eine Biene auf gelben Blüten
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Ohne Insekten keine Früchte 50 Milliarden Dollar Ernte hängen von Bienen ab

01. August 2020, 09:11 Uhr

Rund 50 Milliarden Dollar sind die Früchte wert, die in den USA jedes Jahr nur dank der Bestäubung von Insekten wachsen können. Allerdings gehen diese Bestäubungsleistungen offenbar zurück, zeigt eine aktuelle Studie.

Äpfel, Kirschen aber auch Kürbisse oder Mandeln: Zahlreiche landwirtschaftliche Produkte auf unserem Speisezettel würden ohne die Hilfe von Insekten nicht wachsen können. Bienen und andere Insekten müssen zunächst die Blüten mit Pollen bestäuben, bevor Früchte wachsen können. Eine Studie von Forschern um den Biologen James Reilly hat jetzt einmal nachgezählt, wie hoch der wirtschaftliche Wert der kleinen, unbezahlten landwirtschaftlichen Helfer tatsächlich ist. In den USA belaufe sich diese Summe auf 50 Milliarden Dollar jedes Jahr, schreiben die Forscher im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B".

Wildbienen bringen mehr Pollen zu den Blüten

Die landwirtschaftliche n Betriebe wissen um den Wert der Insekten. Viele halten Honigbienen extra für den Zweck der Bestäubung. Viel weniger bekannt seien dagegen die Leistungen von Wildbienen und anderen Bestäubern, so Reilly und seine Kollegen. Deren Arbeit schaffe Werte von etwa 1,5 Milliarden Dollar pro Jahr. Grundlage dieser Schätzungen sind Beobachtungen der Forscher auf insgesamt 131 Anbauflächen in den USA und Kanada.

Dort zählten die Forscher Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten, die Blüten anflogen. Dabei zeigte sich, dass die Blüten in etwa 74 Prozent der Fälle von Honigbienen besucht wurden und in den restlichen 26 Prozent von wilden Bienen. Davon ausgenommen waren Süßkirschen, wo der Wildbienenanteil bei 43,5 Prozent lag und Äpfel, wo ihr Anteil 32,9 Prozent betrug. Wildbienen hatten im Schnitt auch deutlich mehr Pollen dabei, als ihre domestizierten Verwandten.

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Wildbienen auch in intensiv bewirtschafteten Landwirtschaftsbetrieben aktiv

Bei fünf von sieben Anbaufrüchten habe es deutliche Hinweise auf fehlende Bestäubungsleistungen gegeben, schreiben die Forscher. Am deutlichsten sei das bei den früh blühenden Früchten gewesen, wie Äpfel, Süß- und Sauerkirschen, sowie Heidelbeeren. Etwas weniger ausgeprägt war dieser Effekt noch bei einer Melonensorte. Kürbisse hingegen schienen kaum betroffen zu sein. Die Wissenschaftler machen dafür den Umstand verantwortlich, dass Kürbisse und Melonen erst im Sommer blühen, wenn die Insektenwelt deutlich aktiver ist als noch im Frühjahr.

Grafik Nahrungsmittel
Die Grafik des Insektenatlas 2020 zeigt deutlich: Ohne Insekten, also Bestäuber, weniger Obst, Getreide, Gemüse Bildrechte: MDR /Maik Schuntermann

Mandeln, die auch untersucht wurden, blühen zwar auch sehr früh im Jahr. Die betrachteten Mandelfarmen hatten allerdings umfangreich auf Honigbienenzucht gesetzt. Überrascht waren die Wissenschaftler davon, dass Wildbienen auch in intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Gegenden aktive Bestäuber waren. Ihnen sei es offenbar gelungen, sich diesen Bedingungen anzupassen.

Bienen bestäuben Äpfel im Wert von über einer Milliarde Dollar jedes Jahr

Die Forscher haben schließlich auch den wirtschaftlichen Wert dieser Bestäuber für einzelne Früchte berechnet. Am höchsten sei die Summe bei Äpfeln, dort erbrachten die Tiere allein in den USA Bestäubungsleistungen im Wert von 1,06 Milliarden Dollar. Auch Wassermelonen (146 Millionen Dollar) und Süßkirschen (145 Millionen Dollar) würde es ohne die Arbeit der Bestäuber nicht geben.

(ens)

2 Kommentare

MDR-Team am 02.08.2020

@part, falls Sie die afrikanisierte Honigbiene (die wegen ihrer Angriffslust oft auch Killerbiene genannt wird) meinen, so ist diese offenbar friedlich geworden: https://www.nature.com/articles/s41467-017-01800-0
Zumindest auf der Insel Puerto Rico: In den letzten 30 Jahren haben die Bienen ihre berüchtigte Aggressivität verloren - ein evolutionärer Prozess, in dem sich die friedlich machenden Erbanlagen durchgesetzt haben.

part am 31.07.2020

Lange hörte man nichts mehr von den Killerbienen, die vor Jahren sogar im mittleren Westen der USA angekommen schienen. Als Mischung von afrikanischen mit südamerikanischen Bienen waren sie nur besonders fleißig im Erkennen von vermeintliche Feinden aber nicht so sehr im Sammeln von Blütennektar. Was ist daraus geworden, kann der MDR näher recherchieren?