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Alte Kriminalfälle"Zodiac-Killer": Ist er wirklich identifiziert?

08. Oktober 2021, 14:30 Uhr

Fünf Menschen hat er in den USA getötet, vielleicht noch mehr: Der Serienmörder "Zodiac" wird seit über 50 Jahren von der Polizei gesucht. Besondere Rätsel geben seine verschlüsselten Nachrichten auf, die er an Lokalzeitungen verschickte. Eine dieser Nachrichten wurde im Dezember 2020 entschlüsselt. Im Herbst 2021 behauptet nun eine Gruppe Privatermittler, der Fall sei gelöst, der Mörder identifiziert.

Update 08.10.2021: Privatermittler wollen Identität des Mörders gelüftet haben

Eine Gruppe von privat Ermittelnden, die sich die "Case Breaker" nennt, sorgt für Schlagzeilen mit der Behauptung, sie hätte den Zodiac-Killer identifiziert.

Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Das 40-köpfige Team besteht unter anderem aus ehemaligen FBI-Personen, Wissenschaftlern für Verbrechensaufklärung und ehemaligen Codeknackern aus dem Staatsdienst. Sie sagen, ein inzwischen verstorbener US-Flieger und Anstreicher sei für die fünf Morde verantwortlich, die dem Zodiac Killer zugeordnet werden. Als Beweise führen sie unter anderen eine Uhr an, die mit Farbspritzern bekleckst ist, die auf einem Militärstützpunkt gekauft wurde und von der Polizei nach dem Mord an Bates gefunden wurde. Auch die Größe der Schuhabdrücke, mit militärischem Profil, die an vier verschiedenen Tatorten gefunden wurden, wiesen auf den ehemaligen Flieger hin, argumentiert die Gruppe weiter. Einer von ihnen, Bill Proctor, sagt in einem TV-Interview, auch viele der Reisen des toten US-Fliegers passten zu den Orten der Morde. Ebenso passten die Narben auf der Stirn, die auf Phantomzeichnungen des Zodiac-Killers zu sehen seien, zu den Verletzungen, die der verdächtige Tote von einem Autounfall davongetragen habe. Das FBI weist indes die Klärung des Falls zurück: "Der Fall ist weiter offen, und es gibt keine neuen Erkenntnisse", heißt es in einer Presseerklärung.

Die Mordserie, die bis heute für Schlagzeilen sorgt, begann im Dezember 1968 mit dem Mord an einer Frau und einem Mann, die in einem Auto erschossen wurden. Im Sommer 1969 dann der nächste Fall, auch hier wurde auf einen Mann und eine Frau in einem Auto geschossen, wobei der Mann überlebte.

Überlebte den Zodiac Killer: Bryan Hartnell Bildrechte: imago images / ZUMA Wire

Später im selben Jahr wurde ein junges Pärchen am Ufer des Berryessa Sees im Napa Valley attackiert. Ein mit Schusswaffe und Messer bewaffneter Unbekannter in einer mittelalterlichen Exekutionshaube überwältigte die 22-jährige Cecilia Shepard und den 20-jährigen Bryan Hartnell, fesselte die beiden und versuchte sie zu erstechen. Im Oktober 1969 wurde in San Francisco ein Taxifahrer erschossen. Der Mörder behauptete in Briefen an die Öffentlichkeit, er habe insgesamt 37 Menschen getötet.

Warum die Zodiac-Mordserie so schwer zu lösen ist

Bis heute gehen die Ermittlungsbehörden von sieben Opfern aus, von denen fünf starben und zwei überlebten. Bis heute weiß man nicht, wer der Täter war. Für die Polizei damals bis heute ein schwerer Fall, denn wie Sergeant William White in einem Fernsehinterview im September 1969 sagte:

In den meisten Mordfällen gibt es ein Motiv. Aber der Typ ist einfach nur ein Mörder, ein verrückter Mörder ohne Motiv, das macht es für uns so schwer, ihn zur Strecke zu bringen.

Sergeant William White

So schwer, dass der Fall auch 2020 nicht geklärt ist.

Warum uns die Mordserie bis heute beschäftigt

Eine perfide Taktik des Mörders, die aufging: Er bezog die Öffentlichkeit mit ein und hinterließ rätselhafte Botschaften, die bis heute nicht alle gelöst sind. In Briefen wandte er sich an Zeitungen und und drohte weitere Morde an, sollten seine Botschaften nicht auf der Titelseite veröffentlicht werden. Teile dieser Briefe waren allerdings nicht in Schriftform verfasst, sondern in Kryptogramm-Codes. Tatsächlich hatten am 1. August 1969, einem Freitag, zwei Tageszeitungen in San Francisco einen Brief mit fast identischem Wortlaut erhalten, unterzeichnet mit einem Tierkreissymbol, was den Absender im Volksmund zum "Zodiac-"(Tierkreiszeichen) Killer" machte. Darin hieß es:

Lieber Herausgeber, ich bin der Mörder der beiden Teenager letztes Jahr Weihnachten am Lake Herman und des Mädchens am 4. Juni. Ich will, dass Sie diesen Code auf der ersten Seite ihrer Zeitung veröffentlichen. Der Code soll in der Nachmittagsausgabe erscheinen.

Lesbare Botschaften des "Zodiac-Killers"

Bildrechte: imago images / ZUMA Wire | MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Zeitungen veröffentlichten die Botschaft des Unbekannten. Der verschlüsselte Teil darin wurde von einem Lehrerpaar schnell dechiffriert. Der Brief enthält perfide Gewaltfantasien, aber keinen Namen. Beim zweiten Brief legt der Mörder nach, erzählt der US-amerikanische Software-Entwickler David Oranchak. Er gilt seit Jahren als weltweit führender Experte für die Verschlüsselungen des "Zodiac-Killers".

Zodiac hat offenbar darauf reagiert, dass sein erster Code so schnell geknackt wurde. Also hat er sich große Mühe gegeben, seinen zweiten Code deutlich komplizierter zu machen. Das Ding war ein Biest!

Diese harte Nuss hat David Oranchak jetzt geknackt, nach mehr als 50 Jahren, zusammen mit dem Software-Entwickler Jarl Van Eycke aus Belgien und dem Mathematiker Sam Blake aus Australien. Wie? Das erklärt Oranchak in einem Video, das er dazu im Netz veröffentlicht hat.

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Wir dachten uns: Wenn Zodiac die Botschaft neu arrangiert hat, dann lass uns herausfinden, wie. Ich habe Sams rund 650.000 Versionen des Texts genommen und sie durch Jarls Dekodierungsprogramm gejagt.

David Oranchak

Das klingt einfach, war es aber nicht. Der Zodiac-Killer hatte schließlich zwei Verschlüsselungsmethoden gleichzeitig angewandt: Zum einen vertauschte er die Buchstaben durch Symbole. Zum anderen ordnete er die Buchstaben im Text um. Und zu guter Letzt unterliefen ihm auch noch Fehler. Nach langer Tüftelei kam dann dieser Text zum Vorschein:

Ich hoffe, dass ihr bei euren Versuchen mich zu fassen viel Freude habt. [Das in der Fernsehshow war ich nicht - was einen Punkt von mir aufwirft:] ich habe keine Angst vor der Gaskammer, weil diese mich noch schneller ins Paradies befördern wird, weil ich nun genügend Sklaven habe, die für mich arbeiten, wo keiner sonst welche hat, wenn er im Paradies ankommt, so dass sie alle Angst vor dem Tod haben. Ich habe keine Angst, weil ich weiß, dass mein Leben nach dem Tode im Paradies ein leichtes sein wird.

31. Oktober 1966: Polizisten sichern am Tatort eine Uhr, die am Boden liegt, in der Nähe des Riverside Campus, wo Bates sich aufhielt. Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Ein bisschen enttäuschend: Man erfährt nicht wirklich etwas über den Mörder, vor allem nicht seinen Namen. Der liegt wohl kodiert in einer weiteren Botschaft von ihm versteckt, aber die ist so kurz, dass es geradezu unmöglich ist, sie zu entziffern. Je kürzer ein Code, desto schwieriger wird es, denn desto weniger Möglichkeiten gibt es. Und so bleibt es weiterhin ein Rätsel: Wer ist der Zodiac-Mörder? Auch das FBI in den USA fragt sich das weiter und twittert: "Die Untersuchungen des FBI San Francisco und der Strafverfolgungsbehörden sind noch nicht abgeschlossen. (...) Obwohl es Jahrzehnte her ist, suchen wir weiter nach der Gerechtigkeit für die Opfer dieser brutalen Verbrechen."

(lfw)

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