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Medienforscher im InterviewDürfen wir über Corona Witze machen?

07. April 2020, 15:33 Uhr

Ist Ihnen am 1. April etwas aufgefallen? Eben. Es war nichts los. Kaum jemand wurde in den April geschickt. Dabei ist Lachen so wichtig. Aber darf man über Corona Witze machen? Ja, sagt Medienwissenschaftler Prof. Dr. Lars Koch, aber nicht alle sind lustig.

Witze über Corona? Natürlich und völlig unproblematisch, sagt der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Lars Koch von der TU Dresden. Und es gibt im Netz jede Menge Beispiele. Auch wenn es da um unser eigenes Verhalten geht, zum Beispiel das Hamstern von Toilettenpapier. Alles kein Problem. "Wir müssen blöde Corona-Witze machen, weil so die Situation für uns erträglicher wird", sagt auch der Psychologe Sebastian Bartoschek in seinem Podcast.

Wenn Witze nicht mehr lustig sind

Schwierig wird es allerdings, wenn wir beginnen, "einzelne Menschen oder ganze Gruppen, vor allem marginalisierte Gruppen herabzusetzen", so Koch. Das reiche von der Benutzung bestimmter Worte, wie etwa "Wuhan-Virus", bis zu Aussagen im Internet, "dass es doch schade sei, dass Angela Merkel eben nicht erkrankt ist". Ansonsten aber gilt: Wagen Sie Humor. Das kann therapeutisch wirken, sagt Moritz Hürtgen, Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic"  im MDR-Gespräch. Oder mit den Worten des Unterhalters Micky Beisenherz: „Wer jetzt befindet, dass das mit dem Humor jetzt mal aufzuhören hat, hat nicht begriffen, wie ernst die Lage ist.“

Humor und Angst sind universell

Dass Humor uns helfen kann, Krisen besser zu meistern, ist vermutlich eine universelle menschliche Konstante. Das gilt aber auch für die Angst. "Man spricht immer von der 'German Angst' und meint damit, dass die Deutschen besonders ängstlich seien“, so Koch. Doch er bezweifelt das ganz stark. Natürlich hat jede Epoche andere Ängste hervorgebracht – Missernten, Kriege, Krankheiten.

"In dem Moment, wo Sie noch an Himmel und Hölle glauben, haben Sie natürlich eine ganz andere Einstellung zum Beispiel zu Todesangst, als in Zeiten, wo immer weniger Menschen religiös sind und irgendwie eher davon ausgehen, dass danach vielleicht nichts stattfindet." Heute erleben wir auch bei den Ängsten eine gewisse Globalisierung, erklärt der Medienwissenschaftler über das Spezialgebiet seiner Forschung: "Ich glaube, ein wichtiger kultureller Faktor für die Frage, wovor wir uns fürchten und wie wir uns fürchten, ist wieder einmal die Populärkultur, und die ist sozusagen globalisiert."

rw/gp

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