Eine Frau mit Geschenken
Erst Stress beim Shoppen, dann enttäuschte Gesichter bei der Bescherung. Hätte das auch anders gehen können? Bildrechte: Colourbox.de

Medienwirkung Die perfekte Weihnachtszeit: Woher kommt der Wunschtraum?

17. Dezember 2022, 01:00 Uhr

Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der Träume, Sehnsüchte und Erwartungen. Oft münden die (gar nicht besinnlichen) Advents- und Festtage in Stress und Enttäuschung. Was ist da schief gelaufen? Und wie ginge es besser?

Die Advents- und Weihnachtszeit ist auch eine Zeit der Träume, Sehnsüchte und Erwartungen. Endlich wieder einmal mit den Lieben gemütlich zusammensitzen und Zeit haben. Mit den Kindern basteln, in Ruhe Plätzchen backen, die Großeltern wiedersehen und alte Freunde. Beim gemütlichen Märchennachmittag sich selbst noch einmal wie ein Kind fühlen und sich kuschelig in die Wohlfühl-Komfortzone der Weihnachtstage fallen lassen – soweit zur Theorie. Die Praxis kann (muss aber nicht unbedingt) komplett anders aussehen.

Schon zum Zweiten Advent ist der Großvater verstimmt, weil sich Sohn 1 nicht gebührend für den Adventsgruß bedankt hat. Die alleinstehende Großmutter der anderen Seite wünscht sich eingeladen zu werden, doch sie lebt sechshundert Kilometer entfernt. Ihr in der Nähe wohnender Sohn will sich zur Nachwuchszeugung in die Weihnachtsferien auf eine Ostseeinsel zurückziehen – auch wichtig. Dazu: Geschenkestress, die Sehnenscheidenentzündung, volle Arbeitstage oder auch wohlhabende Mütter anderer Kinder in der Schule, die mit einer Konsumflut einen Adventskalender basteln wollen, der opulenter daherkommt als Heiligabend. Gleichzeitig haben wir wieder den letzten Termin für die Fotokalender-Bestellung verpasst, gerade in letzter Minute die Gans vom Fleischer geholt und dann stoppt der volle Zug am 23. Dezember wegen technischer Probleme – natürlich werden die Anschlusszüge verpasst. Hier hilft nur: immer locker bleiben.

Differenz wischen Erwartungen und Realität

Für Psychologin Annegret Wolf von der Universität Halle liegt der Kern des Übels in der Differenz zwischen unseren Erwartungen und der Realität. "Viele Vorstellungen von perfekten Feiertagen werden medial und durch die Werbung geprägt. Nur schwer oder eben mit großem Zeit- und Kraftaufwand lassen sich diese Idealbilder realisieren", erklärt Wolf MDR WISSEN. Ein ganz normaler Arbeitsalltag mache aufwändige Vorbereitungen jedoch oft unmöglich, "denn in vielen Berufen ist gerade in der Vorweihnachtszeit Hochbetrieb bis zur letzten Minute vor dem Fest".

Geduld ist das Zauberwort

Ist dann der Heiligabend herangerückt und die Familie sitzt zusammen, sind für Psychologin Wolf die nächsten Probleme vorprogrammiert: "Vor allem, wenn Familienmitglieder sonst nicht so viel Zeit miteinander verbringen, muss man damit rechnen, dass nicht alle sofort glücklich und zufrieden sind." Das beginne beim Essen und führe über viele Aspekte, die den Alltag streifen. Oft hätten Familienmitglieder verschiedene Ansichten. Die einen gehen früh, die anderen spät ins Bett, die einen lieben Fernsehen, die anderen wollen sich unterhalten, die einen wollen spazieren, die anderen lieber zum Mittagsschlaf entspannen. Nicht alles ist immer kongruent, doch mit etwas Geduld lässt sich die Dynamik zu einem friedlichen Tenor verweben. Für Psychologin Wolf ist klar: "Weihnachten ist eine schöne Zeit und macht glücklich, aber nur, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert und sich selbst nicht so unter Druck setzt."

tomi

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