Klimawandel Wie tropische Wirbelstürme tiefe Wasserschichten der Ozeane erhitzen

22. Juni 2023, 17:43 Uhr

Tropische Wirbelstürme werden mit dem Klimawandel womöglich häufiger. Ein Team aus Forschenden hat herausgefunden, dass die Stürme nicht nur die Oberflächentemperaturen "verwirbeln", sondern auch Schichten in großer Tiefe erreichen.

Tropische Wirbelstürme gehören mit Hitzewellen, Starkregen und Stürmen zu den Wetterextremen, die durch den Klimawandel tendenziell heftiger und häufiger werden. Sie entstehen in den tropischen Regionen aller drei Ozeane und werden dementsprechend benannt: Im Pazifik heißen sie Taifune, im Atlantik Hurrikane und im indischen Ozean Zyklone. Pro Jahr entstehen rund 80 tropische Stürme über den Ozeanen, die schnellsten unter ihnen erreichen über 249 km/h Windgeschwindigkeit. Wenn diese Wirbelstürme dann auf Land treffen, ist die Zerstörung oftmals hoch.

Aber auch auf dem Ozean selbst haben sie Folgen: Eine aktuelle Studie hat untersucht, inwiefern tropische Zyklone sich auf die sogenannte Thermokline (auch Sprungschicht genannt) auswirken. In dieser Schicht, die sich am Äquator in circa 100 bis 400 Metern Tiefe befindet – und in den Subtropen in bis zu 1.000 Metern Wassertiefe liegt – geht das vergleichsweise wärmere Wasser von der Oberfläche des Gewässers in kältere Schichten über. Deshalb zeichnet sich die Thermokline durch große Temperatursprünge aus.

Mittels Temperaturscans von einem Schiff aus untersuchten die Forschenden, wie sich die Temperaturen in der Thermokline nach einem tropischen Zyklon verändern. Ergebnis: Starke Winde und Wirbelstürme "verwirbeln" nicht nur Luft, sondern auch die Temperaturschichten im Ozean. Vorstellen kann man sich das ähnlich wie bei einem Mixer. So sorgen die Stürme dafür, dass die Temperaturabstufungen zunächst in den oberflächennahen Schichten durcheinanderkommen – im weiteren Vorgang werden (mittels interner Wellen) aber auch die tieferen Meeresschichten und die Thermokline erreicht. Wärme von der Wasseroberfläche wird so in diese verhältnismäßig kühle Schicht übertragen. Und sie bleibt dort eine ganze Weile: In der aktuellen Studie konnten die Forschenden nachweisen, dass die Temperaturveränderungen in der Thermokline mehrere Wochen andauerten.

Global gesehen führt dieser Vorgang zu einer Erwärmung der Thermokline. Wie genau sich die Wärme dort verteilt, ist noch nicht ganz abzusehen, deswegen ist aus Sicht der Forschenden auch noch unklar, welche Folgen der Vorgang für das Klima hat. Unklar ist auch, ob diese Erwärmung tieferer Schichten lediglich saisonal besteht oder über die kältere Jahreszeit hinweg anhält. Temperaturveränderungen in der Thermokline sind relevant, weil sie sich auf die globale Zirkulation von Wasserströmungen in den Ozeanen auswirken könnten.

Links/Studien

Die Studie im Journal PNAS zum Nachlesen gibt es hier.

iz

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