Sommerzeit/Winterzeit Uhrumstellung: Chronobiologisch gesehen schadet sie

Dieses Wochenende ist eines von zweien im Jahr, an denen wir die Uhren umstellen müssen. Im Moment schalten wir gerade wieder von europäischer Winterzeit (der Normalzeit) auf Sommerzeit um. Und von jeher fragt nicht nur die Wissenschaft, ob diese Zeitumstellung überflüssig oder möglicherweise für uns Menschen sogar schädlich ist.

Symbilisch: Zeitumstellung
Bildrechte: IMAGO / Alexander Limbach

Zweimal im Jahr wird die Uhr umgestellt, "Zeitumstellung" heißt es umgangssprachlich oft. Ist das sinnvoll? Wissenschaftler Till Roenneberg stellt erst einmal etwas klar: "Zunächst einmal muss man sagen, dass die Zeit nicht umgestellt wird. Deshalb ist das Wort Zeitumstellung schlecht und unpräzise. Das Einzige, das umgestellt wird, sind die Uhren."

Beim Stichwort Uhrumstellung richtet der Wissenschaftler den Blick in eine andere Richtung. Nämlich hin zur Tageszeit – und die richtet sich, wie er sagt, nach einem ganz einfachen Prinzip:

Wenn es um die Tageszeit geht, sollte man eher die Zeit an der Sonnenzeit festmachen, denn die Sonnenzeit ist das Wichtige für unsere Biologie.

Professor Till Roenneberg

Aus chronobiologischer Sicht ist die Uhrumstellung Murks

Wenn wir jetzt im März wieder an den Zeigern unserer Uhren und Wecker drehen und um eine Stunde nach vorne stellen – was hält der Schlafforscher davon? "Relativ wenig", sagt der Wissenschaftler, Erkenntnisse der Chronobiologie zeigen ihm zufolge, dass die Uhrenumstellung gesundheitlich langfristige Folgen hat. Nicht so, dass man sofort krank wird, schränkt er ein. Aber die Uhrenumstellungen haben aus seiner Sicht alle etwas damit zu tun, dass unsere biologischen Uhren mit unseren sozialen Uhren nicht sehr gut zusammen ticken:

Till Roennerberg, 2014
Bildrechte: imago images / argum

Wenn wir das noch vergrößern, hat das gesundheitliche Folgen auf der Ebene des Stoffwechsels und auf der Ebene des Schlafens.

Professor Till Roenneberg

2021 wäre für die Abschaffung der Uhrenumstellung ein idealer Zeitpunkt gewesen, sagt der Schlafexperte. Im normalen Alltag verbringen Leute viel Zeit in der U-Bahn, im Auto, Bus oder Zug, um zur Arbeit zu kommen. Jetzt sind viele im Homeoffice und leben nach dem eigenen Rhythmus.

Weil wir alle eine riesige, große Flexibilität haben. Menschen, die früher anfangen wollen zu arbeiten, das auch tun können: Und die, die das nicht wollen, brauchen das nicht zu tun.

Professor Till Roenneberg

Aus seinen Studien weiß der Wissenschaftler, dass die meisten Menschen ohne das Diktat der Uhr, wenn sie zum Beispiel nicht früh um sieben losfahren müssen, mehr nach ihrer eigenen inneren Uhr leben. Biologisch sei das auch am besten, sagt der Chronobiologe. Wenn die Uhr umgestellt wird, sagt er, werden wir eine Zeitzone weiter nach Osten geschoben, und arbeiten quasi zu den Arbeitszeiten wie in Moskau.

Das Diktat des Weckers - und was es uns eigentlich zeigt

Aber warum folgen wir dem "Diktat des Weckers"? Wir tun das nicht nur weil wir ihn vielleicht auf sechs Uhr gestellt haben, egal, ob Sommer- oder Winterzeit, sondern aus einem anderen Grund. Vom Wecker geweckt werden, bedeutet Schlafforscher Till Roenneberg zeigt generell etwas ganz Eindeutiges:

Wer genug geschlafen hat, wenn die Biologie sagt, 'ich brauche keinen Schlaf mehr', wacht von alleine auf. Wenn man mit Wecker aufsteht, hat man grundsätzlich zu wenig geschlafen.

Müdigkeit
Nach der Uhrumstellung klagen viele Leute tagsüber über Müdigkeit. Bildrechte: IMAGO / Westend61

(mw)

24 Kommentare

Ost - Handwerker vor 26 Wochen

Dieses Uhrenumstellen geht mir gewaltig auf den Zeiger.warum ist es nicht möglich woe vor vielen Jahren zur Mitteleuropäische Zeit zurück zu kehren ?? Es ging doch vorher Jahre lang. Muss man denn heute an allem herumstellen und alles in Frage stellen .

Reiner Wahnsinn am 13.05.2021

OK, Thomas H : Bin leider erst jetzt wieder auf Ihren Beitrag gestoßen, ich spreche Ihnen nicht ab, daß Sie Ihre Meinung vertreten dürfen. Meine Meinung zur Zeitumstellung kennen Sie nun mittlerweile, habe aber kürzlich mit meiner Mutti (in wenigen Tagen 96 Jahre und topfit) über dieses Thema gesprochen und sie setzt sich voll für weiterhin Zeitumstellung ein. (Ergo: Allen Menschen Recht getan, ist eine Kunst die niemand kann!)

astrodon am 05.04.2021

Habe ich gerade gesehen - nichts davon ist für mich überzeugend.
Für den Fall, wir könnten unseren Tag-Nacht-Rythmus selbst bestimmen (ohne Rücksichten auf irgendwen oder -was), wäre es ja alles schön und gut. In dieser Situation ist aber niemand von uns.