 10 Billionen Kilometer. Also können die Menschen fast 140 Trilliarden Kilometer weit ins All schauen. Dieser Rand, ist nach dem aktuellen Modell unseres Universums in jede Richtung gleich weit weg. Damit ist auch klar, welches optische Sichtfeld sich uns vom Universum bietet, sagt Astrophysiker Hendrik Hildebrandt, Professor an Ruhr-Universität Bochum.

Das beobachtbare Universum ist eine Kugel - eine Kugel mit einem Radius von 13,8 Milliarden Lichtjahren.

Professor an Ruhr-Universität Bochum Hendrik Hildebrandt

Messen im Universum ist ein Abenteuer

Doch auch wenn 13,8 Milliarden Lichtjahre nach einer relativ genauen Messung klingen – ist dies nicht der Fall. Das Messen im Universum ist nach wie vor ein Abenteuer. Denn der größte Helfer dabei ist auch das größte Problem. Gemessen wird mit Licht. Das ist das schnellste, was wir kennen – mit 300.000 Kilometer pro Sekunde. Aber: das Licht ist zu langsam für die weiten Strecken des Universums. Es zeigt uns nicht, wie groß es wirklich ist. Unser Sichtfeld ist limitiert.

Doch nicht nur die menschliche Sichtweite hat eine Grenze, sondern auch die Sichtweise – also wie wir das Universum sehen. Denn durch die Langsamkeit des Lichtes sehen wir das, was in weit entfernten Galaxien geschieht, auch nur stark zeitverzögert. "Galaxien, die eine Milliarde Lichtjahre weit weg sind, sehen wir also so, wie sie vor einer Milliarde Jahren waren", sagt Hildebrand und beschreibt so die Faszination und auch die Tragik der Kosmologie:

Das heißt, ich kann mir das Universum gar nicht als Ganzes angucken.

Hendrik Hildebrandt Astrophysiker

Können nur in Vergangenheit schauen

Die Kosmologen würden immer nur Ausschnitte und diese auch noch aus der Vergangenheit sehen. Das heißt auch: Dort, wo für uns heute der Rand ist, in einer Entfernung von 13,8 Milliarden Lichtjahren, dort war einmal der Rand und zwar vor über 13 Milliarden Jahren. Das wirkliche Universum müsste also viel größer sein. Denn wenn wir ins All hinaus schauen, dann wissen wir durch unsere modernen Messungen, dass es mit unglaublicher Geschwindigkeit auseinanderfliegt.

"Und diese Ausdehnung kommt sozusagen noch auf das Alter des Universums drauf", sagt Professor Hendrik Hildebrandt. Der Radius des Universums betrage also nicht nur 13,8 Milliarden Lichtjahre. Doch man könne ausrechen, wo dieser Rand derzeit liegen müsste. "Wenn wir ein Maßband an das Universum legen könnten, dann würden wir heutzutage einen Radius von 46 Mrd. Lichtjahren messen." Und wer in Geometrie aufgepasst hat, weiß deshalb: Das Universum ist von einem Ende zum anderen über 90 Milliarden Lichtjahre groß - heutzutage.

MDR Aktuell

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