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Stausee Bautzen: Wieviel Methan schlummert am Boden? Bildrechte: imago images/lausitznews.de

UmweltApropos Methan: Sind Stauseen heimliche Klimakiller?

16. September 2022, 18:26 Uhr

Methan entwickelt sich am Boden von Gewässern. Es ist 28 mal klimaschädlicher als CO2. Stauseen produzieren neben Strom und Trinkwasser auch Methan, mehr als normale Seen. Warum eigentlich – und was kann man dagegen tun?

Sind Stauseen gefährliche Methan-Quellen und heizen sie indirekt die Erderwärmung mit an? Ein Drittel der schädlichen Stoffe, die zur Erwärmung des Klimas beitragen, geht nämlich auf das Konto von Methan. Und das entsteht nicht nur in der Viehhaltung beim Verdauungsprozess im Magen von Wiederkäuern, es bildet sich auch bei Zersetzungsprozessen von totem organischem Material in den Tiefen der Gewässer. Aber warum entsteht in Stauseen mehr Methan als in anderen Seen? Dr. Uwe Spank ist Hydrologe und arbeitet an der TU Dresden. Er sagt: "Bei Talsperren haben wir eine besondere Lage: Es gibt einen Fluss oder Bach, der Wasser in den See einspeist und so permanent organisches Material liefert. So steht den Bakterien, ganz einfach gesagt, mehr 'Futter' zur Verfügung."

Die gewaltige Methan-Quelle am Fuße eines Vulkans: der Kivu-See

Ein Beispiel dafür ist der Kivu-See zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda, ein See am Fuße eines Vulkans, von der Fläche her fünfmal so groß wie der Bodensee, etwa 50 Meter tief. Milliarden Kubikmeter Methan sind hier unter Wasser eingespeichert, einer der der größten bekannten Methangas-Herde der Erde. Diese Menge würde ausreichen, um dem Leben ringsum den Garaus zu machen, wenn es auf einen Schlag entfleuchen würde. Seit 2015 wird das Methan vom Boden des Sees als Energiequelle genutzt, es wird verbrannt und dadurch Strom erzeugt.

Knapp ein Drittel von Ruandas Strombedarf stammt aus dem See. Forscher aus Magdeburg haben an einer Risikoabschätzung für das Gaskraftwerk mitgearbeitet. Obwohl es sich beim Vulkan um einen der aktivsten der Welt handelt, gilt das Risiko als vertretbar, wie Dr. Bertram Böhmer, Physiker vom Helmholtz-Zentrum Magdeburg sagt. Es wisse aber niemand genau, welche Erdbewegungen im Inneren durch den Vulkan ausgelöst würden.

Wie groß sind die Methan-Vorkommen in unseren Stauseen?

Schlummern am Grunde unserer Stauseen auch so große Mengen dieses Gases? Und könnte man die auch industriell nutzen? "Das ist utopisch", winkt Dr. Uwe Spank ab, und verweist auf den Kivu-See: 40 Milliarden Kubikmeter Methan – an solche Mengen sei hier nicht zu denken, selbst wenn die Seen wärmer werden und sich mehr Methan bildet. Er untersucht das Methan in unseren Stauseen wie der Talsperre Bautzen mit einer Gasmess-Anlage, die er mit seinem Team selbst gebaut hat. Hintergrund dafür waren Ergebnisse von Hydrologen in Südamerika, die die Methanwerte ihrer Stauseen gemessen hatten.

Ihre Ergebnisse zeigten Spank zufolge eine paradoxe Situation: Setzt man nämlich die entstandene Menge Strom aus den Stauseen mit der Menge des entstandenen Methans in Relation, wäre es aus klimatischer Sicht besser gewesen, den Strom aus Kohle zu erzeugen. Aber kann man überhaupt etwas tun, damit weniger Methan in Stauseen entsteht? Da sieht Dr. Uwe Spank durchaus Möglichkeiten: Indem man nämlich dafür sorgt, dass Bäche und Flüsse, die in Talsperren münden, eine gute Wasserqualität haben- und dadurch den Organismen am Boden der Seen einfach weniger "Futter" liefern.

lfw

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