Weihnachten Karussel
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Psychologie Weihnachten: Wie uns die Erinnerung wärmt

13. Dezember 2022, 01:00 Uhr

Der sehnsüchtige Advent, der strahlende Heiligabend und das fulminante Fest – all das ist nicht nur Gegenwart, sondern Teil unserer biografischen Erinnerung. Diese hat eine enorme Kraft.

Weihnachten und Heiligabend sind zu einem großen Teil von unseren Kindheitserinnerungen geprägt. Wer hat es nicht gespeichert, das wohlige Gefühl, mit der Mutti die Plätzchen zu backen oder dem Vater am Baum das Lametta zu reichen. Die Aufregung vor dem Weihnachtsmann (und auch ein bisschen Respekt, doch eigentlich ahnte man schon, das im Hintergrund mit dem weißbärtigen Opa irgendwelche Absprachen liefen). Jeder hat eigene, sicher sehr verschiedene Erinnerungen. Interessant ist, dass banale Formulierungen wie 'Erinnerungen, die das Herz erwärmen' tatsächlich einen wahren Kern haben.

Ein internationale Forschergruppe um die Chinesin Xinyue Zhou und den Niederländer Ad Vingerhoets hat herausgefunden: Sentimentale Erinnerungen an vergangene Zeiten haben tatsächlich physische Auswirkungen. In drei Experimenten wiesen die Forschenden nach, dass die Studien-Probanden die Temperaturen um sie herum als wärmer einschätzen, während sie in schönen Erinnerungen schwelgten.

Erinnerungen ließen Temperatur wärmer wirken

In den ersten zwei Experimenten ging es darum, dass Personen bei Musik und Erinnerungen angeben sollten, ob ihnen warm oder kalt ist. Zudem wurden sie gefragt, wie sie die Raumtemperatur einschätzten. Beide Experimente kamen zu gleichen Ergebnissen: Wer in Erinnerungen badete, fror weniger und schätzte die Raumtemperatur im Schnitt zwei Grad höher ein. In einem dritten Experiment wurde die Kraft der Erinnerung noch deutlicher. Die Probanden sollten an schöne und an neutrale Erinnerungen denken und danach ihre Hand in nur wenige Grad kaltes Wasser halten. Erstaunlich: Wer nostalgisch in seinen Erinnerungen badete, hielt tapferer durch und seine Hand bis zu sechs Sekunden länger in das eiskalte Wasser.

Nostalgie ist ein Schutzschild des Wohlbefindens

Nostalgie – das ist das Fazit der Forschenden – ist ein Schutzschild der Seele und des körperlichen Wohlbefindens. Sie bekämpft Kälte und lässt Wärme ums Herz fließen. Weihnachtliche Sentimentalität passt also wunderbar in den Winter – auch wenn sie die Heizung vielleicht nicht komplett ersetzen kann.

(tomi)

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