Spaniens Königin Sofia beteiligt sich mit mehreren Freiwilligen an der Reinigung eines Strandes in der Stadt Rincon de la Victoria, Malaga, Südspanien, 2020.
Mit rechts aufheben, mit links in den Sack: Können auch Königinnen, wie Reina Sofía aus Spanien 2020 in Malaga am Strand zum Wordlcleanupday. Bildrechte: IMAGO / Agencia EFE

Globaler Aufräumtag Hau weg den Müll – und zwar in den Sack!

17. September 2022, 05:00 Uhr

Es braucht nicht viel: den Ekel runtergeschluckt, Handschuh an, Zange in die Hand und mit dem Müllsack losgestiefelt. Heute ist Worldcleanupday, Weltaufräumtag. Rund um den Globus wird saubergemacht. Vielleicht fällt bei skeptischen Zuschauern der eine oder andere Groschen. (Groschen? Was ist das?)

Mit der Umwelt ist es wie mit der Gesundheit: Sie klingelt nie an der Tür, um sich herzlich zu bedanken, dass wir so super auf sie aufgepasst haben, Müll getrennt, Müll vermieden oder wenigstens in entsprechenden Tonnen abgeworfen haben. Die Rechnung, zum Beispiel für schlampigen Umgang mit unseren Zähnen, zahlen wir als Erwachsene beim Zahnarzt. Die Rechnung für sorglosen Umgang mit der Natur: Tja, wer zahlt die eigentlich und wann? Darüber kann man sich sicher super unterhalten, wenn man diesen Samstag mitmacht beim weltweiten Aufräumtag.

Die Webseite "Wordlcleanupday" zeigt sämtliche Aufräumaktionen, die es in Deutschland gibt. Nicht immer sind die Veranstaltungen öffentlich und nicht alle räumen nun an diesem Samstag auf, zum Beispiel wenn Schulklassen ihren Wandertag in der kommenden Woche zum Müllsammeltag ummünzen. Aber das steht im Detail unter jedem einzelnen der Aufräum-Orte und -Tage.

2021: 53 Millionen Kilo Müll, 10 Millionen Zigarettenstummel

An einem Strand in Italien hat ein Mann einen Beutel voll Zigarettenstumpen aufgesammelt. 2020
Ausbeute eines Cleanupdays in Italien Bildrechte: imago images/Pacific Press Agency

Beim letzten weltweiten Aufräumtag am 9. September 2021 hatten sich 14 Millionen Menschen in 191 Ländern weltweit beteiligt, in Deutschland waren in mehr als 800 Städten und Gemeinden rund 190.000 Menschen zugange. Seinen Ursprung nahm der Aktionstag 2008 in Estland, als 50.000 Menschen binnen fünf Stunden Müll aus der Natur klaubten. Inzwischen wird der Tag weltweit zum Anlass genommen, draußen aufzuräumen: 2021 wurden so 41 Millionen Arbeitsstunden geleistet, 53 Millionen Kilo Müll und 10 Millionen Zigarettenstummel aufgesammelt.

Aufräumen fürs gute Gewissen?

An der grundsätzlichen Problematik, dass die Menschheit unendlich viel Müll produziert, ändert weder dieser Aktionstag im September noch andere. Der Weg zu weniger Müll ist unbequem und nicht an einem Tag mit Zange und Müllbeutel begangen: Es sind unsere eigenen Essens-, sowie Verbraucher-Gewohnheiten und die liebe Bequemlichkeit, die dazu führen, dass Woche für Woche die Tonne mit dem Verpackungsmüll schneller voll ist, als wir vermuten.

Bagger vor Müllberg
Wir produzieren gigantische Müllberge: Pro Person 38 kg Plastikmüll pro Jahr in Deutschland, der EU-Pro-Kopf-Durchschnitt liegt "nur" bei 24 Kilo. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd Thissen

Niemand zwingt uns, Kartoffeln im Netz zu kaufen, Zwetschgen in praktischen Plastikschalen, aus denen sie nicht rauskullern und die sich super stapeln lassen und prima in der Fahrradtasche transportieren. Ein gordischer Knoten, den Verbraucher niemals lösen können. Den knotet die Industrie immer enger. Sie sorgt dafür, dass jeder Haushalt Packungen für seinen Bedarf vorfindet, ob Single- oder Vielpersonen-Haushalt, dass Obst-Portionen mundgerecht geschnitten für den Snack im Einkaufswagen landen, Käse, den man nicht vom Stück abhobeln muss; vorgekochte Komplett-Menüs mit Beilage, Gemüse, Fleisch. Mit dem Müll-Aufsammeln an einzelnen Tagen im Jahr lockern wir diesen Knoten für einen Moment, zerschnitten wird er dadurch nicht.

Aber vielleicht motiviert es den einen oder anderen, wenigstens den eigenen Müll nicht mehr in die Pampa zu feuern oder Leute, die es tun, auf den nächsten Mülleimer hinzuweisen.

lfw