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Neue TheorieWoher kommt die DNA?

18. Juni 2019, 13:40 Uhr

In der Wissenschaft gibt es immer noch eine ganz große ungeklärte Frage: Wie ist Leben entstanden? Übersetzt heißt die Frage in der Forschung: Wo kommt unsere DNA her, also unser Erbgut? Wie hat es sich gebildet? Schließlich ist es unsere Bauanleitung und enthält alle wichtigen Informationen zum Leben. Wissenschaftler aus München haben jetzt eine Antwort gefunden. Ihr Ansatz wirft alle bisherigen Theorien über den Haufen.

von Carolin Dörner

Vor vier Milliarden Jahren kracht ein Eisenmeteorit in die Erdatmosphäre und verdampft. Für unsere junge Erde damals keine Seltenheit. Hitze entsteht. Sie löst um sich herum eine Kettenreaktion aus. Stoffe bilden sich, finden zueinander. Am Ende entsteht DNA. Das Ganze könnte sogar ohne Meteorit klappen, würde nur deutlich länger dauern.

Das ist, knapp zusammengefasst, die neue Theorie von Oliver Trapp, Chemie-Professor der Universität München und seinem Team. Die Forscher sind überzeugt: Der Meteorit schafft in der Erdatmosphäre eine perfekte Geburtssituation für DNA. Das ist nämlich gar nicht so einfach:

Professor Oliver Trapp Bildrechte: Ludwig-Maximilians-Universität München

Die Schwierigkeit ist die, dass die kleinen Bausteine der DNA, eigentlich schon relativ komplexe Moleküle sind und die müssen sich erstmal "finden", dass die aufgebaut werden können.

Oliver Trapp, Chemie-Professor

Die DNA scheint zwar aus nicht viel zu bestehen, dafür dass sie unser gesamtes Erbgut beinhaltet. Aber dass ausgerechnet die richtigen Zutaten zueinander finden, dazu gibt es bisher nur Theorien. Die Gängigste in der Wissenschaft war bisher diese: DNA ist über Jahrmillionen aus einem simpleren Gebilde hervorgegangen. Deutlich schneller wäre das nach Trapps Theorie gegangen:

Löste ein Meteroriteneinschlag eine Kettenreaktion aus, die zur Entwicklung von DNA führte? Bildrechte: imago/Panthermedia

Wir gehen mal davon aus, dass sich so bereits vor 4,1 Milliarden Jahren DNA tatsächlich bereits gebildet hat und nicht, wie man bislang angenommen hat, dass es nochmal 400 Millionen Jahre länger gedauert hat.

Oliver Trapp, Chemie-Professor

Aber woher kommen die Bausteine der DNA?

Bewahrheitet sich die Theorie von Trapp und seinem Team, könnte das die Sicht der Wissenschaft darauf, wie Leben entstanden ist, völlig verändern.

Schließlich steckt DNA in allem was lebt. Sie ist eine Art Schlüssel. Ihr Erbgut sorgt dafür, dass Leben immer und immer wieder entsteht. Das Geheimnis ihres Erfolges ist nicht nur, dass sie Unmengen an Daten speichern kann. Sie ist auch noch unglaublich stabil, ein Erfolgsprodukt. Aber auch ein Zufallsprodukt?

Mit den Erkenntnissen, die wir inzwischen haben, bin ich fast überzeugt, dass das eigentlich eine logische Konsequenz ist. Also wenn die Bedingungen vorhanden sind, dass sich solche Substanzen bilden. Insofern würde ich behaupten, dass dieser Prozess, dass Leben entsteht, gar nicht so unwahrscheinlich ist.

Oliver Trapp, Chemie-Professor

Noch haben die Münchner Wissenschaftler nicht das ganze Rätsel gelöst. Sie wissen jetzt woher die Bausteine der DNA kommen. Wie DNA aber zu ihrer typischen Struktur gelangt, wollen sie noch herausfinden.

Dieses Thema im Programm:MDR aktuell | Radio | 18. Juni 2019 | 07:20 Uhr